Neue Hebammen für Indien
Was hilft gegen Mütter- und Säuglingssterblichkeit? Gute Hebammen! Doch oft sind sie unterbezahlt und überarbeitet. In Indien soll das Image der Hebammen jetzt verbessert werden.
Lebensretter Hebammen
Professionelle und gut ausgebildete Hebammen sind in Indien rar. Um die Mütter- und Säuglingssterblichkeit zu senken, will die indische Regierung die Qualifikation und das Image der Hebammen verbessern. Denn sie fehlen in den meisten Krankenhäusern und Kliniken.
Hohes Risiko für Mütter
Hebammen auf Nachtschicht in einem staatlichen Krankenhaus in Hyderabad. Der Kreißsaal ist nur mit einem dünnen Vorhang vom regen Besucherverkehr im Krankenhausflur getrennt. Die Betreuung von Schwangeren durch Hebammen ist in indischen Krankenhäusern eine Ausnahme, in Europa die Regel. Die Müttersterblichkeitsrate in Indien ist laut WHO fast 30 Mal höher als in Deutschland.
Ein guter Start ins Leben
Das Glück über eine gut verlaufene Entbindung und ein gesundes Kind fühlen wohl die meisten Mütter weltweit. Eine gute Betreuung nach der Geburt ist entscheidend für ein gesundes Leben der Kinder – und der Mütter. "Die Frauen wissen fast nichts, wenn sie vor der Entbindung in die Klinik kommen", sagt Hebamme Jismy George, die in den Fernandez-Kliniken ausgebildet wurde.
Natürliche Geburt statt Kaiserschnitt
In ihren drei privaten Entbindungskliniken hat Klinikleiterin Evita Fernandez eine zweijährige Hebammenausbildung eingeführt. Hier wird vor allem natürlich entbunden. In manchen Privatkliniken werden 70 Prozent der Frauen durch Kaiserschnitt entbunden; damit verdienen die Kliniken sehr viel Geld. In staatlichen Krankenhäusern sparen Kaiserschnitte Zeit. Sie dauern nur rund eine Stunde.
Ein freudiges Ereignis
Viele Familien sehen einen Kaiserschnitt als Statussymbol. Viele Frauen wollen auch die Schmerzen vermeiden, andere wiederum betrachten eine Entbindung als "unrein". Ravival und ihr Mann Phoni mussten sich gegen die Familie durchsetzen, um in der Privatklinik The Sanctum in Hyderabad natürlich entbinden zu können.
Gut vorbereitet
Die Betreuung durch Hebammen fängt schon früh in der Schwangerschaft an. Viele Frauen wissen so gut wie nichts über Schwangerschaft und Entbindung, weil das Thema ein Tabu ist. Hebamme Ramya Sri will die Frauen aufklären, ihnen zu Selbstbewusstsein und Respekt verhelfen. Als ehemalige Krankenschwester hat sie oft Misshandlungen und Beschimpfungen im Kreißsaal erlebt.
Lebensrettende Hebammen
Sieben der neu ausgebildeten Hebammen in Hyderabad: Sie werden Frauen helfen und beraten, die zur Entbindung in die staatlichen Kliniken gehen. Fotos: Saumya Khandelwal, Text: Julia Wadhawan/Helle Jeppesen