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Mordanschlag erschüttert USA

Hajo Felten9. Januar 2011

Nach dem Blutbad in Arizona ist der Zustand der Kongressabgeordneten Giffords weiter kritisch. Ärzte gehen aber davon aus, dass sie überleben wird. Inzwischen fahndet die Polizei nach einem zweiten Tatverdächtigen.

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Ein trauerndes Paar am Tatort (Foto: AP)
Fassungslosigkeit nach dem AnschlagBild: AP

Mit Trauer und Entsetzen haben die USA auf den Mordanschlag auf die 40-jährige Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords in Tucson im Bundesstaat Arizona reagiert. Die Politikerin, die der Demokratischen Partei von Präsident Barack Obama angehört, war am Samstag (08.01.2011) bei einem Bürgertreffen in einem Einkaufszentrum von einem 22-Jährigen Mann in den Kopf geschossen worden. Anschließend feuerte der Attentäter weitere Schüsse auf die Umstehenden ab. Sechs Personen starben, darunter ein Bundesrichter und ein neunjähriges Mädchen. 13 Menschen wurden bei der Schießerei verletzt. Der Täter wurde festgenommen. Die Hintergründe der Tat sind ebenso unklar wie die Zahl der Täter. Die Polizei glaubt, dass er einen Komplizen hatte, der allerdings keine Schüsse abgab. Sie sucht mit Hochdruck nach dem Unbekannten.

Attentäter veröffentlichte Abschiedsbrief im Internet

Anschlagsopfer Gabrielle Giffords (Foto: AP)
Anschlagsopfer Gabrielle GiffordsBild: AP

Inzwischen wurden weitere Einzelheiten über den nach dem Anschlag festgenommenen Schützen bekannt. So beschrieben die Behörden den mutmaßlichen Täter Jared L. als eine Person mit einer schwierigen Vergangenheit. L. selbst veröffentlichte offenbar vor der Tat noch einen Abschiedsgruß im Internet. Auf einer MySpace-Seite von L., die am Samstag von den Ermittlern untersucht wurde, heißt es: "Auf Wiedersehen, meine Freunde". Die Seite wurde am Samstag entfernt, kurz nachdem der Bewaffnete von den US-Behörden identifiziert wurde. "Bitte seid mir nicht böse", schrieb er demnach wenige Stunden vor der Schießerei weiter.

Vor einigen Wochen wurde zudem ein Video auf YouTube veröffentlicht, in dem L. die Erfindung einer neuen amerikanischen Währung beschreibt. Außerdem kritisiert er die hohe Analphabetenrate im Kongressbezirk der Abgeordneten Gabrielle Giffords. Fast alle, die keine genauen Informationen über eine neue Währung hätten, "sind sich nicht über die Methoden von Gedankenkontrolle und Gehirnwäsche im Klaren", heißt es in dem mysteriösen Text weiter.

Obama geschockt über Anschlag

US-Präsident Barack Obama (Foto: dapd)
US-Präsident Obama verurteilt die GewalttatBild: AP

US-Präsident Barack Obama nannte die Tat "eine Tragödie für Arizona und eine Tragödie für unser gesamtes Land". Eine solche "sinnlose und schreckliche Gewalttat" habe in einer freien Gesellschaft keinen Platz, erklärte er in einer ersten Stellungnahme. Erschüttert äußerten sich auch die US-Republikanerin Sarah Palin sowie der neu gewählte Präsident des Abgeordnetenhauses, John Boehner. "Das ist ein trauriger Tag für unser Land", sagte Boehner.

Vertraute der Angeschossenen berichteten, es habe Drohungen gegen Giffords gegeben. Erst im März vergangenen Jahres war in Tucson das Büro der Abgeordneten verwüstet worden - wenige Stunden, nachdem das Repräsentantenhaus für die Gesundheitsreform gestimmt hatte. Die Republikanerin Sarah Palin hatte vor den Kongresswahlen im vergangenen November Giffords Mandat als eines der wichtigsten "Ziele" bezeichnet und deren Bezirk auf ihrer Internetseite in einem Fadenkreuz dargestellt. "Wenn Menschen das tun, müssen sie begreifen, dass es für diese Handlung Konsequenzen gibt", hatte Giffords dazu in einem Interview des US-Senders MSNBC gesagt.

Gabrielle Giffords, die mit dem NASA-Astronauten Mark Kelly verheiratet ist, wurde im November für den Kongress wiedergewählt. Sie setzte sich dabei knapp gegen einen Bewerber der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung durch. Zuvor hatte die Demokratin Mandate in Arizona inne. Sie ist als mögliche Bewerberin für einen Senatssitz im Gespräch, außerdem für das Amt des Gouverneurs von Arizona, der im Jahr 2014 neu gewählt wird.

Autor: Hajo Felten (rtr, ap, afp, dpa)
Redaktion: Stephan Stickelmann