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Staab - auf neuer Mission in Saudi Arabien

17. August 2021

Monika Staab gilt als Pionierin im Frauenfußball. Die weit gereiste 62-Jährige wird nun neue Nationaltrainerin in Saudi Arabien. Sie will dabei helfen in dem muslimischen Land eine Struktur aufzubauen, sagt sie der DW.

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Monika Staab zu Gast in der NDR Talk Show
Fußball-Trainerin Monika Staab arbeitet ab dem 1. September in Saudi ArabienBild: Stephan Wallocha/imago images

Der Elan und die Vorfreude stehen Monika Staab ins Gesicht geschrieben. Sie hat eine neue Mission. Und dieser hat sie sich wieder voll verschrieben. Ab dem 1. September ist sie die neue und damit die erste Trainerin der Frauenfußball-Nationalmannschaft von Saudi Arabien - einem Land, das erst vor kurzem seinen Frauen das Autofahren, einen Stadionbesuch und auch das aktive Spielen erlaubt hat. "Ich bin sehr aufgeregt und freue mich darauf", sagt Staab der DW. 

An dieser gesellschaftlichen Öffnung, dieser Wende, will sie mitwirken. Im vergangenen November startete im islamisch-konservativen Königreich eine Frauen-Fußballliga. "Ich war hocherfreut und überrascht, als ich davon hörte, dass in Saudi-Arabien Frauenfußball erlaubt wurde", sagt Staab. "Das war ein historischer Moment."

Sie bekam einen Anruf aus Saudi Arabien, wurde gefragt, ob sie sich vorstellen könne, eine gewichtige Aufgabe beim Aufbau zu übernehmen. Dann nahm die Sache schnell Fahrt auf. "Ich habe mich mit den Leuten vom Verband unterhalten, war dort auch vor Ort und hatte den Eindruck, dass sie die Sache sehr ernst nehmen. Ich habe sie gefragt, was geht und was nicht geht“, sagt sie. 

Internationale Erfahrungen

Fakt ist: Die 62-Jährige muss Pionierarbeit leisten. Aber damit kennt sie sich bestens aus. "Es geht nicht nur darum, mit der Nationalmannschaft gute Ergebnisse zu erreichen", sagt sie. Staab muss von der Graswurzel an beginnen, Strukturen aufzubauen: "Die Verantwortlichen wissen, dass sie eine Strategie haben müssen, einen Plan. Ich habe mich in den Gesprächen davon überzeugt, dass der saudi-arabische Verband es ernst meint. Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht." 

Monika Staab in Pakistan
Fußball-Trainerin Monika Staab (l.) war schon in vielen Ländern tätig, hier in PakistanBild: picture-alliance/dpa

Staab war einst selbst in der Frauen-Bundesliga aktiv und später als Trainerin und Funktionärin beim Deutschten Fußball-Bund und dem Weltverband FIFA tätig, um den Frauenfußball voranzubringen. Sie mag die Herausforderungen, das Abenteuer. Staab war in den letzten 14 Jahren dienstlich in über 80 Ländern, darunter Nordkorea, Pakistan, Iran. Sie hat schon einige Erfahrungen in muslimischen Ländern als Trainerin gesammelt. Im Jahr 2007 arbeitete sie für einige Monate beim Frauen-Nationalteam in Bahrain, von 2013 bis Ende 2014 im Emirat Katar. "Ich werde aber nicht nur fürs Nationalteam zuständig sein, sondern werde auch Trainerinnen ausbilden. Die sind dort ausdrücklich erwünscht", sagt Staab. "Ich möchte dort ein Vermächtnis hinterlassen, eine Nachhaltigkeit. Wenn ich mal weg bin, muss es so weitergehen." 

Viel Überzeugungsarbeit notwendig

Es geht darum, die jungen Mädchen für den Sport zu begeistern, Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen, damit die Kinder möglichst früh, möglichst gut ausgebildet werden. "Wir werden eine Struktur in fünf Jahren aufbauen, nicht von einem zum anderen Tag. Wir müssen dabei schauen, dass unsere Strategie auch von der Gesellschaft akzeptiert wird, mit all ihren Gewohnheiten und ihrer Mentalität. Ich weiß, dass dieses Thema sehr sensibel zu behandeln ist."

Denn die Gepflogenheiten in konservativ-muslimischen Ländern sind anders als in westlichen Nationen. Allerdings musste auch hierzulande eine gewisse Akzeptanz erst einmal hergestellt werden. Auch in Deutschland war einst ein grundlegendes Umdenken vonnöten. "Es gibt Leute die sagen, dass Frauen die Fußball spielen nicht schwanger werden können oder Schäden davon tragen. Aber: So etwas hatten wir vor 50 Jahren in Deutschland auch. Da war es Frauen auch nicht erlaubt, zu spielen. Dabei wollen auch Frauen nur Spaß am Fußball haben. Das müssen wir vermitteln und wir müssen überzeugen, dass es völlig ungefährlich ist. Das vereinigt auch die Gesellschaft“, sagt Staab.  

Sie geht mit viel Dynamik und ohne Bedenken nach Saudi Arabien. Auch weil sie schon in so vielen Krisengebieten auf dieser Welt war. "Ich habe keine Angst. Ich war in so vielen Ländern wo es Gefahren gab. Ich will meinen Job machen", sagt Staab. "Wenn ich Angst hätte, könnte ich den Job nicht machen."

Vor allem einen Wunsch hat Staab für die aufregende Zeit, die nun auf sie zukommt. "Ich will, dass Frauenfußball in Saudi Arabien existiert, auch wenn es ein arabisches Land ist. Auch wenn der Fußball sehr männlich dominiert ist. Der Verband will dort etwas erreichen - und ich will dabei helfen."