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Interview WM-Experte Olaf Thon

22. Juni 2010

Der WM-Experte der Deutschen Welle, Olaf Thon, glaubt an einen Sieg der DFB-Auswahl im entscheidenden Gruppenspiel gegen Ghana. Das Team sollte bis auf Cacau für den gesperrten Klose nicht verändert werden.

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Der ehemalige Nationalspielers und jetzige DW-WM-Experten Olaf Thon
Bild: Olaf Thon

DW-WORLD.DE: Olaf Thon, für die deutsche Nationalmannschaft hat die K.o.-Runde quasi schon begonnen. Sie muss gegen Ghana gewinnen, um sicher weiter zu kommen. Wie sehen sie die Chancen?

Olaf Thon: Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, mit einem Sieg weiter zu kommen. Sonst sehe ich schwarz für uns, weil Serbien höchstwahrscheinlich gegen Australien auch gewinnen wird. Und von daher reicht ein Unentschieden nicht aus. Das ist vielleicht auch ganz gut, dass wir nicht wie gegen Serbien zu sehr auf Abwarten spielen. Denn die Serben haben höchstwahrscheinlich das Spiel gewonnen, weil sie von Anfang an Druck gemacht haben. Dazu kam natürlich noch das dumme Foul von Miroslav Klose.

Klose fehlt wegen seiner gelb-roten Karte. Wen würden sie für ihn einsetzen?

Cacau ist die Nummer eins hinter Klose, und ich hätte ihm auch zugetraut, schon vorher von Anfang an zu spielen. Aber jetzt ist er gefragt und wird auch seinen Mann stehen. Er ist beweglich, er hat einen tollen Schwerpunkt, er kann den Ball halten, so dass die offensiven Mittelfeldspieler wie Lukas Podolski, Thomas Müller und Mesut Özil nachrücken können. Ich glaube, dass wird sehr gut harmonieren gegen die doch unbeweglichen Ghanaer.

Nationalspieler Holger Badstuber und Bundestrainer Joachim Löw (Foto: dpa)
Löw sollte Badstuber in der Anfangself belassenBild: picture-alliance/dpa

Wie sieht das in der Abwehr aus? Muss der Bundestrainer da umstellen, vielleicht einen Seitenwechsel vornehmen, Philipp Lahm für Holger Badstuber spielen?

Ich würde nichts verändern und auch Badstuber im Team lassen. Sein Fehlverhalten gegen Serbien war nicht so gravierend, dass man ihm jetzt die Schuld zuschieben und auswechseln sollte - vielleicht gegen Marcel Jansen, der einen weitaus offensiveren Part spielt. Von daher würde ich nicht so viel ändern, denn das würde vielleicht das ganze Nationalteam durcheinander bringen.

Auf welche Taktik sollte der Bundestrainer setzen, voll auf Angriff oder eher doch abwartend?

Wir spielen mit dem 4-2-3-1-System: mit der Viererkette hinten, dann mit Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld, dann die drei bereits erwähnten Offensiven und vorne Cacau. Das hat sich bewährt. Man kann dann noch umstellen, nachlegen, wenn man Probleme hat. Es gibt aber auch die Möglichkeit mit zwei Stürmern zu spielen. Nur, wer hätte es verdient, vorne rauszukommen? Ein Podolski nicht, der Riesenchancen hatte, ein Müller erst recht nicht, und ein Özil auch nicht. Von daher bietet sich diese Form von 4-2-3-1 an.

Kevin-Prince Boateng wird wahrscheinlich spielen. Er hatte ja für Michael Ballacks Ausfall gesorgt. Sollte man auf ihn besonders achten?

Man muss sicherlich darauf achten, jetzt im Spiel nicht Revanche nehmen zu wollen, wenn es ein wenig hitziger wird. Es ist ja ein K.o.-Spiel. Von daher heißt es: Ruhe bewahren. Das ist ja die Stärke der Europäer, und ob Ghana wirklich so cool bleibt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wer die meiste Geduld hat, der wird auch das Spiel gewinnen. Auf der anderen Seite sind wir sowieso fußballerisch besser. Von daher gibt es nur einen Sieger und der heißt Deutschland.

Cacau in Jubelpose (Foto: AP)
Thon plädiert dafür, den gebürtigen Brasilianer Cacau im Sturm für den gesperrten Klose einzusetzenBild: AP

Ihr Tipp schließlich für das Deutschlandspiel gegen Ghana?

Wir müssen von Anfang an Druck machen. Mit wem auch immer. Ich hoffe, dass Löw die Mannschaft so belässt wie bisher. Mit der einzigen Veränderung Cacau für Klose und dann sollte es doch gelingen, Ghana 2:0 zu besiegen.

Wie sehen sie das Abschneiden der großen Europäer, der Deutschen, der Franzosen, der Engländer, Italiener und Spanier? So berauschend war das ja bisher alles nicht.

Das ist alles noch durchwachsen. Aber Spanien wird höchstwahrscheinlich weiterkommen. Gegen Chile kann man gewinnen. Die Italiener haben auch die Möglichkeit, gegen die Slowakei weiterzukommen. Auch Dänemark hat noch eine Chance in der Niederlande-Gruppe, Deutschland sowieso. England hat auch noch eine Chance. Auch wenn sie sich schwer tun, werden sich die europäischen Spitzenmannschaften letztendlich durchschlagen und dann durch das Turnier reinkämpfen, wie die Deutschen an vorderster Front.

Wie sehen sie die Brasilianer und die Portugiesen. Die haben ja doch ein wenig geglänzt.

Portugal hat durch den 7:0-Erfolg gegen Nordkorea schon gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist. Und Brasilien ist Titelfavorit Nummer eins vor Argentinien.

Die Fragen stellte Arnulf Boettcher
Redaktion: Andreas Ziemons

DW-Radio überträgt das WM-Spiel Deutschland gegen Ghana an diesem Mittwoch (23.06.2010) live ab 20.30 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit.