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"Die USA können nicht wegsehen"

9. August 2014

Die USA werden nach den Worten von Präsident Obama ihre Luftangriffe gegen die IS-Terroristen im Nordirak fortsetzen. Mehr als 600.000 Menschen sind ins Kurdengebiet geflüchtet.

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Jesiden im irak auf der Flucht (Foto: Anadolu Agency)
Bild: picture alliance/AA

Es gebe keinen Zeitplan für die Dauer der Luftangriffe auf die Kämpfer der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS, früher ISIS) im Norden des Irak, sagte US-Präsident Barack Obama in Washington. Die USA würden die Kurden und die irakische Zentralregierung weiter militärisch unterstützen. Bei den bisherigen Luftangriffen seien Waffen und Militärgerät der sunnitischen Extremisten zerstört worden. Eine Entsendung von US-Bodentruppen schloss Obama abermals aus. Er werde es "nicht zulassen, dass die USA in einen neuen Irak-Krieg gezogen werden".

Der US-Präsident rechtfertigte die Luftangriffe mit der Notwendigkeit, Flüchtlinge und religiöse Minderheiten im Irak vor den IS-Terroristen zu schützen. Mit Blick auf die verzweifelte Lage tausender jesidischer Flüchtlinge im Sindschar-Gebirge (Artikelbild) sagte Obama: "Wenn es eine Situation wie diese auf dem Berg gibt, wenn zahllosen unschuldigen Menschen ein Massaker droht, und wenn wir die Fähigkeit haben, das zu verhindern, dann können die USA nicht einfach wegsehen."

Obama spricht vor dem Weißen Haus mit Journalisten (Foto: /AFP/Getty Images)
Obama spricht vor dem Weißen Haus mit JournalistenBild: Getty Images

Sichere Korridore geplant

Es sei noch unklar, wie die Flüchtlinge im Sindschar-Gebirge dauerhaft in Sicherheit gebracht werden könnten, sagte der US-Präsident. Die USA prüften mit ihren Verbündeten, wie "sichere Korridore" geschaffen werden könnten. Nach Obamas Angaben haben ihm der britische Regierungschef David Cameron und Frankreichs Präsident François Hollande telefonisch Unterstützung bei der humanitären Hilfe für die Flüchtlinge zugesagt.

Seit Freitag haben US-Kampfflugzeuge mehrmals Stellungen des IS in der Nähe von Erbil, der Hauptstadt der autonomen Kurdenregion im Norden des Irak, angegriffen. Laut kurdischen Quellen wurden allein bei einem der Angriffe mindestens 20 Dschihadisten getötet.

In der südlicher gelegenen Provinz Dijala tötete die irakische Luftwaffe nach Angaben aus Sicherheitskreisen bei drei Angriffen 28 IS-Kämpfer. Außerdem warfen US-Flugzeuge Hilfsgüter für die Flüchtlinge in den Bergen ab, laut State Department 36.000 Packungen Fertigessen und Behälter mit mehr als 31.000 Liter Wasser.

Nach neuen Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als 600.000 Menschen vor der Offensive des IS in die kurdische Autonomieregion geflüchtet, etwa 380.000 Iraker und rund 230.000 Menschen aus Syrien. Im dortigen Bürgerkrieg kämpft der IS gegen die Truppen von Präsident Baschar al-Assad aber auch gegen andere Regimegegner.

40.000 Vertriebene aus Kirkuk

Seit Montag seien rund 200.000 Menschen innerhalb des Iraks aus ihren Häusern vertrieben worden, rund 40.000 davon aus der Stadt Kirkuk, teilten die UN weiter mit. Die meisten stammen aus christlichen und jesidischen Dörfern. Die Zahl der Jesiden, die ins Sindschar-Gebirge geflüchtet sind, schätzt die UN-Mission im Irak auf 15.000 bis 55.000. Kurdische Medien berichteten, dass IS-Extremisten auf Flüchtlinge feuerten, die versuchten, das Gebirgsmassiv in Richtung Syrien oder Kurdistan zu verlassen.

Gemeinsame Offensive geplant

Unterdessen bereiten die irakischen Streitkräfte und Kurdenmilizen eine gemeinsame Militäroffensive gegen die Dschihadisten vor. Der irakische Armeechef Babaker Sebari erklärte zudem, seine Offiziere würden mit den kurdischen Peschmerga-Kämpfern und mit US-Experten "Ziele festlegen" für weitere Luftangriffe. Demnach könnten die USA auch in Sindschar sowie östlich von Mossul Einsätze fliegen. Außerdem seien Einsätze in irakischen Dörfern geplant, die von IS kontrolliert werden.

Peschmerga-Kämpfer im Irak (Foto: Reuters)
Peschmerga-Kämpfer im IrakBild: Reuters

Der kurdische Außenminister des Iraks, Hoschjar Sebari, begrüßte die neue Allianz zwischen den einstigen Gegnern: "Die irakische Armee und die Peschmerga kämpfen nun Seite an Seite in den gleichen Gräben." Die nur leicht bewaffneten Peschmerga hatten der jüngsten Offensive der hoch gerüsteten IS-Extremisten nicht standhalten können.

wl/dj (dpa, afp, rtr)