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PolitikSudan

Mehrere Tote bei Eskalation im Sudan

15. April 2023

In Sudans Hauptstadt Khartum sind Spannungen zwischen den Streitkräften und paramilitärischen Gruppen eskaliert. Die Angst vor einem Bürgerkrieg wächst.

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Rauchwolken über Teilen Khartums
Durch Feuergefechte stehen Rauchwolken über Teilen KhartumsBild: Marwan Ali/AP/picture alliance

In mehreren Stadtteilen Khartums waren anhaltende Schüsse und Explosionen zu hören, darunter im Norden, wo sich der Flughafen und der Präsidentenpalast befinden, sowie im Süden der Stadt. Dort befindet sich das Hauptquartier der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die eigentlich in das staatliche Militär integriert werden soll. Nach Aussage von Ärzten wurden mindestens drei Menschen getötet.

Die Lage ist sehr unübersichtlich. Die RSF erklärten, sudanesische Soldaten seien am Morgen in ihr Hauptquartier einmarschiert. Medienberichten zufolge sollen allerdings RSF-Kräfte den Flughafen in Khartum angegriffen haben, die Armee hat nach eigenen Angaben wieder die Kontrolle übernommen. Der Präsidentenpalast sei besetzt, erklärten dagegen die RSF.

Mehrere Airlines reagieren

Die Fluggesellschaft Saudi Arabian Airlines stellte bis auf weiteres alle Verbindungen zwischen dem Sudan und anderen Zielen ein. Nach Angaben des Unternehmens war eine eigene Maschine - mit Passagieren und Crew an Bord - vor deren Abflug in Khartum beschossen worden. Unklar ist, wer hierfür verantwortlich ist. Berichte über Verletzte gibt es bislang nicht. Die staatliche ägyptische Fluggesellschaft Egyptair kündigte ebenfalls an, angesichts der Sicherheitslage im Nachbarland für 72 Stunden alle Flugverbindungen von und nach Khartum auszusetzen.

Soldaten sitzen auf der Ladefläche eines Pickups
Armeefahrzeuge in KhartumBild: AFP

Erst am Donnerstag hatte die sudanesische Armee vor einer Mobilisierung der RSF gewarnt. Beobachter sahen in der Mobilmachung eine Drohgebärde des mächtigen RSF-Anführers Mohammed Hamdan Daglo gegen den Machthaber und Oberbefehlshaber Abdel Fattah al-Burhan. Befürchtet wurden gewaltsame Zusammenstöße, die in einen erneuten Bürgerkrieg im Sudan münden könnten.

Putsch und anschließend Streit unter Putschisten

Seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April 2019 hält das Militär unter der Führung von General al-Burhan die Macht im Land. Die Eingliederung der berüchtigten RSF in das Militär ist eine der wichtigsten Bedingungen für die Bildung einer Zivilregierung. Das Militär und die RSF führten zwar im Herbst 2021 gemeinsam einen militärischen Coup an, in den vergangenen Monaten mehrten sich aber die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern.

Der Streit verzögert den von Machthaber al-Burhan versprochenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Zuletzt hatte sich Daglo überraschend für einen schnellen Übergang zu einer Zivilregierung ausgesprochen und sich damit in Opposition zu al-Burhan gestellt.

Ursprünglich sollte sich al-Burhan spätestens 2021 aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen. Stattdessen putschte sich das Militär erneut an die Macht und verschob demokratische Wahlen auf unbestimmte Zeit. In dieser Woche sagte das Militär die Ernennung eines neuen Premierministers einstweilig ab und verzögerte die Machtübergabe erneut.

Guterres verurteilt Kämpfe

UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Konfliktparteien auf, "die Feindseligkeiten unverzüglich zu beenden, die Ruhe wiederherzustellen und einen Dialog zur Lösung der aktuellen Krise einzuleiten". Jede weitere Eskalation werde verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben und die prekäre humanitäre Lage verschärfen. Die Staaten der Region müssten derweil zur Entschärfung des Konflikts beitragen.

US-Außenminister Antony Blinken nannte die Situation im Sudan "fragil". Er betonte jedoch, dass es immer noch eine Möglichkeit gebe, den Übergang zu einer zivil geführten Regierung abzuschließen. Das Auswärtige Amt in Berlin warnt auf seiner Website vor Reisen in den Sudan. Deutsche, die sich bereits im Land aufhalten, werden aufgefordert, Fahrtbewegungen zu vermeiden und an einem sicheren Ort zu bleiben.

fab/jj/ehl (rtr, dpa)