Olympischer Friede
14. Juli 2012Kommentatoren sprechen von der größten Sicherheitsoperation seit dem 2. Weltkrieg. Dramatische Ereignisse wie bei den Olympischen Spielen in München 1972 sollen in London auf jeden Fall verhindert werden und die terroristische Bedrohung ist seit dem sicherlich nicht geringer geworden. Der Aufwand ist also gigantisch und um so schmerzlicher ist die jüngste Panne: Die für die Absicherung der Spiele in der britischen Hauptstadt engagierte Firma G4S hatte schlicht nicht genug ziviles Personal rekrutieren können, und das trotz einer Rechnung über 300 Millionen Pfund.
Nach tagelanger Kritik reichte G4S nun seine öffentliche Entschuldigung nach. "Wir sind tief enttäuscht, dass wir nicht in der Lage waren, unseren Vertrag mit dem Organisationskomitee LOCOG voll zu erfüllen", heißt es da vom Vorstandschef des weltgrößten Sicherheitsdienstleisters, Nick Buckles, in London. Premierminister David Cameron verlangte, das Unternehmen zur Kasse zu bitten. G4S-Chef Buckles wurde zudem vor den Innenausschuss des Unterhauses geladen, um sich zu rechtfertigen.
Nun muss das britische Militär ausrücken und aushelfen. Weitere 3500 Soldaten sollen die Lücken schließen, ihnen wurde der Urlaub gestrichen. Die meisten sollen von deutschen Standorten kommen. Damit werden insgesamt 17.000 Mitglieder der Army, Navy und Air Force rund um die Sommerspiele im Einsatz sein, mehr als in Afghanistan.
London hat aufgerüstet
Neben den Soldaten sind mehr als 30.000 weitere Personen für die Sicherheit im Einsatz. Schon jetzt glichen Eingänge zum Olympiapark zeitweise einem Feldlager. Die Polizei stellt 12.500 Beamte für Olympia ab, der britische Geheimdienst MI5 angeblich nochmals 3800 Agenten. Seitens privater Sicherheitsdienste sind 16.000 Mitarbeiter in der Themse-Metropole vor Ort. Insgesamt investiert die britische Regierung umgerechnet 662 Millionen Euro in die Terror- und Gefahrenabwehr bei Olympia. Am Freitag hatte das größte Schiff der britischen Kriegsmarine, der Hubschrauberträger HMS Ocean, auf der Themse vor Greenwich Stellung bezogen.
In der Nacht zum Samstag traten umfangreiche Beschränkungen des Luftverkehrs über London und Teilen Südostenglands in Kraft - die britische Royal Air Force kündigte an, diese im äußersten Notfall auch per Schussbefehl durchzusetzen. Das Flugverbot bleibt bis zum 15. August in Kraft und betrifft Kleinflugzeuge, Segelflieger und Heißluftballons. Große Verkehrsflugzeuge können die gewohnten Routen nutzen.
Organisationschef Sebastian Coe wischte alle Bedenken hinweg und versicherte: "Wir sind ganz klar bereit, hervorragende Spiele abzuliefern". Selbst das berüchtigte Wetter im Königreich werde mitspielen, wenn er auch "keine Hotline zum Allmächtigen" habe, flachste Coe vor der Presse. Der britische Wetterdienst gab für das völlig verregnete England derweil neue Unwetterwarnungen heraus. Auch die Olympia-Stadt London sei betroffen: Man solle sich auf schwere Regenfälle und örtliche Überflutungen einstellen...
SC/gmf (rtre, dpa, APE)