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Aus Fleisch und Blut

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Tobias Oelmaier
6. Dezember 2015

Der Gladbacher Sieg über den FC Bayern ist eine Sache der Einstellung, kommentiert Tobias Oelmaier und wünscht sich mehr von diesem Optimismus - damit die Liga auf Dauer wieder spannend wird.

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Bundesliga 15. Spieltag Borussia Mönchengladbach FC Bayern München
Bild: Reuters/I. Fassbender

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise sagt: "Wir schaffen das!", zweifeln das viele an im Volk der Bedenkenträger. Und auch im Fußball fehlen Zuversicht und Selbstvertrauen allzu oft. Zumindest, wenn es gegen die Bayern geht, gegen eine der besten Vereinsmannschaften der Welt. Denn der Optimismus der Münchener Profikicker und ihrer Bosse ist so erdrückend groß mit ihrem "Mia san mia", dass die Konkurrenz offenbar die Punkte am liebsten kampflos per E-Mail an den Tabellenführer übersenden möchte.

Da ist Borussia Mönchengladbach eine wohltuende Ausnahme. Seit einigen Jahren schon hat sich der Klub vom Niederrhein zu einer Art Angstgegner des Rekordmeisters gemausert. Auch wenn die Trainer wechseln, auch wenn die Spieler andere sind, die Einstellung bleibt: Wir schaffen das! Und diese Haltung wurde auch an diesem Samstag wieder belohnt. Die Borussia spielte sich in der zweiten Spielhälfte in einen wahren Rausch und schickte den FC Bayern mit einer 1:3-Niederlage nach Hause.

Klar, die Gäste waren ersatzgeschwächt, mussten auf Robben, Alaba, Costa und Thiago verzichten - aber auch die Gladbacher waren nicht komplett. Gejammert haben sie deshalb nicht. Stattdessen machte Trainer Andre Schubert aus der Not eine Tugend und trat furchtlos mit einer Dreierkette in der Abwehr an statt mit einem defensiven Vierer- oder Fünferriegel.

Ohne Jammern, ohne Furcht

Klar, die Bayern hätten vor der Pause die Partie zu ihren Gunsten entscheiden können - aber da standen ein hervorragender Torwart Yann Sommer im Weg und das Glück zur Seite. Und klar, war mit der Führung im Rücken fast jeder Schuss ein Treffer - aber bis zu dieser Führung hatten sie die Nerven behalten. Und das mit drei 19-Jährigen im Team.

Nun wird die Meisterschaft auch trotz dieser ersten Münchener Saisonniederlage nicht mehr spannend werden. Natürlich holen die Bayern den vierten Titel in Folge. Dazu sind sie personell zu gut besetzt, dazu ist der Vorsprung zu groß. Aber sie werden nachdenken. Die Unantastbaren sind angefasst worden. "Die Niederlage tut nicht gut, aber sie zeigt, dass unsere Mannschaft von diesem Planeten ist und menschlich agiert", sagte Sportdirektor Matthias Sammer nach der Partie.

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DW-Redakteur Tobias Oelmaier

Dank der Gladbacher "Wir schaffen das"-Mentalität weiß nun auch der letzte Fußballfan, dass die Bayern Menschen aus Fleisch und Blut sind. Danke dafür! Vielleicht begreifen jetzt auch andere Konkurrenten mit wirtschaftlich viel größeren Möglichkeiten, dass es an der Einstellung liegt, scheinbar Unschaffbares zu schaffen. Dann wird irgendwann der Tag kommen, an dem der Meister mal nicht aus München kommt.


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