Maler Lucian Freud gestorben
22. Juli 2011Die Seele war sein großes Thema - wie auch schon bei seinem berühmten Großvater Sigmund Freud. Als Psychoanalytiker, auch bekannt als Vater der Psycholoanalyse, blickte dieser jedoch hinab in die menschliche Seele, Lucian Freud versuchte sie anhand des Äußeren zu porträtieren. Dabei waren seine Aktbilder schonungslos ehrlich, Schmeicheleien nicht seine Art. Nun ist der Maler im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in der britischen Hauptstadt London gestorben, wie seine Agentin in der Nacht zum Freitag (22.07.2011) mitteilte. Lucian Freud sei bereits am Mittwoch nach kurzer Krankheit "friedlich eingeschlafen".
Kein einfaches Werk
Während die einen Freuds Werke als faszinierend bezeichnen, eckte er bei anderen damit an, die sie als provozierend und hässlich bezeichneten: Fettansätze, Falten, Adern unter weißer, bleicher Haut oder hängende Brüste. All das, was sonst in Bildern verdecken und beschönigen, betonte Freud. Doch gerade die Kontroverse um seine Bilder verschaffte ihm den Ruhm. Sie haben ihm "einen einzigartigen Platz in der Ruhmeshalle der Kunst des späten 20. Jahrhunderts" gesichert, sagt der Direktor der renommierten britischen Tate Kunstgalerien, Nicholas Serota. Berühmt wurde Freud mit seinem Porträt der Queen, das er 2001 malte. Es zeigt die britische Königin in einer ernsten Pose mit schwerer Krone. Kritiker bezeichneten es als hässlich, die Queen kommentierte das Bild selbst nie.
"Er lebte, um zu malen", sagt William Acquavella, ein Freund Freuds. Er habe bis zu seinem Tod gemalt, "fernab vom Lärm der Kunstwelt", beschreibt der New Yorker Galerist das Leben des Malers, der 1922 in Berlin geboren wurde. Sein Vater, Ernst Freud, war Architekt und der jüngste Sohn Sigmund Freuds. Als die Familie Anfang der 1930er Jahre aus Deutschland vor den Nazis floh, erhielt Lucian Freud die britische Staatsbürgerschaft.
In London studierte er bereits mit 14 Jahren an der Central School of Art sowie am Goldsmith's College und wandte sich zunächst der Kunstrichtung des Surrealismus zu. Mit 21 organisierte er seine erste Ausstellung und entdeckte in den 1950er Jahren schließlich die Akt- und Porträtmalerei für sich.
Rebell - in der Kunst und im Privatleben
Auf dem Kunstmarkt werden seine Bilder zu astronomischen Summen gehandelt. Fast 34 Millionen Dollar zahlte der russische Milliardär Roman Abramowitsch im Jahr 2008 für Freuds Gemälde "Benefits supervisor sleeping". Es zeigt eine krankhaft fettleibige Frau auf einem Sofa.
Nicht nur Lucian Freuds Bilder werden kontrovers diskutiert, auch mit seinem Lebensstil eckte er häufig an. Immer wieder war er in Schlägereien verwickelt, die er in einem Interview einst mit den Worten rechtfertigte: "Der Grund war nicht, dass ich so gern kämpfe; die Leute haben wirklich Sachen zu mir gesagt, auf die ich meiner Ansicht nach nur mit Schlägen antworten konnte." Gerüchte besagen auch, dass das Liebesleben des Malers ausschweifig war - ihm werden bis zu 40 uneheliche Kinder nachgesagt.
Autor: Nicole Scherschun (afp, dpa)
Redaktion: Rolf Breuch