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Reaktionen auf den Regierungswechsel

5. Oktober 2009

Ein großer Sieg für die griechischen Sozialisten und eine historische Niederlage für die Konservativen: Mehr als zehn Prozent trennen die beiden großen Volksparteien in Griechenland nach den Parlamentswahlen.

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Giorgos Papandreaou (Foto: Panagiotis Kouparanis)
Strahlender Sieger: PapandreouBild: Panagiotis Kouparanis

Die Grünen verpassten den Einzug ins Parlament nur knapp, der neue Premier ist Giorgos Papandreou. Er ist Vorsitzender der sozialistischen Internationale und leitete außerdem als Ex-Außenminister die Entspannungspolitik zwischen Griechenland und der Türkei ein. Am Montag (05.10.2009) erhielt Giorgos Papandreou vom griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias den Auftrag zur Regierungsbildung. Bereits am Mittwoch (07.10.2009) wird das neue Kabinett vereidigt.

Das Ende einer Regierung mit vielen Problemen

Griechisches Parlament (Foto: Nikos Pilos)
Das Parlament in AthenBild: Nikos Pilos

Am zentralen Monastiraki-Platz sitzen die Menschen vor ihren Geschäften in der Sonne, warten auf Kundschaft, trinken Kaffee und lesen die Zeitung. Mit dem Wahlergebnis beginne eine bessere Zukunft, meint ein Passant: "Ich denke, Papandreou wird seine Wahlversprechen einhalten. Natürlich haben wir bisher meist das Gegenteil erlebt. Aber Papandreou wird es schaffen." Er sei jung und habe auch in der Vergangenheit gezeigt, was er kann. Für den Mann ein Grund zu feiern, es sei ein ganz besonderer Tag gewesen: "Es war das Ende einer Regierung, die viele Probleme verursacht hat."

Ein paar Meter weiter steht ein Mann an einem Kiosk und liest die Tageszeitung. Darin ist von einem "Triumph für Giorgos" die Rede - von vielen Griechen wird Papandreou beim Vornamen genannt. Auch dieser Mann freut sich über den Regierungswechsel: "Das ist ein riesiger Erfolg, der auch der Gefräßigkeit der Konservativen geschuldet ist. Die haben skrupellos in die eigene Tasche gewirtschaftet und sind obendrein auch noch arrogant dahergekommen." Er erhofft sich von der Regierung vor allem eines: ernst genommen zu werden. "Es war schon ein großes Versprechen, dass er nah beim Bürger sein will."

Das Ende der Korruption?

Wahlkabinen (Foto: AP)
Die meisten Griechen gaben ihre Stimme den SozialistenBild: AP

Kurz nachdem feststand, wer die Wahl gewonnen hat, trat der Sozialistenführer Giorgos Papandreou an die Öffentlichkeit. Er sprach von den großen Möglichkeiten, die Griechenland habe. Bisher seien die im Sumpf der Korruption und der Vetternwirtschaft verloren gegangen. Er rief die Bürger dazu auf, diese Kräfte freizusetzen, um gemeinsam ein neues Griechenland aufzubauen. Damit hat Papandreou den Nerv der Griechen getroffen. Im Wahlkampf mag die Wirtschaftspolitik noch das Thema Nummer eins gewesen sein, aber jetzt breitet sich Hoffnung auf eine neue politische Kultur aus: "Wir warten auf jemanden, der dem Land dient. Und generell auf Politiker, die ehrlich sind und uns, das Volk, nicht zum Narren halten. Das würde vieles verändern in Griechenland."

In der Vergangenheit hat die abgewählte Regierung einen Skandalreigen sondergleichen produziert, der im Gedächtnis der Griechen geblieben ist. Entsprechend skeptisch sind einige Passanten, denn ändere sich die Rolle der Parteien nicht, so würde auch das Land das alte bleiben: "Ich erwarte mir gar nichts von diesem Regierungswechsel. Ein paar Leute werden von der Macht profitieren, wie immer." Das System sei so alt wie der moderne griechische Staat und Korruption sei überall zu spüren - mit jeder Regierung.

Giorgos Papandreou (Foto: DPA)
Giorgos PapandreouBild: picture-alliance/ dpa

Giorgos Papandreou hat seine Partei personell erneuert und ihr ein frischeres Image verliehen. Die Trennung von Amt und Mandat und eine grüne Wirtschaftspolitik hat er sich auf die Fahne geschrieben - erstmals wird Griechenland ein eigenständiges Umweltministerium erhalten. So kam es nicht von ungefähr, dass US-Präsident Barack Obama einer der Staatschefs war, die Giorgos Papandreou gratulierten. Ein Neuanfang in Griechenland - vielleicht so wie in den USA?

Autor: Alkyone Karamanolis
Redaktion: Heidi Engels