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Wird Toshiba verkauft?

7. April 2021

Ein europäischer Investor will den japanische Technologiekonzern Toshiba kaufen. Das Preisangebot: fast 18 Milliarden Euro. Toshiba will nun "sorgfältig prüfen". Mitzureden hat allerdings auch die japanische Regierung.

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Japan Toshiba Logo in Tokio
Bild: Y. Tsuno/AFP/Getty Images

Der Finanzinvestor CVC Capital Partners mit Sitz in Luxemburg und London will den Elektronikkonzern einem Insider zufolge nach einem Kauf von der Börse nehmen. CVC erwäge einen Aufschlag von 30 Prozent zum Aktienkurs, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei berichtete, CVC wolle umgerechnet rund 17,7 Milliarden Euro für Toshiba bieten.

"Toshiba hat einen ersten Vorschlag erhalten und wird um weitere Klärung bitten und diesen sorgfältig prüfen", teilte der japanischen Traditionskonzern mit. Die Aktien des Konzerns stiegen um 18 Prozent, nachdem sie zeitweise vom Handel ausgesetzt waren.

CVC lehnte eine Stellungnahme ab. Die internationale Kapitalbeteiligungs- und Finanzierungsgesellschaft managt Fonds im Umfang von fast 162 Milliarden Dollar für mehr als 300 Investoren.

Der 1875 gegründete Toshiba-Konzern gehörte lange zu den angesehensten Unternehmen Japans. Die Firma entwickelte die ersten Radarsysteme, Mikrowellen und Laptop-Computer in Japan und war lange führend im Geschäft mit Computerchips. Sie baut heute unter anderem Atomanlagen und Aufzüge, ist im Eisenbahngeschäft und in der Speicherung für digitale Daten aktiv. Laptops und Chips stellt Toshiba nicht mehr her.

Bilanzfälschung und Milliardenverluste

Vor einigen Jahren geriet der Konzern wegen eines Bilanzskandals in die Schlagzeilen. Nach eigenem Bekunden hatten Manager seit 2008 die Bilanzen geschönt. Unabhängige Ermittler stellten fest, dass Gewinne aufgebläht und Kosten verschleiert worden waren.  

Japan Fukushima Daiichi Nuclear Power Station Tepco
Anlage in Fukushima, um radioaktives Wasser zu lagern - Toshiba war an der Entwicklung beteiligt (Archivbild)Bild: Tepco / Handout/dpa/picture alliance

Im Jahr 2017 musste der Konzern milliardenschwere Verluste verkraften, als seine US-Tochter Westinghouse Pleite ging. Toshiba ist immer noch im Atom-Geschäft aktiv, weshalb die Regierung in Tokio ein Wort bei einem möglichen Verkauf ins Ausland mitzureden hätte.

Toshiba könnte sich durch Verkauf und Abschied von der Börse besser auf erneuerbare Energien und andere Kerngeschäfte konzentrieren, so Beobachter. Zwischen den beiden Firmen Toshiba und CVC gibt es bereits Verbindungen. Toshibas CEO Nobuaki Kurumatani war zwischen 2017 und 2018 Chef des Japan-Geschäfts von CVC, bevor er die Führung des Elektronikkonzerns übernahm. Und ein Vertreter von CVC Japan sitzt derzeit im Aufsichtsrat von Toshiba.

ar/hb (rtr, dpa , ap, afp)