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Meisterwerke als Ikonen der Populärkultur

Nadja Scholz12. August 2015

Zehn Meisterwerke. Zehn europäische Künstler. Zehn europäische Museen. In unserer Videoserie reisen wir durch Europa zu den popkulturellen Ikonen unserer Zeit. Heute: Jan Vermeer.

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DW euromaxx Serie Jan Vermeer - Das Mädchen mit dem Perlenohrring 14.08.2015
Bild: DW

Jan Vermeers "Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" zählt neben Leonardo da Vincis "Mona Lisa", Edward Munchs "Der Schrei" oder Vincent van Goghs Sonnenblumenbildern zu den bekanntesten Gemälden weltweit. Es ist eines von wenigern als vierzig Bildern, die der niederländische Maler im 17. Jahrhundert auf die Leinwand brachte. Die Verfilmung der fiktiven Geschichte um das Mädchen mit dem Perlenohring gab dem Motiv einen weiteren Popularitätsschub. Im Jahr 2003 spielte Hollywood-Star Scarlett Johansson die Magd Griet, Schauspieler Colin Firth schlüpfte in die Rolle Jan Vermeers.

Mondrian auf dem Laufsteg

Piet Mondrians geometrische Kompositionen beweisen, dass auch gegenstandslose Bilder zum Kult werden können. "Die Komposition von Piet Mondrian ist einerseits bestechend einfach und andererseits wahnsinnig radikal", sagt die Kulturwissenschaftlerin Wayra Schübel. Die geometrischen Kompositionen, die der niederländische Künstler in den 1920ern malte, haben das Produktdesign des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflusst: Die klaren schwarzen Linien und bunten Rechtecke sind visuell so zugänglich, dass sie in die Alltagskultur einfließen. Im beginnenden 20. Jahrhundert waren seine Kompositionen revulotionär. Im Jahr 1965 griff der französische Modedesigner Yves Saint Laurent das Motiv sogar in seiner Winterkollektion auf. Mittlerweile sind Mondrians bunte Rechtecke Klassiker - und auf Tassen, Tellern, Häuserwänden und sogar in der Fernsehrserie "Die Simpons" zu finden.

Models tragen Kleider von Yves Saint Laurent
Kunst wird Mode: Piet Mondrian beeinflusste Yves Saint LaurentBild: AP

Bilddetail wird zum Firmenlogo

Wie die "Sixtinische Madonna" haben sich auch andere Meisterwerke der Malerei ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Es sind Werke, die jeder zu kennen meint - in Wirklichkeit aber kennen nur die Wenigsten den eigentlichen Bildinhalt, die Geschichte des Werks oder den Ort, an dem es heute zu sehen ist. Manchmal ist es auch nur ein Detail, das weltweit Berühmtheit erlangt. Zum Beispiel die sich fast berührenden Finger von Gott und Adam auf Michelangelos Deckenfresko "Die Erschaffung Adams" (1508-1512) in der Sixtinischen Kapelle in Rom.

Die außergewöhnliche Darstellung der biblischen Schöpfungsgeschichte hat von Beginn an Künstler zu Zitaten inspiriert. In den 1950er Jahren machte ein Buch zur italienischen Renaissance das Detail weltweit bekannt, weil es die Geste großformatig auf einer eigenen Farbtafel zeigte. 1982 setzt der US-amerikanische Regisseur Steven Spielberg das Motiv in seinem Film E.T. ein, um die Kontaktaufnahme zwischen Menschen und Außerirdischen in Szene zu setzen. In den 1990er-Jahren machte ein Telekommunikationsunternehmen das Motiv unter dem Slogan "Connecting People" zum Firmenlogo.

Ausschnitt zeigt die sich beinahe berührenden Finger des Deckenfreskos "Die Erschaffung Adams" von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle
Detail von Michelangelos "Erschaffung Adams" in der Sixtinischen Kapelle in RomBild: picture-alliance/AP/Plinio Lepri

Ikonen umgibt eine geheimnisvolle Aura

Es gibt kein allgemeingültiges Geheimrezept, das aus Meisterwerken der Kunstgeschichte moderne Ikonen macht. Aber es gibt Faktoren, die bei der Kultwerdung eine Rolle spielen. Die Frage, wie die Öffentlichkeit auf das Werk aufmerksam wird, ist dabei von zentraler Bedeutung. Und das Motiv selbst muss eine Aura haben, die überzeitlich ist und Raum für Interpretationen lässt.