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Der Internet-Präsident

Jade-Yasmin Tänzler19. November 2008

Neue Zeiten ziehen im Weißen Haus ein. Das kann man auch an der Medienarbeit ablesen - natürlich auch online.

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Bild: DW

Ob E-Mail oder SMS, Obama hat alle Kanäle der modernen Kommunikation für seinen Wahlkampf aktiviert. Wandel durch’s Web – ein Erfolgskonzept und nun auch das Motto der Übergangsphase von Bush zu Barack. „Es ist jetzt wirklich an der Zeit sicherzustellen, dass die Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen, besser ist als die, in der wir heute leben“, sagt Obama. Und wo sagt er es? In seinem neu eröffneten Internetbüro, auf seiner neuen Regierungs-Homepage.

Bereits 24 Stunden nach dem historischen US-Wahlergebnis bastelte das Kampagnenteam Obamas die Website www.change.gov zusammen: Die Internetpräsenz des „gewählten Präsidenten“, mit deren Hilfe Obama den Amerikanern näher sein will. Wer bei change.gov vorbeisurft, kann in Echtzeit verfolgen, was sich während der „Transition-Time“ ereignet - ein Blog macht’s möglich. Einer der vielen Links führt zu einem Video von Obamas Siegesrede vom 4. November, gehostet auf der Video-Webpage youtube.com. Doch nicht nur passiv rumklicken, liebe User. Aktives Mitgestalten, das ist gefragt! Also: Wünsche und Hoffnungen an die Obama-Administration mit dem Feedbackformular abschicken, persönliche Geschichten unter den Menüpunkten "Share your story" und "Share your Vision" teilen. Außerdem bitte online für einen der etwa 60.000 Jobs in der kommenden Obama-Administration bewerben. Na, wenn das mal nichts ist!

Das Internet ist Obamas Liebling. Zwar hatten auch andere Kandidaten des 2008er Wahlkampfs Websites mit Spendenmöglichkeiten und Social-Networking-Features. Doch das Obama-Team erkannte den Hype und stellte die neuen Technologien ins Zentrum der Kampagne. Sogar Experten wie der 24-jährige Chris Hughes, einer der Gründer von Facebook, wurden mit ins Cyber-Boot geholt. Als das „Pew Research Center“ schließlich verkündete, dass 33 Prozent aller Begfragten Nachrichten über die US-Wahlen 2008 aus dem Internet bezogen - im Gegensatz zu nur 10 Prozent im Jahr 2004 - hatte Obama die Wahl schon gewonnen.

Auf seiner MySpace-Seite sammelte Obama im Wahlkampf viermal so viele Kontakte wie McCain, im Online-Netzwerk Facebook gewann er drei Millionen Freunde. Da kann man schon mal staunen, wenn man die eigene Freundschafts-Kontaktliste beäugt. Aber besonders neidisch darf der gemeine Internetuser auf Obamas Datenbank von E-Mailadressen sein. Die platzt mit mehr als 10 Millionen Einträgen aus allen Nähten.

Barack Obama hat mit seinem Wahlkampf die ultimative Politikmaschine im Internet geschaffen. Und anschließend den Sprung geschafft - vom Web-Wahlkämpfer zum Internetpräsidenten. Auch wenn change.gov an einigen Ecken und Enden noch "work in progress"-Zeilen präsentiert, im Vergleich zu seinem Vorgänger Bush hat Obama mit Feedback-Möglichkeiten und seinem Blog die Regierungswebsite neu erfunden.

Doch Vorsicht – eine kleine Hürde ist eingebaut: Wer die Seite aufruft, sollte definitiv auf die Endung ‚gov’ achten. Denn wer www.change.com eingibt, den begrüßt nicht Obama, sondern ein blondes Model in Reizwäsche.