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Image-Problem

23. Juli 2009

Es war wohl schon längst beschlossene Sache: Volkswagen wird sich Porsche einverleiben. Das könnte dem Image der Sportwagen-Schmiede schaden, meint Autoexperte Willi Diez.

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Willi Diez (Foto: ifa)
Willi Diez ist Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen und leitet dort das Institut für AutomobilwirtschaftBild: IFA

DW-WORLD.DE: Herr Professor Diez, die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW ist zu Gunsten der Wolfsburger entschieden. Welche Auswirkungen erwarten Sie?

Willi Diez: Wenn Volkswagen Porsche übernimmt, wird Porsche zur zehnten Marke im VW-Konzern. Das wird natürlich bedeuten, dass die unternehmerische Freiheit in Zuffenhausen eingeschränkt wird. Sicher werden viele strategische Entscheidungen dann in Wolfsburg fallen. Aber das heißt natürlich nicht, dass nun Porsche völlig bedeutungslos wird, sondern das Unternehmen wird sicher ja auch in vielen Bereichen eigenständig agieren können.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück hat provozierend gesagt, "mit VW Polo-Teilen kann man keinen Porsche bauen". Sehen Sie das ähnlich?

Das ist natürlich ein bisschen extrem formuliert. Ich glaube, das hat auch niemand vor, wirklich in einem Porsche 911 Polo-Teile einzubauen. Man muss fairerweise sagen, der Porsche Cayenne, also der Geländewagen den Porsche ja herstellt, der fährt ja überwiegend schon heute mit VW-Teilen. Da scheint man also weniger empfindlich zu sein. Also ich denke, dass ist ein Horrorszenario, von dem ich aber nicht glaube, dass es eintreten wird.

Was ist denn mit der viel gerühmten Flexibilität von Porsche? Bisher hieß es dazu in Zuffenhausen, wir können auf jegliche Marktveränderungen sofort reagieren und unsere Produktion entsprechend umstellen. Besteht die Gefahr, dass das verloren geht?

Auch da sehe ich nicht die große Gefahr. Natürlich ist ein kleines Unternehmen immer etwas flexibler als ein großes. Aber man kann ja auch in einem großen Unternehmen flexibel agieren. Man hat Möglichkeiten die Auslastung der Fabriken zu steuern, man kann Produktionsumfänge, also Fahrzeuge, die vielleicht besser gehen, dann in anderen Fabriken herstellen. Dafür kann man wiederum dort dann die Produktion von Fahrzeugen, die weniger gut gehen, zurücknehmen. Also man kann auch in einem großen Konzern ein hohes Maß an Flexibilität sicherstellen.

Wie steht es mit dem Image? Porsches Stärke lag ja auch immer darin, eine Erfolgsstory, eine Exklusivität, eine Premium-Marke darzustellen. Ist das vorbei?

Man muss zunächst einmal sagen, dass VW in der Vergangenheit Premium-Marken übernommen wie etwa Bentley und Lamborghini. Und man muss ganz fairerweise sagen, gelitten haben beide Marken darunter nicht. Sowohl Bentley als auch Lamborghini haben im Gegenteil in den letzten Jahren ihre Absatzzahlen deutlich steigern können. Und auch Audi, eine weitere Premium-Marke im VW-Konzern, ist ausgesprochen erfolgreich.

Also, es gibt da keinen Automatismus?

Wenn VW eine Premium-Marke übernimmt, dann heißt das nicht gleich, dass die kaputt geht. Allerdings ist natürlich richtig, der Mythos Porsche lebt natürlich, und hat in der Vergangenheit sehr stark auch davon gelebt, dass Porsche der kleinste unabhängige Automobilhersteller der Welt war. Ein Stück dieses Mythos' geht natürlich verloren, wenn Porsche zur zehnten Marke im VW-Konzern wird. Also, da muss man sicher denen Recht geben, die sagen, dass ist für das Image von Porsche nicht unbedingt zuträglich.

Also: Überwiegen Ihrer Meinung nach bei der Übernahme von Porsche durch VW die Vor- oder die Nachteile?

Ich glaube, es gibt in dieser Bilanz sowohl auf der Soll- wie auf der Habenseite Punkte. Porsche würde natürlich den Anschluss gewinnen an einen großen Hersteller. Auf der anderen Seite gibt es natürlich dass Image-Problem. Man muss sehr sorgfältig darauf achten, Porsche soviel Eigenständigkeit wie möglich zu belassen und damit das Image von Porsche zu erhalten. Dann könnte daraus eine Erfolgsstory werden.

Autor: Klaus Ulrich
Redaktion: Martin Schrader