Marco ist frei
14. Dezember 2007Ein Gericht in der Türkei hat den seit Ostern inhaftierten Schüler Marco W. auf freien Fuß gesetzt. Das Gericht im Urlaubsort Antalya entschied am Freitag (14.12.2007) zudem, dass der 17-jährige Niedersachse das Land verlassen darf. Das Verfahren gegen ihn wegen sexuellen Missbrauchs einer 13-jährigen Urlaubsbekanntschaft wird am 1. April fortgesetzt. Die Nebenklage dringt auf eine Verurteilung wegen Vergewaltigung. Anwalt Ömer Aycan kündigte an, er werde Beschwerde gegen Marcos Freilassung einlegen.
Noch vor der Anhörung ging Marcos Anwalt nach eigenen Angaben nicht davon aus, dass sich das Gericht inhaltlich mit den Anklagevorwürfen auseinandersetze. Auch Aycan hatte gesagt, er rechne nicht mit einer schnellen Entscheidung. Zu der Anhörung am Freitag erschien auch der SPD-Europaabgeordnete Vural Öger. Nach Angaben seines Büros besuchte der Reiseunternehmer den Jugendlichen am Donnerstagabend im Gefängnis.
Kritik an langer U-Haft
Marco wurde während der Ferien mit seinen Eltern im Touristenzentrum Antalya an der Mittelmeerküste festgenommen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die 13-jährige Britin sexuell missbraucht zu haben. Der Junge hat erklärt, er habe im Einvernehmen mit dem Mädchen gehandelt. Außerdem habe das Mädchen vorgegeben, 15 Jahre alt zu sein.
Mehrere Haftbeschwerden der Anwälte des Jugendlichen hatte das Strafgericht in Antalya in den vergangenen Monaten abgewiesen. Die lange Dauer der Untersuchungshaft wurde von Experten als besonders hartes Vorgehen der türkischen Justiz kritisiert.
EU-Konsequenzen
Zuletzt hatte sich EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn in den Fall eingeschaltet und erklärt, die EU-Kommission verfolge ihn genau. Dabei werde besonders auf die Einhaltung der Menschenrechte geachtet. Die Bundesregierung erwog zudem, eine Klage gegen die lange Untersuchungshaft vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zu unterstützen. (rri)