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Politik

Messerattacke auf Bürgermeister von Altena

28. November 2017

Er bot an, mehr Flüchtlinge in der Stadt aufzunehmen als vorgesehen. Wurde Andreas Hollstein deshalb Opfer eines Angriffs? Die Behörden vermuten ein politisches Motiv.

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Deutschland Bürgermeister von Altena Andreas Hollstein
Der CDU-Politiker Andreas Hollstein, hier bei einem Stadtrundgang 2015Bild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Der Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Stadt Altena ist in einem Döner-Laden mit einem Messer attackiert worden. Andreas Hollstein sei mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden, habe es aber noch am Abend wieder verlassen können, berichten örtliche Medien. "Ich habe zupackende Menschen an meiner Seite gehabt und bin froh, dass ich noch lebe", sagte Hollstein der Nachrichtenseite "Lokalstimme" nach dem Angriff.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erklärte, die Sicherheitsbehörden gingen von einem politischen Hintergrund aus. Der mutmaßliche Täter, der laut Laschet dingfest gemacht wurde, habe bestimmte politische Bemerkungen über die Flüchtlingspolitik gemacht. Dies lasse den Rückschluss zu, dass er ein politisches Motiv hatte. Altena im Märkischen Kreis wurde bundesweit bekannt, weil es mehr Flüchtlinge aufnimmt, als es nach dem Verteilschlüssel aufnehmen müsste.

"Sind Sie der Bürgermeister?"

Auch ein Mann, der Hollstein zur Hilfe eilte, wurde leicht verletzt. Nach einem Bericht der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" war der Angreifer offensichtlich alkoholisiert. Der Täter soll Hollstein vor der Attacke gefragt haben: "Sind Sie der Bürgermeister?"

Deutschland Dönerbude in Altena
Am Tatort: Medienvertreter sprechen mit dem Vater des Dönerbuden-InhabersBild: picture-alliance/dpa/M. Klümper

Laschet, der zum Zeitpunkt des Attentats an der Verleihung des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen an den Schriftsteller Navid Kermani teilnahm, zeigte sich erschüttert: "Es war heute ein bedrückender Abend." Er habe bei der Preisverleihung an Kermani berichtet, "wie wir zusammen den Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein, besucht haben - weil Navid Kermani das so beeindruckend fand, dass ein Bürgermeister gesagt hat, ich bin bereit, mehr Flüchtlingsfamilien aufzunehmen", sagte der Regierungschef.

"Kein Platz für Hass und Gewalt"

Wenig später habe Kermani in seiner Rede Politikern wie Henriette Reker und Wolfgang Schäuble gedankt, die das Risiko eines Attentats auf sich genommen und weitergemacht hätten. Dann sei die Nachricht gekommen, dass auf den Bürgermeister ein Anschlag verübt wurde. "Diese Gewalt in unserem Land gegenüber ehrenamtlich Tätigen, gegen Bürgermeister, die sich um das Wohl ihrer Stadt kümmern, ist verabscheuungswürdig", sagte Laschet. "Klar ist: in Nordrhein-Westfalen ist kein Platz für Hass und Gewalt. Die Vielfalt ist Kennzeichen unseres Landes."

Beispielhaft: Kleinstadt integriert Flüchtlinge

Kölns Oberbürgermeisterin Reker war im Oktober 2015 einen Tag vor ihrer Wahl von einem Rechtsextremisten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Der jetzige Bundestagspräsident Schäuble wurde auf einer Wahlkampfveranstaltung 1990 Opfer eines Attentats - und ist seither querschnittsgelähmt. In der vergangenen Woche wollte ursprünglich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seinem Antrittsbesuch in Nordrhein-Westfalen auch nach Altena kommen und sich dort mit Flüchtlingsfamilien treffen. Diese Reise musste er wegen der geplatzten Jamaika-Verhandlungen jedoch absagen.

jj/cw (dpa, waz)