Osterbräuche
Religion und Volkstümliches
Ostern ist das wichtigste Fest der christlichen Kirchen. Die bekanntesten Ostersymbole und -bräuche haben aber nur zum Teil einen religiösen Hintergrund. Ostereier, Osterhase und Osterlamm haben über die Jahrhunderte ein volkstümliches Eigenleben entwickelt und sind mit heidnischen Bräuchen verschmolzen. Dass Ostern das Fest der Auferstehung Jesu Christi ist, wissen immer weniger Deutsche.
Am Gründonnerstag ...
... wird in der katholischen Kirche an das letzte Abendmahl erinnert, das Jesus zusammen mit seinen Jüngern feierte. Hier brach er das Brot und trank mit allen aus einem Becher. Das Ritual wurde zur zentralen christlichen Gedächtnisfeier in Gottesdiensten und auf vielfache Weise in Kunstwerken und Kirchenliedern verewigt.
An Karfreitag ...
... wird an den Tod Christi erinnert. In manchen Gemeinden finden dazu Prozessionen statt, die den Leidensweg Jesu darstellen. Der Karfreitag ist in der katholischen Kirche ein strenger Fastentag. Er gehört zur österlichen Dreitagefeier, die bis zur Osternacht dauert. Die religiöse Tradition, freitags kein Fleisch zu essen, geht auf den Karfreitag zurück.
Ostereier
Ob Christ oder nicht, kein Ostern ohne bunte Eier. Traditionsgemäß werden sie von den Eltern am Ostersonntag versteckt und von den Kindern gesucht. Für Christen ist das Ei ein Sinnbild der Auferstehung. Seit dem Mittelalter war während der Fastenzeit das Essen von Fleisch und Eiern durch die Kirche verboten. Damit sie nicht verdarben, wurden die Eier gekocht, verziert und oft auch verschenkt.
Osterhase
Biologisch sinnvoll ist es nicht, dass ein Hase die Ostereier bringt. Aber er passt in die Jahreszeit und gilt als Frühlingsbote. Außerdem ist er wegen seiner meist zahlreichen Nachkommen ein Symbol der Fruchtbarkeit. In früheren Jahrhunderten brachten auch Hähne und Störche allerlei Gaben. Heute bringt sie nur noch der Hase: vor allem bunt bemalte Eier und - anders als früher - reichlich Süßes.
Osterlamm
Das Osterlamm geht auf das jüdische Ritual zurück, am Passah-Fest ein Lamm zu schlachten. Der Brauch erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Sie markierten ihre Türen mit dem Blut von Lämmern, um vom Todesengel Gottes verschont zu werden. Im Christentum ist das Lamm ein Symbol für den unschuldig leidenden Jesus. Beim Lamm als Osterkuchen ist diese Geschichte jedoch kaum präsent.
Osterkerze
Ursprünglich erhellte die Osterkerze den Gottesdient in der Osternacht. Ihr Licht steht für die Erleuchtung der Gläubigen durch die Rückkehr Christi ins Leben. Sie symbolisiert den Sieg Jesu über Tod und Sterben. Mit der Osterkerze werden alle anderen Kerzen entzündet. So wird die Erleuchtung symbolhaft weitergegeben.
Osterfeuer
Den Brauch des Osterfeuers kannten schon die Germanen. Die lodernden Flammen sollten den Winter mit seinen Entbehrungen, aber auch Geister und Dämonen vertreiben. Außerdem sollte der Schein des Feuers Glück bringen. Heute werden Osterfeuer vor allem von Familien und Dorfgemeinschaften auf dem Land entzündet, um gemeinsam Ostern zu feiern.
Osterläuten und Osterratschen
Am Ostersonntag verkünden die Kirchenglocken mit lautem Ton die frohe Botschaft der Auferstehung. In katholischen Kirchen sind sie seit Gründonnerstag verstummt. Danach darf dort nur noch Holz angeschlagen werden, weshalb in manchen katholischen Gegenden Kinder mit Rasseln und Klappern durch die Straßen ziehen und die Gläubigen an Gebet und Kirchgang erinnern.
Osterwasser
Einige Bräuche - wie das Holen des Osterwassers - sind fast ausgestorben. Es wird in der Nacht vor Ostersonntag von jungen Frauen aus einem Fluss geschöpft. Das Osterwasser gilt als Symbol des Lebens. Es soll jung und schön erhalten und die Fruchtbarkeit fördern, wenn man auf dem Hin- und Rückweg schweigt. Bei der slawischen Minderheit der Sorben in Ostdeutschland existiert der Brauch noch.
"Ticken", "ditschen", "dotzen"
Gewonnen hat der, bei dem das Ei ganz bleibt. Ostereier aneinander zu stoßen ist in verschieden Regionen Deutschlands ein beliebtes Spiel beim Osterfrühstück, vor allem in Bayern und im Rheinland. Ein Brauch ganz ohne religiösen Bezug und Hintergrund.
Osterspaziergang
Was heute eher der Erfrischung nach dem Osteressen gilt, hat durchaus traditionellen Hintergrund. Beim Osterspaziergang wurde nach der langen Winterzeit der Frühling und die aufblühende Natur begrüßt - in angemessener Sonntagskleidung. Goethe hat ihn in seinem berühmten Drama "Faust" verewigt. Heute laden vor allem Kirchengemeinden und Wandervereine zum traditionellen Osterspaziergang ein.
Ostermärsche
Der erste Ostermarsch in Deutschland fand 1960 statt. Seitdem haben sie hierzulande Tradition. Ursprünglich protestierten die Teilnehmer gegen die geplante Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen und die grundsätzliche atomare Aufrüstung während des Kalten Krieges. Heute sind in den Demonstrationszügen unterschiedliche Friedensgruppen und Umweltschützer vereint.