Mein Sommerlieblingsort: im Strandkorb an der Ostsee
Ein deutscher Sommer ohne Urlaub am Meer geht für mich gar nicht. Und da ja hierzulande das Wetter recht stürmisch werden kann, ist mein Lieblingsplatz am Wasser definitiv in einem Strandkorb.
Vielleicht liegt’s ja daran, dass ich an einem See aufgewachsen bin. Oder an den Sommerferien, die ich als Teenager am Strand von Florida verbrachte. Ein Sommer ist für mich nur dann ein echter Sommer, wenn ich mich in der Nähe von Wasser befinde. Damit meine ich keinesfalls einen riesigen von Schiffen befahrenen Fluss mit gefährlichen Strömungen Strömung, -en (f.) fließende Bewegungen von Wasser oder Luft , wie etwa den Rhein. Sondern eher ein Gewässer, in das ich mich jederzeit hineinstürzen kann, sobald das Thermometer nach oben schießt nach oben schießen plötzlich nach oben bewegen, steigen .
Das Aha-Erlebnis
So fand ich meinen ersten Sommer in Deutschland echt klasse, denn den verbrachte ich in Lübeck an der Ostsee. Es gibt zwar keine Strände direkt in der Stadt, dafür aber ganz in der Nähe. Am allerersten heißen Sommertag packte ich meine Badesachen Badesachen (Pl.) Dinge, die man zum Baden braucht und Sonnencreme zusammen und tuckerte tuckern sehr langsam fahren, reisen eine Viertelstunde mit Freunden in einem Regionalzug in den Urlaubsort Travemünde.
Dort riss Augen weit auf|reißen die Augen schnell weit öffnen ich meine Augen weit auf Augen weit auf|reißen die Augen schnell weit öffnen . Denn was ich dort erblickte etwas erblicken etwas sehen, etwas mit den Augen wahrnehmen , hatte ich noch nie zuvor gesehen: einen Strandkorb! Soll heißen: tausende von Strandkörben! Diese typisch deutsche Art der Strandbesiedlung Strandbesiedlung (f.) hier: das Aufstellen vieler Strandkörbe war mir vollkommen neu. Auf Englisch gibt’s dafür noch nicht mal ein Wort!
Wahre Monster
Als ich nun zum ersten Mal durch den weichen Sand von Travemünde ans Wasser stapfte stapfen mit festen, schweren Schritten gehen , wunderte ich mich noch, wie man sich sich nieder|lassen hier: sich hinsetzen in einem solchen Monster freiwillig niederlassen sich nieder|lassen hier: sich hinsetzen kann. In Florida, wo der Sand so knallheiß wird, dass man sich die Fußsohlen Fußsohle, -n (f.) die Unterseite des Fußes verbrennt, wenn man barfuß darauf läuft, breiten ausbreiten hier: etwas entfalten und damit Platz einnehmen die Leute einfach ihre Handtücher darauf aus ausbreiten hier: etwas entfalten und damit Platz einnehmen oder sie schleppen an|schleppen umgangssprachlich für: etwas schweres mitbringen Klappstühle Klappstuhl, -“e (r.) ein Stuhl, den man auseinander- und zusammenpacken kann und kleine Sonnenschirme an an|schleppen umgangssprachlich für: etwas schweres mitbringen .
Im Vergleich dazu erschienen jemandem erscheinen etwas wird von jemandem wahrgenommen mir die Strandkörbe zunächst mal zu schwer, zu wuchtig wuchtig mächtig, groß und schwer und total unpraktisch. Diese riesigen Dinger – Holzgestelle Holzgestell, -e (n.) ein Aufbau aus Brettern oder anderem Holz mit Korbgeflecht Korbgeflecht, -e (n.) ein dichtes Netz aus biegsamen Pflanzenmaterialien – verstellten verstellen hier: etwas nicht mehr sichtbar machen einem außerdem die wunderbare Sicht aufs Meer und den Horizont, wo das tiefe klare Blau der Ostsee auf das blasse, milchige Blau des Himmels traf – so was finde ich im Rahmen meiner Studie über Farbkontraste immer faszinierend.
Vom Strandkorb-Skeptiker zum Strandkorb-Fan
So wie ich das gewohnt war gewohnt sein etwas ist jemandem sehr vertraut, er tut das normalerweise immer so , breitete ich also mein Handtuch auf dem Sand aus und ließ meine Tasche daneben fallen. Dann schlüpfte schlüpfen hier: schnell etwas anziehen ich schnell aus meinen Klamotten und rannte im Badeanzug gen gen nach, in Richtung von Meer. Endlich eine Abkühlung, freute ich mich! Sofort stürzte ich mich in die Brandung Brandung, -en (f.) am Strand, an der Küste sich brechende Wellen – und genauso schnell erschauderte erschaudern zusammenzucken, erzittern ich. Bei Temperaturen um die 40 Grad hatte ich nicht daran gedacht, zunächst mal die Wassertemperatur zu prüfen: nur lausige lausig schlecht, unangenehm 14 Grad!
„Komm weiter rein, es ist so erfrischend!“, riefen mir meine deutschen Freunde zu, die schon bis zum Hals von Wellen umspült umspülen Wasser, das um etwas herumfließt wurden. Als sie ihr eisiges Bad beendet und vom Schwimmen und Herumplanschen bereits blaue Lippen bekommen hatten, stand ich erst bis zu den Knien im Wasser.
Die Warmduscherin und arktische Temperaturen
Ich bin halt ein Warmduscher Warmduscher umgangssprachlich für: ein Weichling, eine Person, die nicht viel aushält , wie die Deutschen sagen. Meine sogenannte Abkühlung an heißen Sommertagen in Florida fand schließlich bei Badewannentemperatur statt. Im Vergleich dazu erschien mir die Ostsee eher wie die Arktis. Obwohl die Wellen nur meine Unterschenkel umspülten, klapperten mir die Zähne. Und dann traf mich auch noch der eisige Wind. Trotz der Sonne am Himmel fror ich am Strand.
Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, schlugen meine Freunde mir vor, mich in einem Strandkorb gegen die Kälte zu schützen. Ich war total dagegen. Wozu zwei Euro verschwenden, um diese hässlichen Dinger zu finanzieren? Aber meine Freunde verkrochen sich sich verkriechen sich verstecken im Strandkorb 2 und irgendwann tat ich das auch. Erst da begriff begreifen verstehen ich plötzlich, wie nützlich die sein können.
Der Beginn einer Liebesbeziehung
In einem Strandkorb ist man geschützt gegen Wind – sogar Wind, der stark genug ist, um Surfer aufs offene Meer zu treiben treiben hier: von der Strömung fortbewegt werden . Auch gegen intensive Sonneneinstrahlung ist gefeit sein vor etwas geschützt sein, nicht bedroht sein man gefeit gefeit sein vor etwas geschützt sein, nicht bedroht sein . Mitgeliefert bekommt man außerdem eine exklusive Sicht auf das endlose Meer bis hin zum Horizont. Ein Strandkorb ist sozusagen ein wettergeschützter Ort mit Aussicht.
Obwohl jener Sommer in Lübeck innerhalb meiner zehn Jahre Aufenthalt in Deutschland nur ein kurzer Abschnitt war, bin ich immer wieder regelmäßig zur Ostsee zurückgekehrt. Die Sicht auf das raue rau nicht glatt, aufgewühlt Meer hat einen beruhigenden Effekt auf mich. Immer noch schaffe ich es kaum, mehr als meine Füße in das kalte Wasser zu bekommen, aber geschützt in einem Strandkorb kann ich stundenlang aufs Meer hinausschauen. Genau das tat ich natürlich auch während meiner letzten Reise zur Ostsee – nämlich nach Usedom.
Im Strandkorb im Regen
Viele Stunden verbrachte ich mit einem Buch am Strand von Trassenheide. Und alle paar Seiten legte ich das Buch mal weg, um aufs Meer zu blicken. Ich fragte mich, ob die nahegelegene Insel wohl Rügen sei, und wie weit entfernt Schweden wäre. Ich hing so gedankenverloren in meinem Strandkorb herum, dass ich noch nicht mal das heraufziehende Gewitter bemerkte – bis dicke Regentropfen auf das Dach meines Strandkorbs prasselten prasseln schnelles, andauerndes Regnen . Kein Problem! Ich zog ein|ziehen hier: nach innen zurückholen die Fußbank ein ein|ziehen hier: nach innen zurückholen , das Dach weiter vor und saß aus|sitzen abwarten und hoffen, dass etwas von selbst vorbei geht das Gewitter einfach aus aus|sitzen abwarten und hoffen, dass etwas von selbst vorbei geht .
Mein Sommerlieblingsort: im Strandkorb an der Ostsee
Strömung, -en (f.) — fließende Bewegungen von Wasser oder Luft
Gewässer, - (n.) — große Ansammlung von Wasser, z.B. Flüsse, Seen, Meere
nach oben schießen — plötzlich nach oben bewegen, steigen
Badesachen (Pl.) — Dinge, die man zum Baden braucht
tuckern — sehr langsam fahren, reisen
Augen weit auf|reißen — die Augen schnell weit öffnen
etwas erblicken — etwas sehen, etwas mit den Augen wahrnehmen
Strandbesiedlung (f.) — hier: das Aufstellen vieler Strandkörbe
stapfen — mit festen, schweren Schritten gehen
sich nieder|lassen — hier: sich hinsetzen
Fußsohle, -n (f.) — die Unterseite des Fußes
ausbreiten — hier: etwas entfalten und damit Platz einnehmen
Klappstuhl, -“e (r.) — ein Stuhl, den man auseinander- und zusammenpacken kann
an|schleppen — umgangssprachlich für: etwas schweres mitbringen
jemandem erscheinen — etwas wird von jemandem wahrgenommen
wuchtig — mächtig, groß und schwer
Holzgestell, -e (n.) — ein Aufbau aus Brettern oder anderem Holz
Korbgeflecht, -e (n.) — ein dichtes Netz aus biegsamen Pflanzenmaterialien
verstellen — hier: etwas nicht mehr sichtbar machen
gewohnt sein — etwas ist jemandem sehr vertraut, er tut das normalerweise immer so
schlüpfen — hier: schnell etwas anziehen
gen — nach, in Richtung von
Brandung, -en (f.) — am Strand, an der Küste sich brechende Wellen
erschaudern — zusammenzucken, erzittern
lausig — schlecht, unangenehm
umspülen — Wasser, das um etwas herumfließt
Warmduscher — umgangssprachlich für: ein Weichling, eine Person, die nicht viel aushält
sich verkriechen — sich verstecken
begreifen — verstehen
treiben — hier: von der Strömung fortbewegt werden
gefeit sein — vor etwas geschützt sein, nicht bedroht sein
rau — nicht glatt, aufgewühlt
prasseln — schnelles, andauerndes Regnen
ein|ziehen — hier: nach innen zurückholen
aus|sitzen — abwarten und hoffen, dass etwas von selbst vorbei geht