Mercosur soll größer werden
7. Dezember 2012"Wir begrüßen mit großer Begeisterung die Entscheidung Boliviens, einen strukturierten Dialog für die Mercosur-Mitgliedschaft aufzunehmen", sagte Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff, die derzeit den Vorsitz des Wirtschaftsverbundes hat, beim Gipfel des Verbundes in Brasilia. Bolivien wäre das sechste Vollmitglied des 1991 gegründeten "Gemeinsamen Marktes des Südens".
Weitere Mitglieder sind neben Brasilien Argentinien, Uruguay, Venezuela und Paraguay. Letzterer ist aber wegen des umstrittenen Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsident Fernando Lugo bis April 2013 suspendiert. Auch Ecuador hat Beitrittsambitionen. Die Vollmitgliedschaft Boliviens tritt in Kraft, sobald die Parlamente der Mercosur-Staaten das jetzt vetraglich vereinbarte Beitrittsprotokoll ratifiziert haben. Im Falle Venezuelas dauerte dies allerdings sechs Jahre.
Schwergewicht mit Unwucht
In den Mercosur-Staaten mit ihren derzeit rund 275 Millionen Einwohnern werden 83 Prozent des südamerikanischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Mit einem Beitritt Boliviens und Ecuadors kämen noch etwa 25 Millionen Einwohner hinzu. Die Gesamtregion gilt als Wachstumsmarkt und der Mercosur versucht, sich als dynamischer Wirtschaftsblock zu etablieren.
Allerdings knirscht es innerhalb der Gemeinschaft immer wieder gewaltig. Vor allem zwischen den Wirtschaftsgiganten Brasilien und Argentinien kommt es nach wie vor zu handfesten Handelskonflikten. Beide Länder behindern sich gegenseitig durch diverse zollbedingte Importverzögerungen.
Kein guter Draht nach Europa
Die EU ist wichtigster Handelspartner für den Verbund mit einem Handelsanteil von 20 Prozent. Umgekehrt ist der Mercosur achtwichtigster Partner für die EU mit drei Prozent. Doch kommen die 1999 begonnen Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen den beiden Institutionen nur schleppend voran. Nachdem sie zwischenzeitlich ausgesetzt wurden - wegen des Streits über einen von den Südamerikanern geforderten besseren Zugang für Agrar-Exporte auf dem EU-Markt, wird seit zwei Jahren wieder verhandelt. Bislang ohne Erfolg.
fab/qu (dpa,afp)