Macht der Zäune
Vor 26 Jahren fiel die Mauer, die damals Deutschland teilte. Angesichts des Flüchtlingszustroms wird nun in Europa vielerorts der Ruf nach neuen Grenzanlagen lauter. Ein Überblick über bestehende Absperrungen - weltweit.
Ungarn macht dicht
Die Regierung von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat an der Grenze zu Serbien einen Zaun bauen lassen und auch die Grenze zum EU-Land Kroatien befestigt. Ungarn ist Mitglied des Schengen-Raumes, in dem Grenzkontrollen weitgehend abgeschafft sind. Die meisten Flüchtlinge, die von Griechenland aus über die sogenannte Westbalkanroute kommen, wollen weiter nach Österreich und Deutschland.
Der europäische Outpost - Mellila
Die Grenzanlage der spanischen Exklave Melilla im Norden Marokkos gilt als eine der modernsten Grenzen weltweit. Genau wie in der zweiten Enklave Ceuta zieht sich auch hier ein sechs Meter hoher, zehn Kilometer langer Zaun um die Stadt. Ausgestattet mit "Nato-Stacheldraht", Infrarotkameras, Bewegungs- und Geräuschmeldern soll die Befestigungsanlage Flüchtlinge aus Afrika abhalten.
Die geteilte Insel
Die sogenannte "Grüne Linie" auf Zypern besteht aus Stacheldrahtzäunen, Trümmern, Wachtürmen und Mauerabschnitten. Ausgedehnt auf über 180 Kilometer teilt sie die Insel in einen türkischen Teil im Norden und einen griechischen Teil im Süden. Bewacht von Tausenden Soldaten auf beiden Seiten ist Nikosia somit seit dem Fall der Berliner Mauer die letzte geteilte Hauptstadt der Welt.
"Tortilla-Wall" zwischen den USA und Mexiko
Knapp 20.000 Polizisten der United States Border Patrol bewachen die US-amerikanische Grenze zu Mexiko rund um die Uhr. Auch "Tortilla Wall" genannt, erstreckt sie sich über 1126 Kilometer. Gesichert wird die Anlage mit Video- und Infrarotkameras, Nachtsichtgeräten, Bewegungsmeldern, Drohnen und Wärmesensoren im Boden. Sie soll den illegalen Grenzübertritt und den Drogenschmuggel verhindern.
Das heilige Land. Geteilt
Nur an wenigen "Checkpoints" kann die Grenze zwischen Israel und den Palästinensergebieten wie hier in Jerusalem überquert werden. Das Ziel der Grenzanlagen: Abwehr von palästinensischen Terrorattacken. Trotz Grenzanlagen und Bewachung gelingt es den Palästinensern im Gazastreifen immer wieder, Waffen und andere Güter durch ein selbstgegrabenes Tunnelsystem zu bringen.
"Demilitarisierte Zone" in Korea
Sie gilt als die am stärksten befestigte und bewachte Grenze der Welt. Eine Million Minen, Stacheldraht und Wachtürme trennen Südkorea vom kommunistischen Nordteil des Landes. Auf beiden Seiten der 248 Kilometer langen Grenze befindet sich eine jeweils zwei Kilometer breite "demilitarisierte Zone", deren Betreten untersagt ist. Sie wurde nach dem dreijährigen Koreakrieg im Jahr 1953 eingerichtet.
"Friedenslinien" durch Nordirland
Insgesamt 48 "Peace Lines" trennen katholische und protestantische Stadtviertel in Nordirland. In der Hauptstadt Belfast besteht die Grenzanlage aus einer bis zu sieben Meter hohen Mauer, die aus Ziegelsteinen, Stacheldrahtzaun, Beton und aufgesetzten Gittern besteht. Die Mauer hat Durchgänge für Fußgänger und Tore für den Verkehr, die nachts geschlossen werden.
Sie nennen es Schutzwall
Es ist die längste Grenzbefestigung der Welt. Mit 4000 Kilometern Stacheldraht will sich Indien von Bangladesch abgrenzen. Das Nachbarland gilt als Rückzugsgebiet für Terroristen. Die "Null-Linie“ ist ein bis zu zwei Meter hoher, mit Stolperdraht gesicherter Schutzwall, der unter Strom gesetzt werden kann. Etwa 50.000 Soldaten sichern die Grenzanlage.
Berliner Mauer - Symbol der Teilung
Sie ging in die Weltgeschichte ein. Jahrzehntelang als "Todesstreifen" verschrien, fiel die Berliner Mauer am 9.11.1989. Deutschland sollte wiedervereinigt, das Ende des Kalten Krieges eingeläutet werden. Aber auch die Strahlkraft dieses historischen Ereignisses konnte nicht verhindern, dass Abschottung und Grenzziehungen bis heute die Weltpolitik prägen.