Wenn überhaupt, dann reist Nordkoreas Diktator im luxuriösen Panzerzug
20. August 2011Der gepanzerte Sonderzug des nordkoreanischen Diktators überquerte am Samstag (20.08.2011) gegen 12 Uhr Orstszeit bei Chassan im Fernen Osten Russlands den Grenzfluss Tumen. Der russische Fernsehsender NTW und die südkoreanische Agentur Yonhap sowie das Präsidialamt in Moskau bestätigten den Besuch Kims in Russland.
Im südkoreanischen Fernsehen liefen Archivbilder von früheren Bahnreisen des nordkoreanischen Diktators nach China. Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete, der Staatschef halte sich auf Einladung des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew inoffiziell in Russland auf.
Da Medwedew erst vor wenigen Tagen für eine verstärkte Zusammenarbeit mit Nordkorea auf dem Energiesektor plädiert hatte, wird erwartet, dass Energiefragen im Mittelpunkt der mehrtägigen Visite stehen. Nach bislang nicht bestätigten Berichten könnten Medwedew und Kim am Dienstag in der sibirischen Stadt Ulan Ude (rund 4400 Kilometer östlich von Moskau) zusammentreffen.
Auch ein Treffen mit Regierungschef Wladimir Putin wird nicht ausgeschlossen. Mit Putin, der damals noch russischer Staatschef war, traf Kim während seines letzten Russlandbesuches 2002 in Wladiwostok zusammen.
Nordkorea offenbar zum Einlenken gezwungen
Moskau hatte dem Regime in Pjöngjang vor kurzem eine Hilfslieferung von 50.000 Tonnen Getreide zugesagt. Nordkorea bemüht sich angesichts der desolaten Versorgungslage, die durch eine Hochwasserkatastrophe noch verschärft wird, verstärkt um internationale Hilfen. Selbst eine Wiederaufnahme der Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm schließt Nordkorea nicht mehr aus.
Russland ist an Verhandlungen über einen Korridor für eine Gaspipeline durch Nordkorea interessiert, um Gas nach Südkorea exportieren zu können. Südkorea erhofft sich vom Norden Erleichterungen für den Bau durchgehender Eisenbahntrassen nach Russland und China. Das kommunistische Regime in Pjöngjang, dem auch die internationalen Sanktionen gegen sein Atomprogramm zu schaffen machen, könnte durch derartige Infrastrukturprojekte an legale Deviseneinnahmen in Millionenhöhe kommen.
Engere Beziehungen als zu Russland unterhält das international abgeschottete Nordkorea traditionell zum Nachbarn China. Dorthin war Kim Jong Il in den vergangenen 15 Monaten drei Mal gereist - stets im gepanzerten Sonderzug.
Autor: Hartmut Lüning (dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Thomas Grimmer