Nach Rücktritt kann Hartz auf Geld hoffen
14. Juli 2005Der bisherige Personalvorstand von Volkswagen, Peter Hartz, wird zwar das Unternehmen vorzeitig verlassen, seinen Vertrag jedoch möglicherweise ausbezahlt bekommen. Das Präsidium des VW-Aufsichtsrates nahm am Mittwoch (13.7.) das Angebot von Hartz an, wegen der Schmiergeld-Affäre zurückzutreten. Nach der Sitzung teilte VW zunächst mit, die Zahlung einer Abfindung habe nicht zur Debatte gestanden.
Nachfolge noch offen
Später hieß es jedoch aus Unternehmenskreisen, der 63-Jährige könne sich Ansprüche aus seinem Vertrag vermutlich auszahlen lassen. Dieser läuft nach Angaben von Hartz bis 2007. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte der "Süddeutschen Zeitung", Fachleute von VW seien dabei, die Rechtslage für den Aufsichtsrat darzustellen. Die Nachfolge von Hartz ist nach Angaben führender Aufsichtsratsmitglieder noch offen.
Schnelle Einigung?
Experten gehen davon aus, dass VW und der zurückgetretene Personalvorstand eine schnelle Einigung suchen werden, um einen Imageschaden zu vermeiden. "Die Verträge für Vorstandsmitglieder großer Unternehmen enthalten üblicherweise eine Abfindungsregelung für den Fall eines vorzeitigen Vertragsendes", sagte der Arbeitsrechtler Roland Schwarze aus Hannover. "Der Aufsichtsrat muss an sein Unternehmen denken und sollte einen Abfindungsprozess vermeiden, der unter Umständen zwei, drei Jahre dauert. Bei einem solchen Prozess würden etwaige delikate Details erörtert werden und das alles verknüpft mit dem Namen VW"
SPD-Abgeordnete müssen VW verlassen
Medienberichten zufolge will VW zudem den SPD-Landtagsabgeordneten Ingolf Viereck und Hans-Hermann Wendhausen kündigen. Die Parlamentarier hatten mehr als zehn Jahre lang neben ihren Diäten Gehälter von VW kassiert, ohne hierfür eine angemessene Gegenleistung zu erbringen. Nachdem dies Ende vorigen Jahres bekannt geworden war, forderte der Landtag von beiden zusammen 760 000 Euro zurück. Zum 1. Juli wurden sie bei VW wieder fest angestellt.
Kein langfristiger Kurseinbruch
Der Rücktritt von Peter Hartz sei zu erwarten gewesen, sagte Fidel Helmer, Analyst bei Hauck & Aufhäusser. Seiner Ansicht nach habe dies aber keine großartigen Auswirkungen auf den Börsenkurs. Stimmungsmäßig mache der Volkswagen-Skandal jedoch einen ausgesprochen schlechten Eindruck für die Aktionäre. Deshalb glaube er, dass der Aktienkurs in den nächsten Tagen darunter leiden werde, so Helmer.
Betrugsermittlungen
Hartz hatte mit seinem Rücktritt nach eigenen Angaben die politische Verantwortung übernommen für angeblich unkontrollierte Spesenbudgets für den Betriebsrat und zweifelhafte Abrechnungen. Er wolle Schaden von VW abwenden. Hartz, der seit 1993 Arbeitsdirektor bei VW ist, hatte Vorwürfe zurückgewiesen, der Vorstand habe versucht, Betriebsräte durch Vergünstigungen kompromissbereit zu stimmen.
Die VW-Affäre kam am 25. Juni mit ersten Berichten über eine mutmaßliche Schmiergeld-Affäre bei Volkswagen ins Rollen. Wegen Verdachts auf Betrug und Untreue ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den früheren Skoda- Personalchef Helmuth Schuster und Klaus Joachim Gebauer, der in der VW-Personalabteilung für die Beziehungen zum Betriebsrat zuständig war. Beide sollen Gelder, die eigentlich VW oder der tschechischen Tochter Skoda zugestanden haben, über ein "Firmengeflecht" auf eigene Konten umgeleitet haben. Im Sog der Affäre trat Ende Juni überraschend auch VW-Betriebsratschef Klaus Volkert zurück. (stu)