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Politik

Die Bundeswehr bekommt Rabbiner und Imame

2. April 2019

Jüdische und muslimische Soldatinnen und Soldaten sollen künftig auch innerhalb der Bundeswehr geistlich begleitet werden können. Mit der Ankündigung des Verteidigungsministeriums endet eine jahrelange Diskussion.

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Deutschland Symbolbild zum Thema Militärimamen in der Bundeswehr
Ein Imam hält eine GebetsketteBild: picture-alliance/dpa/A. Warmuth

Wie das Bundesverteidigungsministerium in Berlin mitteilte, soll zunächst eine "niedrige einstellige Zahl" an Militär-Rabbinern eingestellt werden, um Erfahrungen zu sammeln. Dafür soll ein Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik und dem Zentralrat der Juden in Deutschland verhandelt werden, wie es ihn auch für die Militär-Seelsorge der Kirchen in der Bundeswehr gibt. Damit würde es erstmals seit 100 Jahren wieder jüdische Militär-Seelsorger in der deutschen Armee geben.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nannte den Vorstoß ein "wichtiges Signal". "Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus, religiöse Polarisierung und Engstirnigkeit vielerorts auf dem Vormarsch sind", wolle man auch jüdischen und muslimischen Soldaten geistliche Begleitung ermöglichen. "Sie haben diesen Wunsch seit langer Zeit und dieser Wunsch ist berechtigt", so die CDU-Politikerin.

Zentralrat der Juden begrüßt Ankündigung

Zentralratspräsident Josef Schuster begrüßte das Vorhaben: "Die Berufung von Militär-Rabbinern ist ein Zeichen für das gewachsene Vertrauensverhältnis der jüdischen Gemeinschaft in die Bundeswehr als Teil unserer demokratischen Gesellschaft". Der Zentralrat veranstaltet von diesem Mittwoch an eine Tagung zur Frage der Militär-Rabbiner in Berlin, zu der kurzfristig auch von der Leyen zugesagt hatte.

Deutschland Josef Schuster Präsident Zentralrat der Juden
Josef Schuster bei einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der "Pogromnacht" am 9. November in BerlinBild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Mit der Ankündigung endet ein jahrelanges Ringen um die Frage, wie in der Bundeswehr eine religiös vielfältige Seelsorge für Soldatinnen und Soldaten unterschiedlichen Bekenntnisses angeboten werden kann. Sieben Jahre lang hatte das Verteidigungsministerium geprüft, wie eine Einbindung von Militär-Rabbinern und Militär-Imamen möglich ist. Ein externes seelsorgerisches Angebot unabhängig von der Glaubensrichtung vermittelt die Bundeswehr demnach bereits heute an interessierte Soldaten.

Kein Staatsvertrag für Militär-Imame

Mit Blick auf die Forderung nach Imamen in der Militärseelsorge hieß es aus dem Ministerium, dass es keine zentrale muslimische Institution gäbe, mit dem ein Staatsvertrag geschlossen werden könnte.

Geplant sei, dass muslimische Geistliche über "Gestellungsverträge" an die Bundeswehr gebunden werden sollten. Das bedeutet, dass der Staat mit einem einzelnen Verband ein Abkommen über die Kooperation bei der seelsorgerlichen Betreuung schließt. Auch hier plant das Ministerium mit einer "niedrigen einstelligen" Anzahl Geistlicher.

Die Zahl jüdischer Soldaten wird nach Ministeriumsangaben auf 300 geschätzt, die muslimischer Militärangehöriger auf 3000. Es handelt sich um Schätzungen, weil die Angabe der Religionszugehörigkeit freiwillig ist. Die Zahl evangelischer Soldaten liegt demnach bei rund 53.000, die der katholischen bei etwa 41.000.

hk/as (kna, epd, dpa)