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Mein Kumpel Jesus

23. Februar 2013

Kumpel Jesus: wie anbiedernd das klingt. Dabei bedeutet Kumpel oder Kumpan Brotgefährte, einer, der mit mir sein Brot teilt. Eine durchaus zutreffende Bezeichnung, meint P. Nobert Cuypers von der katholischen Kirche.

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Brot
Brot und KornBild: Fotolia/Grecaud Paul

Sie kennen sicher das Sprichwort: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Es bringt zum Ausdruck, wem der Mensch in seinem Leben zu Dank verpflichtet ist. Man ist wohl klug beraten – so legt es das Sprichwort zumindest nahe – wenn man die Meinung und Interessen seines „Brotgebers“ vertritt, sich seinem Arbeitgeber gegenüber beispielsweise loyal verhält, damit man seinen Job nicht verliert. In der Tat müssen ja immer mehr Menschen in der heutigen Zeit ihre Wünsche, Meinungen und Überzeugungen hinten anstellen, damit sie beruflich überleben können. Sie arbeiten dann schon mal mehr, als es der Vertrag vorsieht, ohne dafür gerecht entlohnt zu werden. Oder sie nehmen einfach schlechtere Arbeitsbedingungen in Kauf, um überhaupt Geld verdienen zu können. Oft pfeifen Menschen dabei irgendwann aus dem letzten Loch – von einer Melodie ihres Lebens kann da gar nicht mehr die Rede sein.

Der Geschmack der Freiheit

Das ist heute nicht viel anders als schon in früheren Zeiten. In der Heiligen Schrift wird beispielsweise davon berichtet, dass sich das Volk Israel als Sklaven der Ägypter sein tägliches Brot verdienen musste. Und von diesen „Brotgebern“ konnten die Israeliten in der Tat ein Lied singen. Sie wussten genau, was es heißt, in der Knechtschaft, in der Abhängigkeit von anderen ihr Brot essen zu müssen. Und deshalb wurde die Sehnsucht in ihnen immer stärker nach einem Stück Brot, das wirklich nach Freiheit schmeckt. Diese Freiheit schenkte Gott dem Volk Israel, in dem er es zuerst aus der tatsächlichen Knechtschaft befreite und ihnen dann auch das Brot gab, das genau ein Zeichen dieser Freiheit war: das Manna in der Wüste, das „Brot vom Himmel“, wie es die Bibel nennt. Dem Gott der Bibel war und ist in der Tat bis heute daran gelegen, dass der Mensch nicht nur irgendwie überlebt, sondern ein Leben in Fülle und Freiheit findet. Das allerdings ist mehr, als nur „Brot und Spiele“. Es ist ein Leben in Beziehung mit dem lebendigen Gott, der später einmal von sich sagen wird: „Ich bin das Brot des Lebens.“ (Joh 6,35)

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, es ist wahr: Ohne Gottes Hilfe kriegen wir unser alltägliches Leben nicht gebacken. Ohne seine Zuwendung und Liebe verhungern wir in den wüsten Tagen unseres Lebens; ohne Gott kommen wir nicht in Berührung mit unserer Lebensmelodie.

„Wir essen Brot, aber wir leben vom Glanz“

Vielleicht hat das die Lyrikerin Hilde Domin gemeint, als sie einmal folgenden Satz formulierte: „Wir essen Brot, aber wir leben vom Glanz“. Brot als Glanz: das ist mehr als nur das Brot, das wir täglich frisch beim Bäcker kaufen. Brot als Glanz: das schließt die Beziehung zu unserem „göttlichen Brotgeber“ mit ein, der in Jesus Christus einer von uns geworden ist und der uns gerade jetzt in der Vorbereitungszeit auf Ostern zeigen will, wie ernst er es mit der Beziehung zu uns Menschen meint. Gottes Wort, sein Evangelium sättigt weniger unseren Bauch, als unsere Sehnsucht nach echter Freiheit und vor allem: Gott befähigt uns, ganz wir selbst zu sein – nicht mehr Sklave von irgendjemand.

Und noch ein letzter Gedanke: Das Wort „Kumpane“ oder auch „Kumpel“ geht zurück auf den lateinischen Begriff „conpanis“, was so viel heißt wie „Brotgefährte“. Ein Kumpel, ein Brotgefährte ist also der Mensch, mit dem ich das Brot, das elementarste Lebensmittel, teile. Mit ihm bin ich durch das tägliche Brot verbunden; er ist mir Brot und auch ich kann ihm Brot sein. So gesehen wäre es nicht verwegen, wenn Sie Jesus als Ihren „Kumpel“ jetzt an Ihren Abendbrot- oder Frühstückstisch einladen würden – als ihren Brotgefährten, der sich Ihnen gibt, damit Sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Pater Norbert Cuypers HOCH
Pater Norbert CuypersBild: privat

Pater Norbert Cuypers wurde 1964 als sechstes Kind in Köln geboren. Nach einer Berufsausbildung als Schriftsetzer trat er in die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ ein - im deutschsprachigen Raum besser als „Steyler Missionare“ bekannt. Während seines ersten Missionseinsatzes im Westlichen Hochland von Papua Neuguinea entdeckte er seine große Liebe zur Seelsorge. Er kam nach Europa zurück und ließ sich in Österreich zum Priester ausbilden und weihen. Aktuell leitet er das Noviziat der deutschsprachigen Ordensprovinzen in Berlin.