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Die Vergangenheit retten

Gianna Grün5. Juli 2013

Alte Bücher und alte Zeichnungen sind die Leidenschaft von Olga Darcanova aus Litauen. Mithilfe von Chemie will sie sie vor dem Zerfall bewahren.

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03.07.2013 DW Nobelpreisträgertreffen 2013, Projekt Zukunft, Lindau, 63rd Nobel Laureate Meeting Olga Darcanova
03.07.2013 DW Nobelpreisträgertreffen 2013, Projekt Zukunft, Lindau, 63rd Nobel Laureate Meeting Olga DarcanovaBild: DW/Gianna Grün

Neugierig sind sie alle Teilnehmer des Nobelpreisträgertreffens - wir erzählen die Geschichten von jungen Forschern, die ihre Motivation aus ungewöhnlichen Dingen beziehen.

Wie würdest Du Deine Forschung Deiner Oma oder Deiner kleinen Schwester erklären?

Ich arbeite mit Kulturerbe: Alte Bücher, alte Briefe, alte Gemälde – weil ich alte Sachen liebe. Ich möchte sie schützen und für kommende Generationen erhalten. Dafür benutze ich Chemikalien. Natürlich arbeite ich dabei nicht mit echten alten Sachen, sondern ich nutze alte Belege, alte Tinte, die ich selbst herstelle. Mithilfe von Chemikalien lasse ich beides altern. Danach beginnt meine eigentliche Arbeit: Ich gebe weitere Chemikalien hinzu, um zu sehen, was sich verändert: die Farbe, die Textur, die Kraft, die man braucht, um es zu zerreißen. Damit ich am Ende dann die perfekte Mischung aus Chemikalien finde, um alte Gegenstände zu konservieren.

Wie bist Du zu diesem Forschungsthema gekommen?

Ein bisschen durch Zufall. In Litauen muss man drei Fächer angeben, die man studieren will. Meine erste Wahl war, an die Kunsthochschule zu gehen und Grafik zu studieren. Aber irgendwie habe ich die Aufnahmeprüfungen dafür verpasst und so meine zweite Wahl, Chemie, bekommen. Aber ich wollte nicht Biochemie lernen und habe mich in meinem Bachelor deswegen für "Chemie für Konservierung" entschieden. Ich war wirklich überrascht, dass ich dann nicht nur alle möglichen Chemievorlesungen hatte – analytische, organische oder Polymer-Chemie, sondern dass es auch um Kunst ging: Ästhetik, Philosophie, Gebäude, Bilder, Papier. Und Papier hat mir am besten gefallen.

Was motiviert Dich, daran zu arbeiten?

Es ist wie Magie zu sehen, wie sich Materialien verändern, wenn Du Chemikalien hinzugibst. Und dass diese Veränderung von der Menge an Chemikalien abhängt. Es ist toll, Vorher-Nachher-Bilder zu vergleichen und zu wissen, dass Du diese Veränderung selbst herbeigeführt hast. Diese Ergebnisse sind es, die aufregend für mich sind und mich motivieren.

Und was inspiriert Dich?

Mit motivierten Menschen zu arbeiten und ihre Leidenschaft – für egal welches Fach – zu erleben.

In Deiner Forschungsmotivation hast Du geschrieben, dass wissenschaftliches Wissen wichtig für die Menschen ist – was für ein wichtiges Wissen schaffst Du mit Deiner Arbeit?

Für mich ist wichtig, dass die Chemikalien, die ich benutze, nicht mir, den Dokumenten oder der Umwelt schaden. Ich will ja keinen Schaden anrichten, sondern umgekehrt welchen vermeiden. Und wenn man alte Dokumente bewahren kann, die historisch oder kulturell wichtig sind, dann ist das auch was Gutes für die Menschen.

Was ist die eine Sache, die Du erreichen willst, bevor Deine wissenschaftliche Karriere irgendwann endet?

Ich weiß nicht, ob ich am Ende wirklich die perfekte Mischung finde, aber ich versuche es. Bislang ist es einfach schon toll und zufriedenstellend, überhaupt daran zu arbeiten.

Wie heißt "Wissenschaft" in Deiner Muttersprache?

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