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Brandgefährliches Hochhaus

4. September 2013

Ein umstrittener Wolkenkratzer in der Londoner City verursacht wieder Ärger. Seine Glasfassade reflektiert und bündelt die Sonnenstrahlen und lässt Plastikteile geparkter Autos schmelzen.

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"Walkie Talkie" - das Londoner Hochhaus, das Plastik schmelzen lässt
Walkie Talkie - Londoner Hochhaus lässt Plastik schmelzenBild: Reuters/Stefan Wermuth

"Ich dachte, in der Türkei wäre es heiß," sagt Ali Akay, der in der Nähe des Wolkenkratzers einen Friseursalon betreibt. "Aber das hier ist eine Gesundheitsgefahr!" Die Fußmatte vor seiner Tür, erzählt er, habe sich im reflektierten Sonnenlicht dermaßen erhitzt, dass sie Feuer gefangen habe. Weitere Betroffene hatten darüber geklagt, dass die Hitze Plastik schmelzen und Fliesen zerspringen lasse.

Der Geschäftsmann Martin Lindsay fand Verformungen an Außenspiegeln, Armaturenbrett und Emblem seines Jaguars vor. An der Windschutzscheibe klebte ein Zettel der Baufirma mit einer Telefonnummer. Das Joint Venture der Baufirmen Land Securities und Canary Wharf entschuldigte sich für die Schäden und übernahm die Reparaturkosten in Höhe von 946 Pfund (mehr als 1100 Euro).

Das inzwischen wohl berühmteste Hochhaus Londons lässt sogar Eier gar werden. Das Reporterteam eines Londoner Fernsehsenders briet ein Spiegel-Ei auf einer Fläche gegenüber dem Gebäude. Ihr Thermometer zeigte 96 Grad Celsius an.

In einer Stellungnahme der Baufirmen hieß es: "Das Phänomen wird vom derzeitigen Stand der Sonne am Himmel ausgelöst. Erste Modellberechnungen deuten darauf hin, dass es noch etwa zwei bis drei Wochen lang auftreten wird." Man suche nach langfristigen Lösungen.

Vorsichtshalber wurden drei Parkplätze nahe des Wolkenkratzers geschlossen.

Bereits der Entwurf war umstritten

Der noch im Bau befindliche Turm steht in der Londoner City, dem Wirtschaftszentrum der britischen Hauptstadt. Einheimische haben ihm wegen seiner Form schon den Spitznamen "Walkie Talkie" gegeben. Seine konkave Glasfassade reflektiert das Sonnenlicht.

Der Entwurf von Rafael Viñoly, amerikanischer Architekt uruguayischer Herkunft, hatte in London bereits im Vorfeld Ärger verursacht. Die britische Tageszeitung "The Guardian" verglich seine Erscheinung im Dezember mit der eines "breitschultrigen Bankers". Auch die staatliche britische Kulturorganisation "English Heritage" kritisierte den Bau als "brutal dominant".

Wenn das Millionenprojekt fertig ist, soll es 37 Stockwerke haben. Der Bau kostet 239 Millionen Pfund (etwa 285 Millionen Euro).

de/re (dpa/afp)