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Mit Kunst gegen Landminen

Mathias Bölinger28. November 2005

Trotz des Abkommens zur Ächtung von Anti-Personen-Minen geht in vielen Ländern das Minenlegen weiter. Ein Künstler geht jetzt einen ungewöhnlichen Weg, um Geld für die Räumung von Minen zu sammeln.

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Virtuelles MinenfeldBild: heine/lenz/zizka

"Civil Wars" - als vor einem Jahr die Oper des Komponisten Philip Glass zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt wurde, hatte sich das Freiburger Stadttheater eine besondere Aktion ausgedacht. Die Premierenbesucher schlürften ihren Sekt auf einem Minenfeld. Das Foyer war mit Platten ausgelegt, auf die verschiedene Minentypen aufgedruckt waren. Gestaltet war die Installation von dem Frankfurter Konzeptkünstler Peter Zizka.

Platte als Aktionsrelikt

Zizka machte sich anschließend Gedanken, wie man sein Werk weiterverwenden könnte und kontaktierte die Hilfsorganisation Medico International. Sein Vorschlag: Das Minenfeld sollte in einer Wanderausstellung gezeigt werden und die Platten sollten gegen eine Spende für Minenopfer verkauft werden. Parallel ist das Feld auf der Internetseite von Medico International zu sehen.

Insgesamt sind es 600 Platten. Wer so eine Platte anklickt, sieht was in den betroffenen Ländern passiert, wenn jemand die Spende von 500 Euro zahlt. "Und dann bekommt man am Ende dieser Ausstellungstour so eine Platte als Relikt. Das ist ein Aktionsrelikt", erklärt der Künstler.

Das virtuelle Minenfeld
Virtuelles Minenfeld - Installation in der Kreissparkasse am Kölner Neumarkt (Foto: heine/lenz/zizka)Bild: heine/lenz/zizka

Fast die Hälfte der Platten geräumt

Klickt man auf eine der Platten, erscheint ein Formular, in das man Adresse und Kontoverbindung einträgt. Schickt man das Formular ab, werden 500 Euro vom Konto abgebucht und man wird Besitzer der Minenplatte. Auf der Homepage verschwindet das gekaufte Teilstück. "Geräumt" steht an seiner Stelle. Fast die Hälfte der Teilstücke sind bereits geräumt, erzählt Thomas Gebauer von Medico international. Damit seien die beiden Ziele schon weitestgehend erreicht. "Einmal natürlich die Aufmerksamkeit der Bevölkerung dafür zu schärfen, dass das Minenproblem keineswegs mit der Unterzeichnung des Ottawa-Abkommens erledigt ist, und wir haben immerhin 150.000 Euro zusammengesammelt", sagt Gebauer.

Wichtige Öffenlichkeitswirkung

Finanziert werden von den Spendengeldern insbesondere Begleitprogramme für Minenopfer und Aufklärungsmaßnahmen für die Bevölkerung. Das Minenräumen selbst kann über solche Spendenaktionen nicht finanziert werden. Die Beseitigung einer Mine kostet nach Schätzungen der Vereinten Nationen bis zu 1000 Dollar. Bedenkt man, dass zum Beispiel in Angola geschätzte 10 Millionen Minen liegen, kommt man auf eine Summe von 10 Milliarden Dollar, die nötig wären, um das Land von Minen zu säubern. Dafür müsste Medico International ungefähr 30.000 solcher Minenfelder verkaufen. Aber ohnehin ist die Öffentlichkeitswirkung für die Organisation mindestens genau so wichtig wie das Geld.

Explosive Dekoration

Teile des Minenfelds waren an Orten des Kulturbetriebs wie der Kunsthalle Rotterdam oder dem Schauspiel Frankfurt zu sehen, lagen im Lichthof des Auswärtigen Amtes, und waren zuletzt in der Schalterhalle der Kreissparkasse Köln zu sehen. Es geht schließlich darum, möglichst viele Leute zu erreichen. Auch wenn sie in dem ästhetisch durchaus ansprechenden Bodenbelag erst auf den zweiten Blick erkennen, um was es sich da eigentlich handelt. Die verschiedenen Minenformen sind wie hübsche Ornamente auf einen warmen Beige-Ton gestreut. "Das sieht ja fast aus wie eine Blumenwiese. Im Auswärtigen Amt kam einer der Herren, die da arbeiten, und sagte 'Ach, sie machen die Weihnachtsdekoration?'", erzählt der Künstler.

Die explosive Dekoration, die eigentlich in der Kölner Kreissparkasse zum letzten Mal zu sehen sein sollte, wird wohl noch weiter auf Tour gehen. Als Nächstes soll das Minenfeld aus dem Opernfoyer im Nobel-Museum in Oslo zu sehen sein. Allerdings wird es dann nicht mehr aus 600 Teilen bestehen. Die bereits geräumten Teilstücke werden dieser Tage wie versprochen an die Spender verschickt.