Panzer, Blech & Pannen: Deutschlands Rüstungspleiten
Nicht erst seit dem Euro-Hawk-Debakel von Thomas de Maizière stehen Verteidigungsminister in der Kritik: Immer wieder in der deutschen Geschichte gingen Rüstungsprojekte schief.
Höher, weiter, schneller
So lautet das Motto bei den meisten großen Rüstungsprojekten. Überteuert, misslungen, gescheitert: Das ist es, was oft am Ende dabei herauskommt - nicht erst beim aktuellen Debakel um die Drohne Euro Hawk. Vom U-Boot, das kein Salzwasser verträgt, bis zur Absturzserie eines Kampfflugzeugs: Die Liste der Fehlgriffe ist lang. Eine Übersicht.
Schützenpanzer für Zwerge
Auftakt der Pannenserie: Schützenpanzer HS 30. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß bestellt Mitte der 1950er Jahre einige tausend - obwohl er nur ein Holzmodell kennt. Ergebnis: zu enger Innenraum, zu schwache Ketten, Kühlung nicht ausreichend. Die Soldaten riskieren ihr Leben, wenn sie während der Fahrt aussteigen wollen. Nicht weiter tragisch: Die Panzer stehen fast nur in der Werkstatt.
Himmelfahrtskommando Starfighter
Weniger harmlos endet der nächste Fehlgriff: 1958 entscheidet Strauß, die Luftwaffe mit dem Starfighter F 104 des US-Konzerns Lockheed auszurüsten. Von 916 Maschinen stürzen 269 ab, das Wort vom "Witwenmacher" geht um. Bis 1984 sterben insgesamt 116 Starfighter-Piloten. Der Bundesrechnungshof wirft Strauß vor, Milliarden verschleudert zu haben. Der Verdacht von Korruption wird nie ausgeräumt.
U-Boot mit Meerwasserallergie
Auch der Anfang auf rauer See ist mühsam: Das erste bundesdeutsche U-Boot der Klasse 201 nach dem 2. Weltkrieg soll das modernste dieser Größe werden. Doch schon nach kurzer Zeit machen sich Risse in der Außenwand bemerkbar: Der verwendete Stahl hält dem Meerwasser nicht stand. Immerhin: Der Nachfolger der U-Boot Klasse 205 kann dann ohne Auflösungserscheinungen in die Weltmeere abtauchen.
Pannenschiff für 200 Millionen
Die deutsche Marine bleibt ihrer Patzer-Tradition treu: Das Kriegsschiff "Korvette 130" ist bis heute nicht richtig einsatzfähig. Seit Inbetriebnahme 2008 reiht sich eine unliebsame Überraschung an die nächste. Lose Schrauben, Schimmelbildung, Probleme mit der Kupplung, schlechte Bewaffnung: Die Liste der Mängel ist lang. 2014 sollen die Nachbesserungen abgeschlossen sein.
Kostentreiber Eurofighter
Stolz steigt Bundeskanzler Gerhard Schröder 2003 in das Cockpit eines Eurofighters: das bislang langwierigste und teuerste Projekt der Bundeswehr. Der Kampfjet macht nicht immer Freude: Bei einem Testflug stürzt eine Maschine ab, weil die Steuerung versagt. 2010 streiken die Schleudersitze, alle 55 Eurofighter müssen am Boden bleiben. Kostenpunkt am Ende: 90 statt 50 Millionen Euro - pro Stück.
Zahnloser "Tiger"
Verspätet und deutlich verteuert zum Einsatz kommt auch der Kampfhubschrauber "Tiger". Offiziere der Bundeswehr bezeichnen ihn zudem als ungeeignet für den Kampfeinsatz in Afghanistan: Er sei nicht genügend bewaffnet, um sich gegen Angreifer zur Wehr zu setzen. Offiziell bezeichnet man ihn deshalb nicht mehr als Kampf-, sondern nur noch als Unterstützungshubschrauber.
Prestigeprojekt mit Hindernissen
Auch bei neueren europäischen Projekten läuft nicht alles rund: Der Airbus A400 M soll in einigen Ländern veraltete Transportflugzeuge ersetzen, vor allem die deutsch-französische Transall. Eigentlich sollte er längst am Start sein, doch das Prestigeprojekt scheitert immer wieder an diversen technischen Problemen. Immerhin: Bis 2020 sollen alle A400-Maschinen für Deutschland ausgeliefert sein.