Mali-Geisel bald wieder in Deutschland
24. April 2009Bereits am Mittwochabend konnte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin die Freilassung von insgesamt vier Sahara-Geiseln bestätigen. Zuvor hatte ein Sprecher des malischen Präsidenten mitgeteilt, dass die pensionierte deutsche Lehrerin im Norden Malis zusammen mit einer Schweizer Touristin und zwei kanadischen UN-Diplomaten befreit worden seien.
Dank an malische Regierung
Die 77-Jährige Deutsche aus der Nähe von Darmstadt sei "von den Strapazen der Verschleppung gezeichnet" und werde medizinisch betreut, sagte Steinmeier. Der Außenminister dankte dem malischen Präsidenten Amadou Toumani Touré für seine Vermittlung. Über die Umstände der Freilassung wurde zunächst nichts bekannt. Auch ist unklar, ob Lösegeld bezahlt wurde. Ein malischer Sprecher betonte, seine Regierung habe ihr Beziehungs-Netz aktiviert und die Geiseln nie aus den Augen verloren.
Seit drei Monaten verschleppt
Die Deutsche Marianne P. war am 22. Januar mit einem Ehepaar aus der Schweiz und einem Briten im Grenzgebiet zwischen Mali und Niger verschleppt worden. Ihre Reisegruppe befand sich auf der Fahrt von einem Tuareg-Kulturfest im malischen Anderamboukane in die nigrische Hauptstadt Niamey, als Angreifer den Fahrzeugkonvoi stoppten. Der Ehemann der Schweizerin und der Brite werden weiter von den Entführern festgehalten. Zur Verschleppung hatte sich die Terrororganisation Al-Kaida im Maghreb bekannt. Die beiden Diplomaten aus Kanada waren mehr als vier Monate in den Händen der Geiselnehmer. Sie waren Mitte Dezember bei einer Reise zu einer Goldmine westlich von Niamey entführt worden.
Schnell zurück nach Hause
Inzwischen wurden die vier befreiten Geiseln in Malis Hauptstadt Bamako gebracht. Nach einem Empfang durch Präsident Amadou Toumani Touré sollen sie noch am Donnerstag zurück in ihre Heimatländer geflogen werden. Nach Angaben der malischen Regierung hat Deutschland für die Rückführung ein Lazarett-Flugzeug nach Bamako geschickt. Dies wollte das Auswärtige Amt gegenüber dem ARD-Studio Nordwestafrika nicht bestätigen.
Häfige Entführungen von Touristen
Immer wieder kommt es im Grenzgebiet zwischen Mali und Niger zu Entführungen ausländischer Touristen. Die Region ist schwer zugänglich und kaum zu kontrollieren – Banditen und Schmugglerbanden treiben im südlichen Teil der Sahara ihr Unwesen. Schon lange warnt das Auswärtige Amt vor Reisen in die Gebiete nördlich des Nigerflusses. Wegen der problematischen Sicherheitslage ist diese Region auch für Hilfsorganisationen zu gefährlich geworden – auch wenn die Menschen dort auf Hilfe angewiesen seien, klagt Sani Anasan, Präsident des Netzwerks für Internationale Organisationen im Niger: "Die Arbeit von Hilfsorganisationen wird immer schwieriger. Im Norden des Landes wurden einige Vertretungen internationaler Organisationen schon geschlossen, z.-B. die von AfriCare in Agadez. Viele Organisationen verlegen ihre Arbeit in den Süden."
Manche Beobachter führen dies auf den Konflikt mit den Tuareg zurück, die die ressourcenreichen Gebiete der Sahara faktisch kontrollieren. In den letzten Jahren sind allerdings alle Entführungen in der Sahara auf das Konto radikaler Islamisten gegangen. Die Tuareg haben auch immer wieder bei Geiselnahmen erfolgreich vermitteln können. Die Vorgängerorganisation der Al Kaida im Maghreb, die "Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf", hatte im Jahr 2003 mit der Verschleppung von 32 europäischen Motorrad-Touristen besonders großes Aufsehen erregt.
Autor: Alexander Göbel / Redaktion: Dirk Bathe