Mit der Kamera im Kuhstall
Die Landwirtin Anita Lucassen stellt Videos über ihren Alltag auf dem Bauernhof ins Netz, die schon eine Million Mal angeklickt wurden. Tierschützer wären von den Bedingungen auf ihrem Hof jedoch nicht begeistert.
ANITA LUCASSEN:
Hallo, da bin ich wieder, Anita aus dem Oldenburger Münsterland.
SPRECHER:
Die Landwirtin ist genervt vom von etwas genervt sein keine Lust mehr auf etwas haben; wegen etwas ärgerlich sein schlechten Image Image (n., nur Singular, aus dem Englischen) der Ruf; der Eindruck, den die Leute allgemein von etwas/jemandem haben der Bauern. Deshalb dreht Anita Lucassen Videos in ihrem Kuhstall. Ihre Mission Mission, -en (f.) hier: die selbst gewählte Aufgabe, andere von etwas zu überzeugen : ein positives Bild schaffen von Landwirten wie sie.
ANITA LUCASSEN:
Was mich am meisten stört, ist, dass die Landwirte pauschal pauschal hier: allgemein; verallgemeinernd; ohne Unterscheidung an den Pranger gestellt jemanden an den Pranger stellen jemanden öffentlich stark kritisieren werden, dass durch negative Beispiele wir Landwirte skandalisiert jemanden/etwas skandalisieren aus etwas einen Skandal machen; jemanden/etwas sehr schlecht darstellen und als Umweltverschmutzer und Tierquäler Tierquäler, - /Tierquälerin, -nen jemand, der Tiere sehr schlecht behandelt dargestellt jemanden/etwas als etwas darstellen sagen, dass jemand/etwas etwas ist werden.
SPRECHER:
Die Videos veröffentlicht sie auf der Internetplattform Internetplattform, -en (f.) eine Internetseite vor allem für den gegenseitigen Austausch von Informationen oder Medien MyKuhTube. Alle sollen sehen, dass es ihren Tieren gut geht. Das muss ohne großes Werbebudget Werbebudget, -s (n.) das Geld, das für Werbung ausgegeben werden kann gehen.
ANITA LUCASSEN:
Hallo, da bin ich wieder, Anita aus dem Oldenburger Münsterland. Heute möchte ich euch zeigen, wie der Ablauf Ablauf, Abläufe (m.) hier: die Reihenfolge verschiedener Tätigkeiten beim Melken melken hier: die Milch eines Tieres (oft einer Kuh) mithilfe der Hände oder einer Maschine herausfließen lassen ist. Dass die Kühe zurzeit ein wenig zappelig zappelig umgangssprachlich für: unruhig; ungeduldig sind, liegt daran, dass die Fliegen sie im Moment immer wieder zwicken zwicken hier umgangssprachlich für: leicht wehtun .
SPRECHER:
Ihr Mann Michael Lucassen übernimmt ihre Arbeit, wenn sie dreht.
MICHAEL LUCASSEN:
Na ja, unser Problem ist, glaub ich, wir sind ‘ne schwindende schwinden immer weniger werden Gesellschaft, die Landwirtschaft an sich. Wir werden immer weniger Betriebe. Und die Bevölkerung entfernt sich immer mehr von der Landwirtschaft. Dadurch, dass [wir] immer weniger werden und in den Dörfern auch immer weniger Betriebe existieren, wird es immer schwieriger, den Verbrauchern das nahezubringen jemandem etwas näher|bringen jemandem etwas Unbekanntes erklären oder zeigen .
SPRECHER:
Die 39-Jährige ist auf einem Bauernhof mit Milchkühen groß geworden. Seit mehr als zehn Jahren führt sie zusammen mit ihrem Ehemann ihren eigenen Betrieb. Sie hat 320 Tiere. Dafür braucht sie 105 Hektar Hektar, - (m.) ein Maß für eine große Fläche Land (1 Hektar = 10 000 Quadratmeter) Land. Viele Flächen sind hinzugepachtet etwas pachten jemanden Geld dafür geben, dass man etwas (z. B. Land, ein Grundstück, ein Lokal) nutzen darf; etwas mieten und daraus Gewinn machen können . Das kostet im Jahr mindestens 40.000 Euro. Die Tiere stehen das ganze Jahr im Stall und bekommen eine spezielle speziell hier: besonders Fütterung aus Mais gemischt mit Kraftfutter Kraftfutter (n., nur Singular) ein besonderes Futter für Tiere, das viel Energie gibt . Kritiker nennen das Massentierhaltung Massentierhaltung (f., nur Singular) viele Tiere haben und sie auf engem Raum unter schlechten Bedingungen leben lassen .
ANITA LUCASSEN:
Ja, wir sind hier in einer Region, wo sehr hohe Pachtpreise sind, und wir haben hier eine intensiv intensiv hier: so, dass man sehr viele Tiere hat, die hohe Leistung bringen sollen geführte Herde Herde, -n (f.) hier: eine große Gruppe von Tieren, die zusammenleben , die eine Milchleistung Milchleistung, -en (f.) die Menge Milch, die ein Tier in einem bestimmten Zeitraum gibt von etwa 11.000 Liter pro Jahr hat. Der deutsche Durchschnitt liegt bei etwa 8.500 Liter pro Jahr – um das mal in Relation etwas in Relation setzen etwas in Bezug zueinander setzen; etwas miteinander vergleichen zu setzen etwas in Relation setzen etwas in Bezug zueinander setzen; etwas miteinander vergleichen –, und wir könnten halt eben diese Pachtpreise nicht erwirtschaften etwas erwirtschaften durch Arbeit Gewinn machen , wenn wir nicht diese hohe Milchleistung hätten.
SPRECHER:
11.000 Liter pro Jahr, pro Kuh. Tierschützer fordern: mehr Weidehaltung Weidehaltung (f., nur Singular) Tiere haben und sie draußen auf einer Wiese leben lassen ! Doch nur ein kleiner Teil der Herde ist draußen. Für die Hochleistungskühe Hochleistungskuh, -kühe (f.) eine Kuh, die sehr viel Milch gibt ist das Gras viel zu mager. Sie sehen sich nicht als ein Teil der Agrarindustrie Agrarindustrie (f., nur Singular) die industrielle Landwirtschaft; der Teil der Industrie, der sich mit der Herstellung landwirtschaftlicher Produkte in großen Mengen befasst , sondern als ein Familienunternehmen, mit einem Angestellten und einem Lehrling. Monatelang waren etwas ist im Keller umgangssprachlich für: etwas ist ganz unten/niedrig; etwas ist ganz schlecht die Milchpreise im Keller etwas ist im Keller umgangssprachlich für: etwas ist ganz unten/niedrig; etwas ist ganz schlecht , oft unter 30 Cent pro Liter. Wie soll ein Unternehmen da wirtschaftlich sein, fragen sie? Bei ihrer Familie bleibt hängen bleiben hier umgangssprachlich für: übrig bleiben wenig hängen hängen bleiben hier umgangssprachlich für: übrig bleiben , manchmal unter 2000 Euro im Monat.
ANITA LUCASSEN:
Heute bin ich hier mit euch bei den Kälberhütten Kälberhütte, -n (f.) ein kleines Haus für junge Kühe, das ihnen Schutz vor Wind, Regen und Schnee bietet und möchte euch zeigen, wie die Kälber eigentlich aus dem Nuckel-Eimer Nuckel-Eimer, - (m.) ein besonderer Eimer, von dem junge Tiere trinken können saufen saufen hier: trinken (bei Tieren) . Hier haben wir ein Kälbchen, das schon fleißig am Trinken ist.
SPRECHER:
Ihre Videos zeigen: Mit Romantik Romantik (f., nur Singular) hier: eine veraltete und zu schöne Vorstellung von etwas, die nichts mehr mit der Realität zu tun hat hat die moderne Tierzucht Tierzucht, -en (f.) die Vermehrung von Tieren; das Besitzen von Tieren mit dem Ziel, dass ihre Zahl steigt wenig zu tun. Anita Lucassen befruchtet künstlich befruchten hier: auf technischem Weg dafür sorgen, dass eine Frau/ein weibliches Tier ein Kind/ein Jungtier bekommen kann zum Beispiel ihre Kühe künstlich künstlich befruchten hier: auf technischem Weg dafür sorgen, dass eine Frau/ein weibliches Tier ein Kind/ein Jungtier bekommen kann . Herdenmanagement Herdenmanagement, -s (n.) alle Aufgaben, die mit dem Besitz und der Pflege einer Gruppe von Tieren zu tun haben, z. B. Fütterung, Gesundheitsversorgung, Zucht : für jede Kuh einen passenden Bullen Bulle das männliche Tier zur weiblichen Kuh; der Stier . Das Erbgut Erbgut (n., nur Singular) die Gene; das Material, in dem sich alle Informationen befinden, die ein Mensch, ein Tier oder eine Pflanze geerbt hat von 25 männlichen Vererbern kauft sie ein. Diese Kühe bekommen bald Kälber. Ziel ihrer Zucht sind gesunde Hochleistungskühe, die viel Milch geben und möglichst ohne Hörner Horn, Hörner (n.) das spitze und harte Körperteil, das manche Tiere auf dem Kopf haben geboren werden. Für Naturschützer ein Bruch der Ethik Ethik, -en (f.) hier: das „gute“, moralische Handeln und Verhalten . Die Landwirtin denkt da praktisch, denn die Hörner einer Kuh können gefährlich sein.
ANITA LUCASSEN:
Und man steht gerade daneben und hat dann das spitze Horn im Brustkorb Brustkorb, -körbe (m.) der Teil des Oberkörpers, der von den Knochen in der Brust gebildet wird – das ist mindestens ‘n blauer Fleck blauer Fleck, -en (m.) umgangssprachlich für: der Bluterguss; eine Farbänderung auf der Haut, die man nach einem Stoß bekommen kann, weil sich Blut ansammelt , wenn nicht ‘ne sehr heftige Prellung Prellung, -en (f.) eine Verletzung durch einen Stoß oder Sturz, bei der der Körperteil oft dick wird und schmerzt bis hin halt zu tödlichen Verletzungen, die dadurch passieren können.
SPRECHER:
Die Videos der Landwirtin sind im Internet schon über eine Million Mal angeklickt anklicken mit der Computermaus einen Link, ein Video oder eine Seite im Internet auswählen . Das zeigt, die Menschen interessieren sich dafür, woher ihr Essen kommt.
Mit der Kamera im Kuhstall
Image (n., nur Singular, aus dem Englischen) — der Ruf; der Eindruck, den die Leute allgemein von etwas/jemandem haben
von etwas genervt sein — keine Lust mehr auf etwas haben; wegen etwas ärgerlich sein
Mission, -en (f.) — hier: die selbst gewählte Aufgabe, andere von etwas zu überzeugen
pauschal — hier: allgemein; verallgemeinernd; ohne Unterscheidung
jemanden an den Pranger stellen — jemanden öffentlich stark kritisieren
jemanden/etwas skandalisieren — aus etwas einen Skandal machen; jemanden/etwas sehr schlecht darstellen
Tierquäler, - /Tierquälerin, -nen — jemand, der Tiere sehr schlecht behandelt
jemanden/etwas als etwas darstellen — sagen, dass jemand/etwas etwas ist
Internetplattform, -en (f.) — eine Internetseite vor allem für den gegenseitigen Austausch von Informationen oder Medien
Werbebudget, -s (n.) — das Geld, das für Werbung ausgegeben werden kann
Ablauf, Abläufe (m.) — hier: die Reihenfolge verschiedener Tätigkeiten
melken — hier: die Milch eines Tieres (oft einer Kuh) mithilfe der Hände oder einer Maschine herausfließen lassen
zappelig — umgangssprachlich für: unruhig; ungeduldig
zwicken — hier umgangssprachlich für: leicht wehtun
schwinden — immer weniger werden
jemandem etwas näher|bringen — jemandem etwas Unbekanntes erklären oder zeigen
Hektar, - (m.) — ein Maß für eine große Fläche Land (1 Hektar = 10 000 Quadratmeter)
etwas pachten — jemanden Geld dafür geben, dass man etwas (z. B. Land, ein Grundstück, ein Lokal) nutzen darf; etwas mieten und daraus Gewinn machen können
speziell — hier: besonders
Kraftfutter (n., nur Singular) — ein besonderes Futter für Tiere, das viel Energie gibt
Massentierhaltung (f., nur Singular) — viele Tiere haben und sie auf engem Raum unter schlechten Bedingungen leben lassen
intensiv — hier: so, dass man sehr viele Tiere hat, die hohe Leistung bringen sollen
Herde, -n (f.) — hier: eine große Gruppe von Tieren, die zusammenleben
Milchleistung, -en (f.) — die Menge Milch, die ein Tier in einem bestimmten Zeitraum gibt
etwas in Relation setzen — etwas in Bezug zueinander setzen; etwas miteinander vergleichen
etwas erwirtschaften — durch Arbeit Gewinn machen
Weidehaltung (f., nur Singular) — Tiere haben und sie draußen auf einer Wiese leben lassen
Hochleistungskuh, -kühe (f.) — eine Kuh, die sehr viel Milch gibt
Agrarindustrie (f., nur Singular) — die industrielle Landwirtschaft; der Teil der Industrie, der sich mit der Herstellung landwirtschaftlicher Produkte in großen Mengen befasst
etwas ist im Keller — umgangssprachlich für: etwas ist ganz unten/niedrig; etwas ist ganz schlecht
hängen bleiben — hier umgangssprachlich für: übrig bleiben
Kälberhütte, -n (f.) — ein kleines Haus für junge Kühe, das ihnen Schutz vor Wind, Regen und Schnee bietet
Nuckel-Eimer, - (m.) — ein besonderer Eimer, von dem junge Tiere trinken können
saufen — hier: trinken (bei Tieren)
Romantik (f., nur Singular) — hier: eine veraltete und zu schöne Vorstellung von etwas, die nichts mehr mit der Realität zu tun hat
Tierzucht, -en (f.) — die Vermehrung von Tieren; das Besitzen von Tieren mit dem Ziel, dass ihre Zahl steigt
künstlich befruchten — hier: auf technischem Weg dafür sorgen, dass eine Frau/ein weibliches Tier ein Kind/ein Jungtier bekommen kann
Herdenmanagement, -s (n.) — alle Aufgaben, die mit dem Besitz und der Pflege einer Gruppe von Tieren zu tun haben, z. B. Fütterung, Gesundheitsversorgung, Zucht
Bulle — das männliche Tier zur weiblichen Kuh; der Stier
Erbgut (n., nur Singular) — die Gene; das Material, in dem sich alle Informationen befinden, die ein Mensch, ein Tier oder eine Pflanze geerbt hat
Horn, Hörner (n.) — das spitze und harte Körperteil, das manche Tiere auf dem Kopf haben
Ethik, -en (f.) — hier: das „gute“, moralische Handeln und Verhalten
Brustkorb, -körbe (m.) — der Teil des Oberkörpers, der von den Knochen in der Brust gebildet wird
blauer Fleck, -en (m.) — umgangssprachlich für: der Bluterguss; eine Farbänderung auf der Haut, die man nach einem Stoß bekommen kann, weil sich Blut ansammelt
Prellung, -en (f.) — eine Verletzung durch einen Stoß oder Sturz, bei der der Körperteil oft dick wird und schmerzt
anklicken — mit der Computermaus einen Link, ein Video oder eine Seite im Internet auswählen