Mariana ein Jahr nach der Tragödie
Am 5. November 2015 brach in Brasilien ein Staudamm des Bergbauunternehmens Samarco: Die Umgebung wurde von einer giftigen Schlammlawine überrollt. Wie sieht es jetzt im betroffenen Gebiet aus?
Der leere Staudamm "Fundão"
Der Staudamm wurde seit 2009 von Samarco eingesetzt. Das Bergbauunternehmen hatte das Fundão-Tal im Jahr 2005 ausgesucht, um dort Rückstände einzulagern. Das neue Rückhaltebecken sollte den Staudamm "Germano" entlasten, der fast seine maximalen Kapazitäten erreicht hatte. Laut Generalstaatsanwaltschaft sind nach dem Unglück am 5. November 2015 mehr als 40 Mio. km³ Schlamm ausgeflossen.
Hier nahm die Tragödie ihren Lauf
Die Stelle, an der die Schlammlawine aus dem Damm "Fundão" herausbrach. Einem Untersuchungsbericht zufolge verspürten Mitarbeiter in ihrem Büro um 14 Uhr ein starkes Beben. Um 15:45 Uhr hörten sie per Funk Arbeiter von der Unglücksstelle schreien, dass der Staudamm zusammengebrochen sei. 19 Menschen starben. Probleme in der Wand waren bereits 2009, 2012, 2013 und 2014 registriert worden.
Der Staudamm "Nova Santarém"
Bauarbeiten am "Nova Santarém", um den Staudamm zu verstärken. Die Speicherkapazität liegt bei 7,1 Millionen km³. In "Nova Santarém" war vor dem Unglück nur Wasser eingelagert, das im Bergbau wiederverwendet werden sollte. Seit dem Dammbruch ist "Nova Santarém" bis zum Rand mit dem Giftschlamm gefüllt, der bei der Katastrophe die Vegetation, Flüsse und Dörfer überschwemmte und zerstörte.
DIe ehemalige Gemeinde Bento Rodrigues
Das Tal, in dem Bento Rodrigues lag, etwa 35 km von Mariana entfernt. Das Dorf wurde komplett von der Schlammlawine begraben. Die 206 Familien, die hier ansässig waren, wohnen heute in von Samarco angemieteten Wohnungen in Mariana. Laut den ehemaligen Bewohnern von Bento Rodrigues hat die Mehrheit von ihnen nur überlebt, weil alle sich gegenseitig bei der Flucht halfen.
Der Bau des neuen Deichs
Bauarbeiten für den neuen Deich "S4" in Bento Rodrigues. Der Deich soll in Zukunft 1,05 Millionen Kubikmeter abhalten können und wird voraussichtlich im Januar 2017 fertiggestellt. Er soll ein System zur Zurückhaltung von Sedimenten beinhalten. Wenn S4 fertig ist, wird ein Teil von Bento Rodrigues geflutet werden. Samarco garantiert, dass wichtige Ruinen im Dorf dabei verschont bleiben.
Die Ruine der Kapelle São Bento
Nur Archäologen dürfen auf das Grundstück. Sie versuchen, historische Bauteile zu retten. Bislang haben sie fast 2000 gefunden und eingelagert, um sie später zu restaurieren. Vollständig erhalten sind an der Kapelle in Bento Rodrigues nach der Schlammlawine nur noch die Grundmauern. Um sie zu restaurieren, wenden die Archäologen dieselben Verfahren wie bei archäologischen Ausgrabungen an.
Reste eines Hauses in Bento Rodrigues
Vom einstigen Bento Rodrigues sind nur Ruinen geblieben. Das Dorf soll an anderer Stelle neu aufgebaut werden. Dort - neun Kilometer vom alten Bento Rodrigues entfernt - kann die Gemeinde aber erst ab März 2019 einziehen. Die Betroffenen haben angekündigt, unabhängige Berater zu engagieren, die den Neubau ihres Dorfes überwachen.
Bewohner kritisieren Samarco
Auf einer Mauer in den Ruinen haben Bewohner des ehemaligen Bento Rodrigues eine Nachricht hinterlassen: "Samarco wollte uns umbringen, aber Jesus hat uns gerettet." Der Zugang zur Gegend ist eigentlich verboten. Bento Rodrigues war vor mehr als 200 Jahren gegründet worden. Das Dorf lag 35 Kilometer von der Stadt Mariana entfernt, zu der es als Stadtteil gehörte.
Der Rio do Carmo bei Paracatu de Baixo
Der Fluss Rio do Carmo in der Nähe von Paracatu de Baixo: Eine der Gemeinden, die der Giftschlamm erreicht hat. Die letzte Untersuchung des Brasilianischen Instituts für Umwelt und erneuerbare natürliche Ressourcen (Ibama) ergab, dass das Saatgut für Getreide und Hülsenfrüchte, welche am Rand des Flusses angebaut werden, belastet ist. Es müsse zu 90 Prozent neu ausgesät werden.
Ein Gemüsegarten inmitten von Schlamm
Der 63-jährige Antônio Geraldo de Oliveira lebt seit seiner Geburt in Paracatu de Baixo und weigert sich, den Ort zu verlassen. Seine Familie ist nach der Schlammkatastrophe nach Mariana umgezogen, Antônio hat seitdem keinen Kontakt mehr zu ihr. Der Bauer hat sein von Schlamm überzogenes Grundstück selbst wieder freigelegt. Jetzt wachsen hier wieder Salat, Zwiebeln, Tomaten und Kohl.
Leer wie eine Wüste
Auf den Straßen von Paracatu de Baixo laufen nur noch ein paar zurückgelassene Tiere herum. Vor dem Dammbruch lebten hier 103 Familien, jetzt sind von den Bewohnern nur einige ältere Männer geblieben. Wie Bento Rodrigues wird auch Paracatu de Baixo an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Das neue Dorf soll bis Ende des Jahres fertig sein.