Mutmaßlicher Täter im Fall Niklas P. gefasst
18. Mai 2016Bei dem Festgenommenen handle es sich um einen 20-jährigen gebürtigen Italiener, teilte Oberstaatsanwalt Robin Faßbender mit. Er sei den Behörden bereits als Gewalttäter bekannt. Nach Erkenntnissen der Ermittler habe der mutmaßliche Täter das Opfer, den 17-jährigen Niklas P., in der Nacht zum 7. Mai durch einen schweren Schlag gegen die Schläfe niedergestreckt. Anschließend habe er dem reglos am Boden liegenden Jugendlichen mit voller Wucht gegen den Kopf getreten. Infolge dieser beiden "massiven Gewalteinwirkungen gegen den Kopf" sei Niklas gestorben, sagte Faßbender.
Zwei mutmaßliche Täter weiter flüchtig
Gegen den Verdächtigen wurde Haftbefehl wegen Totschlags beantragt, über den nun ein Ermittlungsrichter entscheiden müsse. "Er hat jegliche Tatbeteiligung bestritten, hat sich allerdings bei seinen Vernehmungen bereits in Widersprüche verwickelt", so Faßbender. Einige seiner Aussagen seien widerlegt worden, zudem sei er von Zeugen wiedererkannt worden. Die Staatsanwaltschaft halte ihn für den Haupttäter. Nach wie vor seien zwei mutmaßliche Täter flüchtig. Zwei Männer, die zweitweise festgenommen worden waren seien inzwischen wieder auf freiem Fuß, weil sich ein Verdacht gegen sie nicht erhärtet habe.
Auch das Motiv für die Tat ist nach wie vor unklar. Es sei zu Auseinandersetzungen gekommen, als Niklas im Bonner Stadtteil Bad Godesberg auf dem Nachhauseweg gemeinsam mit einem Freund und zwei Freundinnen einer Gruppe von mindestens drei Männern begegnet sei. Die drei Männer hätten Niklas und seine Freunde zunächst verbal provoziert und dann auch tätlich angegriffen, nachdem der 17-Jährige die drei habe "zur Rede stellen" wollen. Bei dem Handgemenge waren auch zwei Begleiter von Niklas verletzt worden.
Rechtsextreme Stimmungsmache
Bundesweit hatte die Gewalttat Mitgefühl und Empörung ausgelöst - und in Bonn die Stimmung aufgeheizt. Nach dem Überfall organisierte die rechte Szene einen Protestmarsch mit 50 Teilnehmern in Bad Godesberg. Anlass waren Spekulationen über einen möglichen Migrationshintergrund der Schläger. An einer von mehreren Parteien, Kirchen und Gewerkschaften unterstützten Gegendemonstration beteiligten sich laut Polizei etwa 400 Menschen. Die Rechtsextremen wollten den Tod des Jugendlichen für ihre Zwecke instrumentalisieren, kritisierte das Bündnis der Gegendemonstranten.
ww/stu (afp, epd, dpa)