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Politik

Malaysischer Oppositionsführer Anwar ist frei

16. Mai 2018

Der 70-jährige Anwar gilt als Anwärter auf ein hohes Regierungsamt - nach dem fulminanten Sieg der Opposition bei der Parlamentswahl. In einem ersten Schritt wurde er nun vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.

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Anwar Ibrahim
Anwar Ibrahim soll demnächst Regierungschef werden Bild: picture-alliance/dpa/AP/V. Thian

Nach dem Machtwechsel in Malaysia kann der prominente Oppositionspolitiker Anwar Ibrahim jetzt wieder ins politische Tagesgeschäft einsteigen. Wegen einer Schulterverletzung befand er sich zuletzt in einem Krankenhaus, das er als freier Mann verließ. Er begab sich zunächst zu einer Audienz in den Palast von König Sultan Muhammad V. Malaysias neuer Regierungschef Mahathir Mohamad hatte sich für Anwars Freilassung stark gemacht, er will ihn als seinen Nachfolger aufbauen. Der Monarch gab der Bitte um Begnadigung statt.

In einer ersten kurzen Ansprache bekräftigte der 70-jährige Anwar, er werde Premierminister Mahathir nach besten Kräften unterstützen, damit die geplanten Reformen auch erfolgreich umgesetzt werden könnten. Zunächst erbat er sich jedoch eine kurze Auszeit mit seiner Familie.

Seit Jahrzehnten immer wieder im Gefängnis

Anwars Freilassung markiert eine weitere Wende in seiner wechselvollen Karriere als Politiker. Seit den 1990-er Jahren war er immer wieder im Gefängnis. Ihm wurde Homosexualität vorgeworfen, die in dem mehrheitlich muslimischen Malaysia verboten ist. Anwar und seine Anhänger sahen in der Anschuldigung allerdings einen Vorwand, um ihn als Politiker zu diskreditieren.

Malaysia Mahathir Mohamad, Premierminister
Premier Mahathir (M.) hat der Korruption in Malaysia den Kampf angesagt Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Asyraf

Mahathir war in der vergangenen Woche vereidigt worden, mit 92 Jahren ist er der älteste Premier der Welt. Er hatte angekündigt, sein Amt nach einer Übergangsphase von ein bis zwei Jahren an Anwar abzugeben. Mahathirs derzeitige Stellvertreterin ist Anwars Ehefrau Wan Azizah Wan Ismail. 

Beide Männer waren einst enge politische Verbündete. Doch nach einem Streit hatte Mahathir, der Malaysia bereits von 1981 bis 2003 autokratisch als Premierminister führte, seinen damaligen Finanzminister und Vize Anwar 1998 gefeuert. Letzterer wurde wegen angeblicher Homosexualität und Machtmissbrauchs ins Gefängnis gesteckt. Nach seiner Freilassung 2004 stellte sich Anwar an die Spitze der Opposition.

Gemeinsames politisches Ziel

Für die Parlamentswahl in der vergangenen Woche söhnten sich beide Politiker aus, um mit ihrem Parteienbündnis den unter Korruptionsverdacht stehenden bisherigen Regierungschef Najiib Razak aus dem Amt zu drängen. Damit endete auch die Herrschaft der Regierungsallianz Barisan Nasional (BN), die in Malaysia seit der Unabhängigkeit 1957 an der Macht war.

Ein Regierungsamt kann Anwar allerdings noch nicht übernehmen - dafür müsste er Mitglied des Parlaments sein. Sein Sitz dort war ihm 2015 wegen einer weiteren Verurteilung wegen Homosexualität aberkannt worden. 

se/gri (rtr, afp, epd, dpa)