Niederlande ehren Kanzlerin
24. Mai 2013Dass es "kaum offene Fragen" zwischen Deutschland und den Niederlanden gebe, mindere nicht die Bedeutung der ersten gemeinsamen Sitzung der Regierungen beider Staaten, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Auftakt des Treffens gemeint, zu dem sie symbolträchtig an die Grenze ins niederrheinische Kleve eingeladen hatte. Wobei "kaum offene Fragen" bitte nicht zu Spekulationen über Konfliktpunkte Anlass geben solle, schob sie schmunzelnd nach. Beide, Merkel und ihr niederländisches Gegenüber, Ministerpräsident Mark Rutte, ließen an diesem Tag keinen Zweifel daran, dass man sich aufs Engste miteinander verbunden fühle.
Der rechtsliberale Rutte gilt wie Merkel als Verfechter strenger Haushaltsdisziplin. Auch hier gab es also keine Meinungsverschiedenheiten. Der Niederländer versprach, das Etatdefizit bis 2014 wieder auf die in der Eurozone festgeschriebene Drei-Prozent-Grenze zu senken und die Neuverschuldung nach dem Vorbild Deutschlands auf Null zu bringen. Weitere Themen der großen Ministerrunde in Kleve waren unter anderem Wettbewerbsfähigkeit, Energiepolitik, Forschung und Innovation.
Dank für Vertrauen und Vergeben der Niederländer
Am Abend wurde der Kanzlerin im niederländischen Nimwegen die Ehrendoktorwürde der Universität verliehen. In ihrer Dankesrede würdigte die CDU-Chefin in bewegenden Worten die Freundschaft zwischen Deutschen und Niederländern als "gelebtes Europa". Im Zweiten Weltkrieg habe Deutschland "unsägliches Leid" über die Niederlande gebracht, heute gebe es "unzählige Verbindungen" zwischen den beiden Ländern. Die heutige deutsch-niederländische Freundschaft sei nur durch einen Vertrauensvorschuss der Niederländer möglich gewesen. "Das werden wir Deutschen Ihnen nie vergessen", sagte Merkel.
Die Universität begründete die Ehrung damit, dass Merkel eine "Leitfigur für Europa" sei. Gerard Meijer, der ehemalige Direktor des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin, erinnerte daran, was Europa für die Grenzregion bedeute. Noch vor wenigen Jahrzehnten habe Nimwegen Deutschland den Rücken zugekehrt, die Grenze sei schwer bewacht worden. Nimwegen - neben Maastricht die älteste Stadt der Niederlande - wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört, ebenso wie das benachbarte Kleve. Heute ist jeder zehnte der 18.000 Studenten in Nimwegen ein Deutscher.
Deutschland unterhält nur mit wenigen Staaten so intensive Beziehungen, dass die Regierungen zu gemeinsamen Kabinettssitzungen zusammenkommen. Dazu gehören Frankreich, Italien, Spanien, Polen und Russland.
SC/wl (dpa, rtr)