Nonnen gesucht: Im Kloster fehlt der Nachwuchs
Viele Klöster in Deutschland kämpfen ums Überleben. Dazu zählt auch die Abtei Mariendonk. Die meisten Schwestern dort sind schon alt und die hauseigenen Einkünfte sinken. Ein Blick hinter die Kulissen.
Wer auf die Abtei Abtei, -en (f.) ein Kloster, das von einem Abt bzw. einer Äbtissin geleitet wird Mariendonk in Grefrath nahe Venlo an der deutsch-niederländischen Grenze zufährt, sieht eine imposante imposant groß; beeindruckend Kloster Kloster, Klöster (n.) ein Gebäude, in dem Mönche oder Nonnen leben, Männer oder Frauen, die sich dafür entschieden haben, in einer Gemeinschaft Gott zu dienen anlage mit einem in die Höhe ragenden Kirchturm. Hier leben 27 Nonnen Nonne, -n (f.) eine Frau, die sich dafür entschieden hat, Gott zu dienen, und in einer Gemeinschaft mit anderen Frauen lebt des Benediktiner-Ordens Orden, - (m.) hier: eine christliche Gemeinschaft von Männern oder Frauen, die nach den Regeln ihrer Religion zusammenleben nach dem Motto ihres Gründers Benedikt von Nursia: „Ora et labora – Bete und arbeite“. Das bedeutet, dass sie ihr Leben lang Gott dienen, täglich Gottesdienste feiern und alle paar Stunden zum Gebet zusammenkommen. Außerdem müssen die Nonnen sich nützlich machen, denn niemand soll untätig sein, sich auf die faule Haut legen sich auf die faule Haut legen umgangssprachlich für: die Zeit verbringen ohne etwas zu tun .
Ein Außenstehender würde allerdings kaum vermuten, dass das Kloster im Prinzip wie ein mittelständisches Unternehmen agiert: Es muss sich nämlich selbst finanzieren, weil der Orden keine finanziellen Mittel aus der Kirchensteuer Kirchensteuer (f., nur Singular) eine Steuer, die man bezahlen muss, wenn man Mitglied in der evangelischen oder katholischen Kirche ist erhält. Das liegt daran, dass die Lebensgemeinschaft nach ihren eigenen Regeln und nicht nach denen der offiziellen katholischen Kirche lebt. Doch mittlerweile sei es schwer geworden, den den Unterhalt bestreiten umgangssprachlich für: sich finanzieren eigenen Unterhalt den Unterhalt bestreiten umgangssprachlich für: sich finanzieren zu bestreiten den Unterhalt bestreiten umgangssprachlich für: sich finanzieren , sagt Äbtissin Abt, Äbte/Äbtissin, -nen Leiter/Leiterin eines Klosters, der/die von den Mönchen/Nonnen für eine begrenzte Zeit gewählt wird Mutter Christiana. Das Kloster habe ein großes Problem:
„Dass wir nicht so viele junge Schwestern haben, wie wir uns wünschen würden.“
Von den 27 Nonnen, die sich selbst als Schwestern bezeichnen, weil sie in einer religiösen Gemeinschaft miteinander leben, sind zehn über 80 Jahre alt. Es gibt nur eine Novizin Novize, -n/Novizin, -nen ein Mann/eine Frau, die auf das Leben als Mönch/Nonne vorbereitet wird in Ausbildung. Das Nachwuchsproblem zieht etwas zieht etwas nach sich etwas hat etwas zur Folge; etwas führt zu etwas ein weiteres nach sich etwas zieht etwas nach sich etwas hat etwas zur Folge; etwas führt zu etwas , wie Mutter Christiana erläutert:
„Das war immer so der Glaube oder die Überzeugung, die jungen Schwestern arbeiten für die alten mit. Das macht es im Moment, wo es relativ viele ältere Mitschwestern gibt und relativ wenig junge, natürlich schwierig. Unsere alten Schwestern haben praktisch alle keine Rente. Im Grunde sind wir das deutsche Rentensystem in Klein, ja.“
Das klösterliche System der Altersversorgung ist, so die Äbtissin, das staatliche Rentensystem in Klein, bildet es in begrenztem Umfang ab: Wenige junge Menschen müssen für die Renten einer im Vergleich dazu stetig steigenden Anzahl älterer Menschen aufkommen. Solidarität ist ein wesentlicher Bestandteil der Ordensgemeinschaft, jede Schwester finanziert die anderen mit. So lehren zwei Schwestern an externen Universitäten, ihre Gehälter als Theologinnen fließen in etwas ein|fließen ein Teil von etwas werden; einen Einfluss haben in die ‚Unternehmenskasse‘ ein in etwas ein|fließen ein Teil von etwas werden; einen Einfluss haben . Die Jobs außerhalb des Klosters machen etwas macht etwas aus hier: etwas bilden, darstellen die größte Einnahmequelle für die Gemeinschaft aus etwas macht etwas aus hier: etwas bilden, darstellen . Aber an den Universitäten gibt es nur befristete Verträge, so dass diese Jobs nicht sicher sind. Also legen etwas an|legen hier: Geld bzw. Vermögen so einsetzen, dass es einen Gewinn bringt die Nonnen ihre Ersparnisse möglichst gewinnbringend an den Finanzmärkten an etwas an|legen hier: Geld bzw. Vermögen so einsetzen, dass es einen Gewinn bringt . Doch auch das gestaltet sich angesichts anhaltend niedriger Zinsen Zins, -en (m., meist Plural) hier: das Geld, das man bekommt oder bezahlt, wenn man Geld gegeben/verliehen oder bekommen hat (z. B. von der Bank) schwierig. Auf die Frage, ob sie als Finanzchefin auch schon mal für höhere Zinsen betet, meint Schwester Lioba lachend:
„Nein ... ich glaube, also da überlass’ ich wirklich eher Gott zu überlegen, wie er uns helfen kann.“
Die Cellerarin Cellerar, -en/Cellerarin, -nen Wirtschaftsverwalter/Wirtschaftsverwalterin eines Klosters verwaltet etwa 65.000 Euro pro Nonne. Früher haben die Zinsen gereicht, um davon leben zu können. Heute bekommt Schwester Lioba bei der Bank nicht mal ein Prozent. Sie muss deshalb etwas riskieren und ist an der Börse Börse, -n (f.) hier: ein Markt, auf dem z. B. mit Aktien, Währungen oder Rohstoffen gehandelt wird aktiv. Allerdings werden bei der Auswahl der Bereiche, in die investiert wird, strenge Maßstäbe angelegt, sagt sie – und klingt ganz wie eine erfahrene Finanzkauffrau:
„Ausschlusskriterien sind ganz klar: Kinderarbeit, Prostitution, Waffen, zu fragen nach Menschenrechten, nach menschlichen Arbeitsbedingungen, Zulassung von Gewerkschaften und solchen Sachen. Es gibt trotzdem ’nen Widerspruch, weil, wenn sie diversifizieren wollen, können sie nicht nur in Mikrofinanz und Nachhaltigkeit investieren. Wir haben ’nen ETF auf den DAX und wir haben ’nen ETF auf den MDAX und wir haben ’nen ‚Inflation-Linked‘ – das ist alles nicht irgendwie ethisch und nachhaltig.“
Der Anspruch einer Geistlichen, nachhaltig nachhaltig hier: so, dass etwas unter fairen Bedingungen produziert wird und ethisch zu handeln, widerspricht oft einer guten Rendite Rendite, -n (f.) der Gewinn, den jemand aus einer Geldanlage erzielt . Investiert man beispielsweise in Mikrofinanz, unterstützt damit also Kleinstunternehmen vor allem in Entwicklungsländern, die wegen fehlender eigener Vermögenssicherheiten keine Kredite erhalten, ist der Profit nicht so hoch. Die Cellerarin muss also diversifizieren, die Bereiche, in die investiert werden soll, ausweiten. Sie hält halten hier: besitzen Indexfonds, sogenannte Exchange Trade Funds, ETF. Diese bilden die Wertentwicklung eines Börsenindexes wie des Deutschen Aktienindex DAX und des Mid-Cap-DAX, kurz MDAX, ab. Im DAX sind die Anteilsscheine Anteilsschein, -e (m.) eine Wertpapierurkunde, die den Anteil bestätigt, den jemand am Vermögen eines Unternehmens besitzt der 30 größten und finanzstärksten deutschen Unternehmen enthalten, im MDAX die von 60 weiteren mittelgroßen. Auch hält das Kloster sogenannte Inflation-Linkeds, Anleihen Anleihe, -n (f.) hier: ein Wertpapier, mit dem ein Käufer dem Verkäufer eine Art Kredit gewährt, der zu einem festgelegten Zeitraum inklusive festgelegter Zinsen zurückgezahlt werden muss , bei denen die Zinsausschüttung Zinsausschüttung, -en (f.) das Geld, das jemand nach einer bestimmten festgelegten Zeit auf Vermögen erhält, das er bei einer Bank angelegt hat von der Inflation Inflation (f., nur Singular) die Preissteigerung, die entsteht, wenn ein Staat mehr Geld hat, als es Waren und Güter gibt abhängig ist. Je höher die Inflation, desto größer der Gewinn.
Das Kloster ist eine GmbH GmbH (f.) Abkürzung für: Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eine Unternehmensform, bei der ein Unternehmen bis zu einer bestimmten Summe haftet, wenn eine vereinbarte Leistung nicht erbracht wird mit mehreren Handwerksbetrieben. Einer dieser Betriebe stellt Messegewänder Messegewand, -gewänder (n.) ein langes mantelartiges und verziertes Kleidungsstück, das ein Geistlicher bei einer religiösen Feier trägt für Priester her und verkauft sie. Hier wird Wert auf Qualität gelegt. Schwester Mirjam, die Produktionschefin für die Bereiche Weberei Weberei, -en (f.) eine Werkstatt oder Fabrik, in der Stoffe hergestellt werden , Näherei und Stickerei Stickerei, -en (f.) eine Technik, bei der mit Nadel und Faden ein Muster in den Stoff gemacht wird , macht keine Kompromisse machen hier: sehr anspruchsvoll sein bei der Qualität der Materialien keine Kompromisse keine Kompromisse machen hier: sehr anspruchsvoll sein : ausschließlich Seide Seide (f., nur Singular) ein weicher Stoff, der glänzt und teuer ist , immer Handarbeit, Einzelstücke ab 2000 Euro. Jahrelang war dieser Bereich eine wichtige Einnahmequelle. Doch es gibt immer weniger Priester. Und die wenigen verbliebenen suchen inzwischen in Internetkatalogen günstigere Alternativen von Unternehmen, die auf Messegewänder und anderen kirchlichen Bedarf spezialisiert sind, sagt Schwester Mirjam:
„Die Katalogware ist schon Konkurrenz, weil, dann kann ’n Priester am Schreibtisch für 300 Euro oder für 150 Euro ’n Messgewand, was vielleicht auf den ersten Blick auf dem Papier auch nicht so schlecht aussieht, kaufen. Das ist was anderes, als sich auf den Weg zu machen nach Mariendonk und ’ne spezielle Sache sich zu beschaffen.“
Eine weitere Einkommensquelle des Klosters sind die zahlenden Gäste: Unterkunft, Essen und spirituelle spirituell hier: religiös, geistlich Gespräche über die Bibel und die geistliche Grundlage des Benediktinerordens gibt es für etwa 50 Euro pro Tag. Schwester Theresia hilft bei der Betreuung der Besucher. Sie lebt schon seit mehr als 60 Jahren im Kloster, mittlerweile ist sie über 80. Als junge Frau suchte sie einen Beruf, der sie ein Leben lang erfüllt. Da kam ihr ein Ereignis grad recht, wie sie erzählt:
„Da ist meine Freundin hier eingetreten. Und ich hab der geschrieben: ‚Du bist ja verrückt geworden ins Kloster [einzutreten]. Das tät’ ich ja nie!‘“
Es kam dann doch anders. Auf die Frage, was ihr persönlich fehle, meint sie: mehr Frauen in Entscheider-Positionen – in Firmen außerhalb, aber auch in der Kirche. Denn das habe ja auch Vorteile:
„Ich erleb das ja bei vielen Priestern jetzt – heutzutage ist das ja auch möglich. Die kommen zu mir, die machen dann stille Tage, besinnliche Tage. Und jeden Tag läuft ein Gespräch mit mir. Und da sind die oft sehr dankbar, dass da ’ne Sicht der Frau dazukommt.“
Großzügigkeit, Demut, Glaube – Regeln, die der heilige Benedikt ihnen gegeben hat. Vielleicht nicht die schlechtesten, um ein Unternehmen auch durch schwierige Zeiten zu bringen. Äbtissin Christiana ist zuversichtlich:
„Es wird anders werden. Die Klöster sind in 1500 Jahren nicht untergegangen. Auf dem Berg Athos Berg Athos (m., nur Singular) eine Ansammlung von 20 Klöstern auf einer Halbinsel im Nordosten Griechenlands, in denen strenggläubige griechisch-orthodoxe Männer (Mönche) leben gab es Klöster von 600 Mönchen Mönch, -e (m.) ein Mann, der sich dafür entschieden hat, Gott zu dienen, und in einer Gemeinschaft mit anderen Männern lebt , die waren bis [19]89 auf drei geschrumpft. Und sind jetzt wieder – vielleicht nicht 600 –, aber 200. Das ist immer ’n Auf und Ab.“
Nonnen gesucht: Im Kloster fehlt der Nachwuchs
Abtei, -en (f.) — ein Kloster, das von einem Abt bzw. einer Äbtissin geleitet wird
imposant — groß; beeindruckend
Kloster, Klöster (n.) — ein Gebäude, in dem Mönche oder Nonnen leben, Männer oder Frauen, die sich dafür entschieden haben, in einer Gemeinschaft Gott zu dienen
Nonne, -n (f.) — eine Frau, die sich dafür entschieden hat, Gott zu dienen, und in einer Gemeinschaft mit anderen Frauen lebt
Orden, - (m.) — hier: eine christliche Gemeinschaft von Männern oder Frauen, die nach den Regeln ihrer Religion zusammenleben
sich auf die faule Haut legen — umgangssprachlich für: die Zeit verbringen ohne etwas zu tun
Kirchensteuer (f., nur Singular) — eine Steuer, die man bezahlen muss, wenn man Mitglied in der evangelischen oder katholischen Kirche ist
den Unterhalt bestreiten — umgangssprachlich für: sich finanzieren
Abt, Äbte/Äbtissin, -nen — Leiter/Leiterin eines Klosters, der/die von den Mönchen/Nonnen für eine begrenzte Zeit gewählt wird
Novize, -n/Novizin, -nen — ein Mann/eine Frau, die auf das Leben als Mönch/Nonne vorbereitet wird
etwas zieht etwas nach sich — etwas hat etwas zur Folge; etwas führt zu etwas
in etwas ein|fließen — ein Teil von etwas werden; einen Einfluss haben
etwas macht etwas aus — hier: etwas bilden, darstellen
etwas an|legen — hier: Geld bzw. Vermögen so einsetzen, dass es einen Gewinn bringt
Zins, -en (m., meist Plural) — hier: das Geld, das man bekommt oder bezahlt, wenn man Geld gegeben/verliehen oder bekommen hat (z. B. von der Bank)
Cellerar, -en/Cellerarin, -nen — Wirtschaftsverwalter/Wirtschaftsverwalterin eines Klosters
Börse, -n (f.) — hier: ein Markt, auf dem z. B. mit Aktien, Währungen oder Rohstoffen gehandelt wird
nachhaltig — hier: so, dass etwas unter fairen Bedingungen produziert wird
Rendite, -n (f.) — der Gewinn, den jemand aus einer Geldanlage erzielt
halten — hier: besitzen
Anteilsschein, -e (m.) — eine Wertpapierurkunde, die den Anteil bestätigt, den jemand am Vermögen eines Unternehmens besitzt
Anleihe, -n (f.) — hier: ein Wertpapier, mit dem ein Käufer dem Verkäufer eine Art Kredit gewährt, der zu einem festgelegten Zeitraum inklusive festgelegter Zinsen zurückgezahlt werden muss
Zinsausschüttung, -en (f.) — das Geld, das jemand nach einer bestimmten festgelegten Zeit auf Vermögen erhält, das er bei einer Bank angelegt hat
GmbH (f.) — Abkürzung für: Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eine Unternehmensform, bei der ein Unternehmen bis zu einer bestimmten Summe haftet, wenn eine vereinbarte Leistung nicht erbracht wird
Inflation (f., nur Singular) — die Preissteigerung, die entsteht, wenn ein Staat mehr Geld hat, als es Waren und Güter gibt
Messegewand, -gewänder (n.) — ein langes mantelartiges und verziertes Kleidungsstück, das ein Geistlicher bei einer religiösen Feier trägt
Weberei, -en (f.) — eine Werkstatt oder Fabrik, in der Stoffe hergestellt werden
Stickerei, -en (f.) — eine Technik, bei der mit Nadel und Faden ein Muster in den Stoff gemacht wird
keine Kompromisse machen — hier: sehr anspruchsvoll sein
Seide (f., nur Singular) — ein weicher Stoff, der glänzt und teuer ist
spirituell — hier: religiös, geistlich
Berg Athos (m., nur Singular) — eine Ansammlung von 20 Klöstern auf einer Halbinsel im Nordosten Griechenlands, in denen strenggläubige griechisch-orthodoxe Männer (Mönche) leben
Mönch, -e (m.) — ein Mann, der sich dafür entschieden hat, Gott zu dienen, und in einer Gemeinschaft mit anderen Männern lebt