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Trainer Finke steigert Kameruns Siegchancen

Moki Kindzeka, Yaounde /sst16. Januar 2015

Nach Kameruns WM-Niederlage in Brasilien stellte der deutsche Ex-Bundesligatrainer Volker Finke den Großteil des alten Teams nicht mehr auf. Was erst für Ärger sorgte, zahlt sich jetzt im Afrika-Cup aus.

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Fußball - Kamerun Samuel Eto'o (links) und Volker Finke (Foto: EPA/EXPA / JFK)
Volker Finke setzt auf Neuanfang: Samuel Eto'o (links) ist nicht mehr Teil der NationalmannschaftBild: picture-alliance/dpa

Dass sich Kameruns Fußballnationalteam ohne eine einzige Niederlage für die Afrika-Meisterschaften qualifizierte, schreiben die Kameruner dem Erfolg von Trainer Volker Finke zu. Sie nennen ihn Finfeh, was sich als "Meisterplaner" aus der lokalen Sprache der Volksgruppe Bamileke im Westen Kameruns übersetzen lässt.

Finke übernahm den Job des Nationaltrainers im Mai 2013, kassierte allerdings 2014 bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien eine heftige Niederlage. Kamerun belegte damals den letzten Platz in Gruppe A und musste abreisen.

Neue, jüngere Spieler

Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM hatte Finke das Team stark verjüngt und 80 Prozent der Spieler nicht mehr aufgestellt. "Die Situation nach der WM war richtig hart. Deshalb habe ich mich entschieden, einen Schnitt zu machen und neue Spieler, jüngere Spieler ins Team zu holen", sagte Finke der DW. Nur noch acht Spieler aus dem WM-Team blieben übrig.

Kamerun Fußball Nationalmannschaft (Foto: PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP/Getty Images)
Nach der WM in Brasilien tauschte Finke 80 Prozent seiner Spieler ausBild: P.-P. Marcou/AFP/Getty Images

Finke entließ etwa Spieler wie Samuel Eto'o, Benoit Assou-Ekotto, Aurelien Chedjou und Alex Song. Dafür nominierte er die unbekannten Torhüter Pierre Sylvain Abogo (Tonnerre Yaoundé), Guy Ndy Assembé (AS Nancy) sowie Fabrice Ondoa (FC Barcelona). Außerdem holte er Cedric Djeugoue aus der kamerunischen Regionalliga sowie Clinton Njie (Olympique Lyon).

Streit ums liebe Geld

Kurz vor den WM-Spielen hatte der Streit um Prämienzahlungen die kamerunische Nationalelf fast davon abgehalten, überhaupt nach Brasilien zu fliegen. Die Spieler verlangten mehr Geld pro Spiel. Dieser Prämienstreit hat Finke dazu bewegt, die Bonusregelungen zu ändern: Den Spielern stehen nun keine Zahlungen vor Wettkämpfen zu. Die Boni werden erst später nach Anzahl der Spiele bemessen.

Nach dem Gruppensieg in der Afrika-Cup-Qualifikationsphase sei das Vertrauen in sein neues Team nur noch weiter gewachsen, so Finke. Kameruns Team hat sechs Spiele hintereinander gewonnen. Finke ist optimistisch: "Wenn du ins Finale im Afrika-Cup einziehst, ist es offen [wer gewinnt]. Es stimmt, dass Algerien von allen afrikanischen Teams die beste WM gespielt hat. Aber da gibt es mindestens noch sieben oder acht andere Mannschaften, die ins Finale kommen könnten."

Das Wichtigste sei nun erst mal, das erste Spiel gut vorzubereiten, so Finke. "Dann sehen wir weiter und bereiten das zweite Spiel vor."

Selbst Mittelstürmer Enow Tarkang, den Finke von der Position des stellvertretenden Kapitäns degradiert hatte, sagt, er sei mit den Änderungen zufrieden. Das Team stehe jetzt viel mehr im Vordergrund. "Solange das Team erfolgreich ist, passt das zu meinen persönlichen Ambitionen", so Tarkang. "Das Ziel ist, mehr als hundert Prozent zu geben, damit wir die ersten Ergebnisse sehen."

Mit Kamerun muss man rechnen

Das Freundschaftspiel gegen Südafrika letzte Woche endete mit einem Unentschieden (1 - 1). Südafrikas Trainer Ephraim 'Shakes' Mashaba sagte nach dem Spiel, dass die "Unbezähmbaren Löwen" aus Kamerun mit ihrer neu gefundenen Einheit als Team durchaus eine Mannschaft seien, die man in Äquatorialguinea auf dem Schirm haben sollte. "Sie haben erfahrene Spieler im Team und sie arbeiten hart als Team. Und sie sind überall auf dem Platz."

Fußball-Afrikameisterschaft 2015 Gruppe D Elfenbeinküste gegen Kamerun (Foto: ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images)
Leonard Kwekeu (links) im Zweikampf im Qualifikationsspiel der Gruppe DBild: ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images

Auch die Fans in Kameruns Hauptstadt Yaounde sind voller Hoffnung. "Da passiert etwas Neues in der Nationalmannschaft. Da gibt es diesen Eifer und ich hoffe sehr, dass sie es schaffen", sagt ein Passant. Ein anderer ist ebenfalls stolz auf das Nationalteam. "Wir wissen alle, dass wir genauso nach Hause kommen werden, wie wir uns qualifiziert haben. Neun Tore zu schießen bedeutet, dass sie großartig sind. Am Ende wird die Trophäe zurück nach Kamerun kommen."

Positiver Wandel für die "unbezähmbaren Löwen"

Neben den Millionen begeisterten Kamerunern sind auch andere afrikanische Fußballfans voller Enthusiasmus für Finke. Wie etwa Mulumsi Christopher aus der zentralafrikanischen Republik, der sagt, dass Finke die "Unbezähmbaren Löwen" positiv verändert habe.

Doch es gibt noch einiges zu tun für Coach Finke, sagt Wongibe Cyprain, ein leitender Fußballfunktionär in Kamerun. Immerhin sei das Team doch sehr jung. "Wir können ein Team nicht beurteilen, dass so viele Spieler ausprobiert hat", so Cyprain. "Aber wir können ihm vertrauen. Wir werden ein gutes Team haben."

Nach dem Eröffnungsspiel gegen Mali am Dienstag wird Kamerun in der Gruppe D auch auf Gastgeber Äquatorialguinea treffen - und sich mit der Elfenbeinküste messen, dessen international bekannter Mittelstürmer Yaya Touré gerade zum vierten Mal in Folge als Afrikas Fußballspieler des Jahres ausgezeichnet wurde.