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Palmöl soll nachhaltig werden

Helle Jeppesen11. Januar 2014

In fast jedem zweiten Supermarkt-Produkt steckt Palmöl. Der Nachteil: Für neue Palmölplantagen werden Regenwälder abgeholzt. Einer der weltweit größten Palmöl-Hersteller will jetzt nachhaltig produzieren.

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Palmölplantage auf Sumatra (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Palmöl wird preiswert hergestellt und ist vielseitig einsetzbar. Unter dem Begriff "pflanzliches Öl" steckt es in Lebensmitteln. Auch viele Kosmetika, Reinigungsmittel oder Biokraftstoffe enthalten Palmöl.

Der Konzern Wilmar International aus Singapur hat eine Kehrtwende angekündigt: Er will Palmöl nur noch klimaschonend und waldfreundlich produzieren. Die Ankündigung hat Gewicht: Denn fast die Hälfte der weltweiten Palmöl-Produktion wird von Wilmar International vermarktet.

"Wir konzentrieren uns zuerst auf den Palmöl-Sektor. Später sollen andere Produktgruppen folgen", schreibt Nachhaltigkeits-Managerin Sharon Chong von Wilmar International auf Anfrage der DW.

Nachhaltig auch in Afrika

Wilmar-Plantagen und Geschäftspartner in Afrika seien Teil der neuen Konzernrichtlinie, so Chong. Diese soll weltweit sowohl in den eigenen Betrieben als auch in allen Zulieferbetrieben bis Ende 2015 umgesetzt werden.

Wilmar International ist bereits Mitglied der Organisation Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO), die freiwillige Mindeststandards für die Palmölproduktion vorgibt. Susan Chong gibt zu, dass sich die Umsetzung der RSPO-Richtlinien nur langsam durchsetzt. Doch für Wilmar sei die neue Strategie deren logische Weiterentwicklung.

Demo gegen Palmöl Anbau in Berlin (Foto: DW)
Demonstration in Berlin gegen Palmöl-AnbauBild: Watch Indonesia! e.V.

Druck von Umweltverbänden

Die Ankündigung des Konzerns kam nur zwei Monate nach der Veröffentlichung eines Greenpeace-Berichts über die Umweltsünden von Wilmar in den beiden Hauptproduktionsländern Indonesien und Malaysia. Unter dem Titel"Lizenz zum Töten"beschreibt der Greenpeace-Bericht die immer weiter voranschreitende Vernichtung des Nationalparks Tesso Nilo auf Sumatra, wo durch illegale Brandrodung der Lebensraum von Sumatra-Tigern und anderen Tieren vernichtet wird.

Gesche Jürgens, Wald-Expertin bei Greenpeace, bezeichnet die Ankündigung von Wilmar International als eine neue Hoffnung für Umwelt und Menschen. "Sie hat das Potenzial, den Palmölsektor wirklich zu transformieren", meint sie. "Ganz sicherlich werden wir uns als Greenpeace auch bei der Umsetzung und vor allem auch bei der Kontrolle einbringen, um sicherzustellen, dass Wilmar diese Richtlinien auch umsetzt", so Gesche Jürgens.

Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen

Dazu gehören auch faire Arbeitsbedingungen. Entstanden ist das neue Nachhaltigkeitskonzept von Wilmar in Zusammenarbeit mit den Organisationen Climate Advisers, einer US-Beratungsfirma, und The Forest Trust, einer gemeinnützigen Organisation, die bereits Konzerne wie Nestlé beraten hat, als es um die Etablierung von nachhaltigeren Lieferketten ging.

Gesche Jürgens, Waldexpertin bei Greenpeace (Foto: Greenpeace)
Wird Wilmar auf die Finger schauen: Waldexpertin Gesche Jürgens von GreenpeaceBild: Andreas Varnhorn/Greenpeace

"Wir wollen die Waldvernichtung aufhalten und gleichzeitig die Ausbeutung der Menschen verhindern, die durch Landraub und schlechte Arbeitsbedingungen in der Palmölindustrie betroffen sind", sagt Scott Poynton, Vorsitzender der Umweltorganisation The Forest Trust.

Vom Schlusslicht zur Spitzenposition

Der Konzern verspricht, öffentlich über die erzielten Fortschritte zu berichten und lädt NGOs, Regierungsvertreter und andere dazu ein, den Prozess kritisch zu begleiten. Wenn es gelingen würde, die Maßnahmen bis Ende 2015 umzusetzen, wäre das "eine Kehrtwende, die so noch keine andere Branche geschafft hat", sagt Scott Poyton.

2012 landete Wilmar noch auf dem allerletzten Platz des Green Ranking Index des Magazins Newsweek über die Nachhaltigkeit der 500 größten börsennotierten Unternehmen weltweit. Mit den neuen Richtlinien könnte das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren zu den ersten zehn gehören, meint Scott Poyton.

Die umweltfreundlichere Produktion von Palmöl gehört auch zur Marketing-Strategie des Konzerns. Ab dem 13. Dezember 2014 wird in der EU die Kennzeichnungspflicht für Nahrungsmittel umgesetzt: Dann muss auf dem Etikett aufgelistet sein, welche pflanzlichen Öle und Fette in Lebensmitteln stecken. Für Kosmetika und Reinigungsmittel gelten die Vorschriften allerdings nicht - in diesem Fall steht auf einem Produkt weiterhin nicht, ob es Palmöl enthält.