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Nestlé will Kakaobauern Schulprämie zahlen

27. Januar 2022

Die meiste Schokolade in Deutschland kommt aus Westafrika. Dort arbeiten viele Kinder auf den Plantagen. Konzerne wie Nestle stehen deshalb immer wieder in der Kritik. Das will der Lebensmittelriese ändern.

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Elfenbeinküste Bononfla | Kinder aus Burkina Faso arbeiten auf einer Kakaoplantage
Bild: Getty Images/AFP/I. Sanogo

Schon seit Jahrzehnten wollen große Schokoladenhersteller wie Mars und Nestlé die schlimmsten Folgen von Kinderarbeit beenden. Doch Studien aus den letzten Jahren legen nahe: Kinderarbeit nimmt sogar zu. 

Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé wählt nun einen neuen Ansatz und will das Risiko von Kinderarbeit reduzieren. Dabei sieht es ein Zahlungssystem vor, bei dem Kakaobauern einen finanziellen Anreiz für die Anmeldung ihrer Kinder in der Schule erhalten sollen. 

In diesem Jahr will Nestlé laut eigenen Angaben 10.000 Familien in der Elfenbeinküste berücksichtigen, ab 2024 auch Kakaobauern in Ghana.  Aus dem neuen Nestlé-Programm sollen Familien in den ersten beiden Jahren jeweils bis zu 500 Franken (482 Euro) bekommen, anschließend 250 Franken pro Jahr. Das Geld geht sowohl an die Bauern als auch deren Frauen, die sich traditionell um die Kinderbetreuung kümmerten. 

1,5 Millionen Minderjährige auf den Feldern

Ghana und die Elfenbeinküste sind die größten Kakao-Produzenten der Welt. Armut ist dort weit verbreitet, und der Klimawandel, der die Kakaobäume beeinflusst, stellt die Bauern vor immer neue Herausforderungen. Nach Schätzungen des Aktionsbündnisses Make Chocolate Fair arbeiten in den beiden Ländern 1,5 Millionen Minderjährige "unter ausbeuterischen Bedingungen" auf Kakaoplantagen in Westafrika. Das Bündnis Aktiv gegen Kinderarbeit schätzt, dass es weltweit mehr als 200.000 Kinder gibt, die wie Sklaven auf Kakaoplantagen arbeiten müssen.

Infografik Lieferkettengesetz Kinderarbeit weltweit 2021

Neben der Schulprämie sollen die Bauern aber auch zu nachhaltigem Anbau animiert werden. Dazu gibt es weitere Anreize für landwirtschaftliche Praktiken, die etwa die Umwelt schonen, den Ertrag steigern und für die Erschließung neuer Einkommensquellen, etwa Hühnerhaltung oder Imkerei. Nestlé will in Zukunft nur noch zertifizierte Kakao-Produkte verwenden. Wann es so weit ist, teilte das Unternehmen nicht mit. Es will seine jährlichen Investitionen zur Förderung der Nachhaltigkeit verdreifachen und bis 2030 insgesamt 1,3 Milliarden Franken (1,25 Mrd Euro) dafür ausgeben. 

Während die Daten und Fakten zur Nachhaltigkeit schwer zu ermitteln sind, wird sich Nestlé wohl bei seinen Kritikern vor allem an seinem Erfolg bei der Reduzierung der Kinderarbeit messen lassen. 

nm/hb (dpa, rtr)