Mit Zauber und Zittern ins Achtelfinale
25. Februar 2010Fakt ist: Der Hamburger SV steht im Achtelfinale der Europa-League. Nur das "Wie" sollten die Hamburger schleunigst vergessen. Denn die Hansestädter verloren das Rückspiel beim PSV Eindhoven mit 2:3 (0:2) und standen am Rande des Ausscheidens. Dank der Auswärtstorregel und dem knappen 1:0 im Hinspiel durften sich die Hamburger dennoch über den Einzug ins Achtelfinale freuen.
Früh waren die Hamburger ins Hintertreffen geraten: Vor 32.000 Zuschauern im Philips-Stadion von Eindhoven hatten der Schwede Ola Toivonen (2.) und der Ungar Balazs Dzsudzsak (43.) die Gastgeber auf Achtelfinalkurs gebracht. Mladen Petric (46. Minute) und Piotr Trochowski (79./Foulelfmeter) wahrten den Traum des HSV vom Finale im eigenen Stadion. Danny Koevermans machte es in den Schlussminuten mit seinem Treffer noch einmal spannend. Zwei Platzverweise für Dzsudzsak (Rot, 57. Minute) und Guy Demel (Gelb-Rot, 74.) sind Beleg für eine hart geführte Partie. "Gegen so eine Mannschaft weiterzukommen, ist eine große Leistung", befand ein zufriedener HSV-Trainer Labbadia. In der Runde der letzten 16 trifft der HSV auf den belgischen Tabellenführer RSC Anderlecht.
Pizarro schießt Bremen mit Dreierpack ins Achtefinale
Wesentlich souveräner war der Auftritt von Werder Bremen: Die Hanseaten setzten sich im Rückspiel gegen Twente Enschede mit 4:1 (3:1) durch und machten damit die 0:1-Hinspiel-Niederlage wett. Überragender Akteur bei Werder war erneut Torgarant Claudio Pizarro, der gleich drei Treffer (15./20./58.) erzielte. Im Zusammenspiel mit dem wiedererstarkten Mesut Özil sorgte Pizarro somit fast im Alleingang für das Bremer Weiterkommen. Naldo steuerte ebenfalls ein wichtiges Tor zum Erfolg bei (27.). Den niederländischen Ehrentreffer markierte Luuk de Jong (33.).
Auch der kurzfristige Ausfall von Nationaltorwart Tim Wiese wegen einer Adduktorenverletzung sollte die Bremer in ihrer Mission nicht aufhalten. Für den Stammkeeper begann Christian Vander zwischen den Pfosten und hatte einen weitgehend ruhigen Abend. Das könnte sich beim nächsten Euro-Auftritt der Bremer ändern: Werder hat in der Runde der letzten 16 mit dem FC Valencia einen äußerst unangenehmen Gegner.
Größter internationaler Erfolg für Wolfsburg
Partystimmung herrschte auch in Wolfsburg: Der deutsche Fußball-Meister feierte den größten internationalen Erfolg seiner bisherigen Club-Geschichte mit dem Einzug ins Achtelfinale der Europa League. Der VfL gewann das Zwischenrunden-Rückspiel gegen den FC Villarreal souverän mit 4:1 (3:1). "Wir haben heute gezeigt, was wir können. Wir kommen dem VfL vom letzten Jahr immer näher", freute sich VfL-Profi Sascha Riether. Vor 16.613 Zuschauern in der VW-Arena erzielten Edin Dzeko (10. Minute), Ángel López (15., Eigentor), Christian Gentner (41.) und Grafite (64.) die Tore. Den Ehrentreffer für Villarreal erzielte Joan Capdevila (30.). Wolfsburg trifft nun auf Rubin Kasan, das Hapoel Tel Aviv ausschaltete.
Gleichzeit gehen hinter den Kulissen in Wolfsburg die Personal-Planung für die kommende Saison weiter: Möglichst rasch soll ein neuer Trainer gefunden werden, der im Sommer Interimscoach Lorenz-Günther Köstner ablöst. "Bis Ende April wäre eine Entscheidung gut, auch im Hinblick auf die Personalplanung zur kommenden Saison", sagte Hoeneß vor dem Spiel. "Wir führen bereits konkrete Gespräche." Spekulationen lokaler Medien, wonach der ehemalige HSV-Coach Martin Jol derzeit Favorit sei, wollte Hoeneß nicht kommentieren.
Hertha geht in der Europa League baden
Bereits am Dienstag hatte sich Hertha BSC mit hoher Wahrscheinlichkeit für längere Zeit von der europäischen Fußballbühne verabschiedet. Beim portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon unterlag der Bundesliga-Letzte aus Berlin 0:4 (0:1). Damit war in der Zwischenrunde der Europa League für die Berliner Endstation. Aimar (25. Minute), Oscar Cardozo (48. und 62.) und Javi Garcia (59.) sorgten im strömenden Regen für die Treffer gegen die völlig überforderte Hertha. Es war die höchste Niederlage der Berliner in ihrer Europacup-Geschichte.
"Der Gegner war heute definitiv zu stark für uns und hat auch in der Höhe verdient gewonnen", sagte Herthas Kapitän Arne Friedrich. "In der Bundesliga werden wir aber wieder ein anderes Gesicht zeigen." Auch Trainer Friedhelm Funkel zeigte sich eher entspannt: "Meine Mannschaft hat alles gegeben, doch wir haben gegen ein erstklassiges Team verloren. Die Enttäuschung hält sich in Grenzen, weil wir wussten, wie schwer es werden würde", sagte er. Hertha BSC ist im Achtelfinale nicht mehr dabei – nun gibt es nur noch ein Ziel: der Klassenerhalt in der Bundesliga.
Das Achtelfinale der Europa League im Überblick
Hamburger SV - RSC Anderlecht
Rubin Kasan - VfL Wolfsburg
Atlético Madrid - Sporting Lissabon
Benfica Lissabon - Olympique Marseille
Panathinaikos Athen - Standard Lüttich
OSC Lille - FC Liverpool
Juventus Turin - FC Fulham
FC Valencia - Werder Bremen
Autor: Joscha Weber
Redaktion: Calle Kops