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"Mein Tod wäre das Ende der Demokratie"

Nádia Issufo30. Mai 2016

Er lebt im Untergrund und war schon totgeglaubt. Jetzt will Mosambiks Oppositionsführer Afonso Dhlakama den Präsidenten treffen - obwohl er um sein Leben fürchtet. Im DW-Gespräch nennt er Bedingungen für Verhandlungen.

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Afonso Dhlakama (Foto: picture alliance)
Bild: picture alliance/dpa/A. Silva

DW: Herr Dhlakama, es wird berichtet, dass Regierungssoldaten die Gorongosa-Berge umzingeln. Können Sie diese Informationen bestätigen?

Afonso Dhlakama: Ja, das ist korrekt. Hier in der Region Gorongosa befinden sich zurzeit viele Soldaten von der Eingreiftruppe der FRELIMO (die "mosambikanische Befreiungsfront" ist Mosambiks Regierungspartei - Anm. d. Red.). Sie versuchen, uns einzuschüchtern. Aber wir haben das kommen sehen. Die Strategie der FRELIMO scheint darin zu bestehen, mich durch Angriffe zu zwingen, diese Region zu verlassen und nach Maputo zu gehen. Das ist arglistig. Wir haben bereits eine Delegation zu Gesprächen mit der FRELIMO entsandt. Sie verhandeln über die Themen, die in zukünftigen Verhandlungsrunden auf den Tisch müssen. Wenn sie mich jetzt belagern und auf uns schießen, heißt das, sie wollen nicht wirklich verhandeln. Sie wollen nur, dass die Europäer denken, sie wollten verhandeln. Denn sie wissen, dass die Forderungen der RENAMO legitim sind. Deshalb behindern sie die Gespräche.

Die Gespräche, die seit einigen Tagen in der Hauptstadt Maputo stattfinden?

Ich sage, sie behindern sie. Denn hätte ich 300 bewaffnete Männer losgeschickt, um den Palast von Präsident Nyusi zu belagern oder auch nur 30 Kilometer außerhalb von Maputo Stellung zu beziehen, hätte das weltweit für Aufsehen gesorgt. Die Europäische Union hätte mich verurteilt und einen Terroristen genannt. Die Botschafter hätten mich angerufen. Mein Ruf würde leiden. Aber niemand scheint sich daran zu stören, wenn Regierungstruppen hier in Gorongosa Stellung beziehen. Niemand verurteilt die Belagerung. Es ist, als wären wir Tiere. Auch unsere wohlmeinenden internationalen Freunde sollten wissen: Es kann keine ernsthaften Verhandlungen geben, solange der RENAMO-Führer belagert wird.

Sie haben die Verhandlungen in Maputo erwähnt. Welche Forderungen stellt die RENAMO an die Regierung?

Wir wollen, dass FRELIMO versteht, dass Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nur möglich sind, wenn die mosambikanischen Behörden vernünftig arbeiten. Vor allem wollen wir die Gouverneure in den sechs Provinzen stellen, in denen wir die Wahlen gewonnen haben. Das ist unsere Hauptforderung. Wir wollen das Land nicht spalten, aber diese Forderung werden wir nicht zurücknehmen. Es ist nicht nur unsere Forderung - sondern die von Millionen. Und wir wollen die Versöhnung unserer bewaffneten Kämpfer mit der Armee, wie es im Friedensabkommen von 1992 vorgesehen ist. Unsere Männer sollen Führungspositionen in der Armee einnehmen. Es gibt noch andere kleinere Punkte, aber unsere Liste ist nicht sehr lang, weil wir schnell eine Einigung erreichen wollen.

Werden Sie darauf bestehen, internationale Vermittler in die Verhandlungen einzubinden?

Wir haben die Europäische Union, die katholische Kirche von Mosambik und Südafrika als Vermittler vorgeschlagen. Die Regierung will keine Ausländer dabeihaben, aber ohne sie werden wir kaum eine Einigung erzielen. Jedes Land braucht Vermittler in so einem Konflikt. Das Friedensabkommen von 1992 ist durch Vermittlung der italienischen Gemeinschaft Sant'Egidio und der katholischen Kirche von Mosambik zustande gekommen. Die Regierung wird sich zu dem Thema äußern müssen.

Wird es ein Treffen mit Präsident Filipe Nyusi geben?

Niemand hat etwas dagegen einzuwenden. Aber es muss gut vorbereitet sein. Wir können uns nicht treffen, um Hände zu schütteln und in die Kameras zu lächeln - und dann nichts entscheiden. Das wäre ein Ärgernis für das mosambikanische Volk und eine Enttäuschung für die ganze Welt. Erst müssen die Delegationen eine Einigung erzielen, damit wir etwas zu unterschreiben haben.

Würden Sie eine Position als Vizepräsident annehmen, wenn die Verfassung entsprechend geändert wird?

Nein. Ich gehöre nicht zur politischen Linken, sondern zur rechten Mitte. Ich sehe nicht, dass ich oder irgendjemand anders von der RENAMO mit der FRELIMO zusammenarbeiten könnte. Das wäre der Tod der Demokratie in Mosambik. Und es wäre das Ende der RENAMO.

Glauben Sie, dass die Regierung plant, Sie umbringen zu lassen?

Ja, weil ich schon zuvor knapp dem Tod entkommen bin. Letzten September bin ich angegriffen worden, als ich in der Manica-Provinz unterwegs war. Im gleichen Monat hat mich eine Einheit von 250 Mann außerhalb der Hauptstadt Maputo angegriffen. Doch ich bin entkommen. Am neunten Oktober wurde mein Haus belagert und dann eingenommen (siehe Bild oben - Anm. d. Red.). Ich habe keinerlei Zweifel. Sie glauben, mein Tod wäre das Ende der RENAMO, das Ende der Demokratie in Mosambik, denn die FRELIMO hat nie an die Demokratie geglaubt.

Das Interview führte Nádia Issufo.

Afonso Dhlakama ist Vorsitzender der größten Oppositionspartei Mosambiks, RENAMO (Nationaler Widerstand Mosambiks). Er hält sich seit Oktober 2013 in der Region Gorongosa versteckt. Weil sie sich von der Regierung um ihre Macht betrogen sieht, hat die RENAMO einen Friedensvertrag von 1992 aufgekündigt und den bewaffneten Kampf wiederaufgenommen.