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Mehr als 100 Castor-Gegner verletzt

27. November 2011

Der Castor-Transport nach Gorleben kommt nur langsam voran. Atomkraftgegner und Polizei liefern sich immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen. Tausende Menschen demonstrieren friedlich gegen den Atommüll-Transport.

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Die Polizei ging mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vor (Foto: dapd)
Die Polizei ging mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vorBild: dapd

Die Proteste gegen den Castor-Transport sind eskaliert. Rund 110 Atomkraftgegner sind nach Angaben der Rettungszentrale der Bürgerinitiative Umweltschutz im niedersächsischen Dannenberg am Samstag (26.11.2011) verletzt worden. Die Polizei habe Schlagstöcke und Reizgas gegen die Demonstranten eingesetzt. "Das ist ein übertriebenes Machtspiel der Polizei", sagte Hans-Werner Zachow von der Bäuerlichen Notgemeinschaft. Die Polizei dagegen sagte, ihr Vorgehen sei angemessen. 35 Einsatzkräfte seien durch Demonstranten verletzt und 16 Polizeiwagen beschädigt worden.

Der umstrittene Castor-Zug, der hochradioaktiven Müll aus Frankreich ins deutsche Atommüll-Zwischenlager Gorleben bringen soll, erreichte am Samstagabend gegen 18.45 Uhr den Verschiebebahnhof Maschen. Noch in der Nacht versuchten Atomkraft-Gegner, den Zug aufzuhalten. Sieben hatten sich bei Lüneburg an die Gleise gekettet, die Polizei entfernte sie im Laufe der Nacht.

Sitzblockade und Schottern

Demonstrant (Foto: Philipp Guelland/dapd)
Seit Fukushima wächst die Zahl der AtomkraftgegnerBild: dapd

Andere Castor-Gegner legten sich unter Wärmeschutzdecken auf die Gleise. Die Aktivistengruppe "Widersetzen" sprach von etwa 2.500 Menschen, die sich an einer mehrere hundert Meter langen Sitzblockade beteiligten, die Polizei von mehr als 1000. Die Blockade war in den vergangenen Tagen im Wendland ausgiebig trainiert worden. Die Polizei bestätigte außerdem, dass an mindestens einer Stelle zwischen Lüneburg und Dannenberg die Schienen verbogen wurden.

In der Nähe des Verladebahnhofes Dannenberg demonstrierten Tausende Atomkraftgegner. Nach Polizeiangaben waren es rund 8000 Menschen, die Bürgerinitiativen sprachen dagegen von mehr als 23.000. Auch die "Schotterer" waren wieder unterwegs im Wendland: Atomkraft-Gegner, die den Zug aufhalten wollen, indem sie Schotter-Steine aus dem Gleisbett nehmen. Rechtlich gesehen ist das eine Straftat. Der Polizei gelang es, eine Gruppe von rund 200 Schotterern 20 Meter vor den Gleisen zu stoppen.

Eingleisige Strecke

Demonstranten (Foto: Philipp Guelland/dapd)
Bauernprotest im WendlandBild: dapd

Der Transport mit den elf Castor-Behältern soll am Sonntag oder am Montag das Zwischenlager Gorleben erreichen. Die Strecke über Lüneburg und Dannenberg nach Gorleben gilt jedoch als die schwierigste.

Ab Lüneburg kann der Castor-Transport nur noch auf einer eingleisigen Strecke fahren. Ein lohnendes Ziel für die Castor-Gegner: Genau auf diesem Streckenabschnitt vor Dannenberg erreichten die Proteste bei allen vergangenen Transporten ihren Höhepunkt.

Autor: Dirk Eckert (dapd, dpa)

Redaktion: Siegfried Scheithauer