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Neuseeland startet mit historischem Sieg in Fußball-WM

Kalika Mehta aus Auckland
20. Juli 2023

Co-Gastgeber Neuseeland überrascht im Eröffnungsspiel der Fußball-WM mit einem Erfolg gegen Favorit Norwegen. Der Tag in Auckland beginnt mit einer tödlichen Schießerei, doch der Fußball sorgt für Ablenkung.

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Torjubel von Neuseelands Torschützin Hannah Wilkinson gegen Norwegen
Hannah Wilkinson erzielt beim historischen Sieg der "Football Ferns" den SiegtrefferBild: Phil Walter/Getty Images

Wenn es Neuseelands erklärtes Ziel bei dieser Weltmeisterschaft ist, "eine neue Generation junger Mädchen" für den Fußball zu begeistern, dann war der 1:0-Auftaktsieg gegen Ex-Europameister Norwegen wohl der perfekte Start, dies zu erreichen. Beim Tor von Hannah Wilkinson benötigte der Ball nur elf Sekunden von Neuseelands Torhüterin Victoria Esson ins norwegische Netz auf der anderen Seite des Platzes.

"Wir haben uns für dieses Turnier vorgenommen, die nächste Generation zu inspirieren, und ich denke, das ist uns heute Abend gelungen", sagte Co-Kapitänin Ria Percival, die zuvor gesagt hatte, sie habe nie daran geglaubt oder davon geträumt, bei einer Heim-WM zu spielen.

Inspiration für die Kleinsten

In ihrem 162. Spiel für die Football Ferns, die Fußballfarne, wie die Spielerinnen wegen des Nationalsymbols auf der Trikotbrust genannt werden, hätte sie in der neunminütigen Nachspielzeit für etwas weniger Nervosität sorgen können, wenn sie in der 90. Minute einen Elfmeter verwandelt hätte. Doch ihr Schuss ging an die Latte. Dennoch gelang den Neuseeländerinnen ein Sieg, der die Rugby-begeisterte Nation hinter ihrem Team, das mit dem runden Ball spielt, vereinen könnte.

Jubel Neuseeland nach dem 1:0 gegen Norwegen
Nach dem Treffer zum 1:0 brechen im Stadion und beim Team Neuseelands alle DämmeBild: Kim Price/ZUMA Wire/IMAGO

"Wir denken an all die Ferns, die vor uns gespielt haben. Dieser Sieg heute Abend ist für sie alle, für den Weg, den sie uns geebnet haben", sagte Percival. "Wir haben heute Abend die kleinen Kinder gesehen, wie sie nach dem Spiel mit einem Lächeln auf den Lippen dastanden, sich gegenseitig zujubelten und einfach glücklich waren. Dass wir ihnen diese Freude im Eröffnungsspiel bereiten konnten, gibt uns für die nächsten beiden Spiele den nötigen Ansporn, sie weiter zu inspirieren, damit sie hoffentlich eines Tages in unsere Fußstapfen treten wollen."

Keine Profiliga, keine WM-Begeisterung?

Da es in Neuseeland nur ein einziges professionelles Frauenfußballteam gibt, das in der australischen A-League spielt, war es fraglich, ob eine Weltmeisterschaft in Neuseeland überhaupt die gebührende Anerkennung und Aufmerksamkeit erhalten würde. Nur wenige Plakate und Poster wiesen im Vorfeld auf das größte Frauenfußballturnier in der Stadt hin, während der Weltverband FIFA 20.000 Freikarten für die vier Spiele mit den niedrigsten Ticketverkäufen verschenkte. Zum Eröffnungsspiel waren dann tatsächlich über 42.000 Zuschauer im Stadion und sorgten für Vorfreude, aber auch für Nervosität bei den Spielerinnen. Der bisherige Rekord bei einem Freundschaftsspiel gegen die USA lag knapp über 12.000 Zuschauern.

"Da wir zu Hause spielen, gibt es einen gewissen zusätzlichen Druck, und viele von uns waren noch nie in einer solchen Situation, vor einem ausverkauften Eden Park zu spielen", sagte Einwechselspielerin Claudia Bunge. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand, auch nicht die älteren Mädchen, so etwas schon einmal gemacht haben. Es war Neuland für uns, aber ich glaube, wir haben es wirklich geschafft."

Schießerei in Auckland wirft Schatten

Die Vorbereitungen auf das Eröffnungsspiel wurden von einer tödlichen Schießerei früher am Tag überschattet. Auf einer Baustelle nur 600 Meter vom Hotel der norwegischen Mannschaft entfernt wurden dabei zwei Menschen getötet wurden. Der mutmaßliche Täter wurde später tot aufgefunden.

Polizeieinsatz in Auckland
Höchste Alarmbereitschaft: Der Eröffnungstag der Fußballweltmeisterschaft beginnt in Auckland auf tragische WeiseBild: David Rowland/REUTERS

Die geplante Eröffnung eines Fan-Festes in der Innenstadt von Auckland wurde daraufhin abgesagt, vor dem Spiel wurde eine Schweigeminute abgehalten. Spielerinnen beider Teams betonten, dass sie sich durch den Vorfall nicht aus der Ruhe hatten bringen lassen, doch Ria Percival gab zu, dass sich der Sieg dadurch umso wichtiger anfühle. "Es war offensichtlich ein harter Morgen für uns alle und unsere Gedanken sind bei den Opfern", sagte sie.

Claudia Bunge: "Es bedeutet so viel"

Trotz des düsteren Tagesbeginns stand mit dem Sieg gegen die Norwegerinnen am Ende ein historischer Moment für den neuseeländischen Fußball: der erste Sieg in einem WM-Spiel für ein Fußballteam aus Neuseeland. "Mir fehlen im Moment die Worte, um zu beschreiben, was das für uns bedeutet", sagte Claudia Bunge. "Ich weiß nicht, ob wir heute Nacht viel Schlaf bekommen werden. Es bedeutet uns so viel."

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.