Kriegsverbrecher in Haft
1. Juni 2007Zdravko Tolimir wurde am Donnerstag (31.5.07) von bosnischen und serbischen Polizisten festgenommen. Tolimir sei bei der Gemeinde Ljubovije an der Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Serbien in einer gemeinsamen Aktion der Polizei beider Länder festgesetzt worden, berichteten Belgrader Medien.
"Ein wichtiger Schritt"
Das UN-Tribunal in Den Haag wirft dem früheren Offizier der bosnischen Serben Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Er soll in dem Krieg von 1992 bis 1995 Cheflogistiker des untergetauchten Generals Ratko Mladic gewesen sein. Tolimir war im Februar 2005 vom UN-Tribunal wegen des Massakers in Srebrenica angeklagt worden. Im Juli 1995 waren dort bis zu 8000 Muslime von serbischen Verbänden ermordet worden.
Die Verhaftung Tolimirs nährt nun Hoffnungen auf eine Annäherung Serbiens an die Europäische Union. Es sei ein "wichtiger Schritt" , um alle Flüchtigen vor Gericht zu bringen", erklärte EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Rehn erinnerte Serbien zugleich an seine Verpflichtung zu einer "vollen Zusammenarbeit" mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Der EU-Kommissar hatte Belgrad zuletzt eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über ein Assoziierungs- und Stabilisierungsabkommen in Aussicht gestellt.
Neue Verhandlungen?
Die Festnahme kommt wenige Tage bevor Chefanklägerin Carla Del Ponte in der kommenden Woche nach Bosnien reist. Ihr Urteil ist mitentscheidend, wenn es um die Wiederaufnahme der Gespräche mit Serbien um eine Annäherung an die EU geht. Die EU hatte vor einem Jahr die Verhandlungen mit Belgrad über eine Annäherung an Brüssel mit der Begründung ausgesetzt, Serbien biete insgesamt sechs angeklagten Kriegsverbrechern mit Mladic an der Spitze Schutz. Belgrad hatte das bestritten.
Serbische Kommentatoren erwarten, dass nach der Verhaftung von Tolimir die Verhandlungen mit der EU wieder aufgenommen werden könnten. Das angestrebte Abkommen könne dann endgültig unterschrieben werden, wenn auch Mladic und die anderen Angeklagten verhaftet seien. Über eine Annäherung an Serbien wollen Rehn und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nun mit Serbiens Präsident Boris Tadic verhandeln. (mb)