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Listerien-Wurst fordert drittes Opfer

11. Oktober 2019

Erst die mit Listerien belastete Wurst, nach deren Konsum drei Menschen gestorben sind, dann die große Rückrufaktion von bakteriell verunreinigter Milch: Die Verbraucher werden derzeit massiv verunsichert.

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Deutschland Todesfälle durch Keime in Wurst
Bild: picture-alliance/dpa/U. Zucchi

Besonders der Skandal um die mit Keimen belastete Wurst belastet das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie. Wie Hessens Verbraucherschutzministerin Priska Hinz (Grüne) nun bestätigte, sind inzwischen im Zusammenhang mit dem Wilke-Skandal drei Verbraucher gestorben.

Nach einem Bericht des Robert-Koch-Instituts sind Patienten in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt "direkt oder indirekt an der Listeriose" verstorben. Der nordhessische Landkreis Waldeck-Frankenberg, der für die Überwachung und die Schließung der Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH in Twistetal-Berndorf verantwortlich ist, sprach bislang von zwei Opfern aus Südhessen.

Bakterien Listerien
Listerien unter dem MikroskopBild: Imago Images/Science Photo Library

Dubioses Prüfzertifikat?

Das Unternehmen hat inzwischen vorläufige Insolvenz angemeldet. Den Mitarbeitern droht das Aus. "Aktuell ist die Gefahr groß, dass die Mitarbeiter ihre Jobs verlieren, wenn sich nicht schnell etwas verändert", sagte der Geschäftsführer der Gewerkschaft "Nahrung, Genuss, Gaststätten", NGG, Andreas Kampmann. Er hofft, dass sich ein Investor findet: "Selbst mit ganz viel Wohlwollen fällt es mir schwer sich vorzustellen, wie man den Markennamen Wilke künftig noch platzieren will."

Nach Informationen des Internetportals lebensmittelwarnung.de reicht die Liste der betroffenen Wilke-Produkte von Roastbeef, das bei Aldi verkauft wurde, über Aufschnitt für Ikea-Restaurants bis hin zu veganen Lebensmitteln wie Aufschnitten und Aufstrichen.

Die Firma will ihren Betrieb jedoch weiterführen: Wilke habe beim Verwaltungsgericht Kassel einen Eilantrag eingereicht, sagte ein Gerichtssprecher. Dieser richte sich gegen die Anordnung des Landkreises Waldeck-Frankenberg, der die Produktion gestoppt hatte. Noch im Juli ist das nordhessische Unternehmen offenbar legal an ein IFS-Prüfzertifikat des Lebensmittelhandels gekommen.

Milch im Visier - Rückrufaktion im großen Stil

Unterdessen beschäftigt auch der Rückruf von mit Bakterien verseuchter Milch Politik und Verbraucherschützer. "Wir beobachten die Situation sehr genau", sagte eine Sprecherin des Bundesernährungsministeriums. In allererster Linie seien aber die Hersteller selbst für die Sicherheit ihrer Produkte zuständig - und für die amtliche Lebensmittelüberwachung die Länder.

Milch wird in ein Glas gegossen
Große Rückrufaktion von Milch, die bei zahlreichen Diskountern und Supermärkten verkauft wurdeBild: Colourbox

Der Milchproduzent Deutsches Milchkontor (DMK) bestätigte indes die Rückrufaktion und verweist auf einen technischen Defekt. Die Erreger, die Durchfall auslösen können, seien über eine undichte Dichtung in die Produktion des Werks Everswinkel im Münsterland in Nordrhein-Westfalen gelangt. Das sagte ein DMK-Sprecher. Das DMK mit Sitz in Bremen und die Hamburger Firma Fude & Serrahn Milchprodukte GmbH haben am Freitag Literpackungen mit Frischer Fettarmer Milch (1,5 Prozent) aus der Molkerei Everswinkel und mit bestimmten Mindesthaltbarkeitsdaten zurückgerufen.

Wasserkeim

Nach Entdeckung des Defekts seien Proben der Produktion an ein externes Labor geschickt worden, sagte der Sprecher. "In einer dieser Proben wurde eine Rekontamination mit einem krankheitserregendem Wasserkeim nachgewiesen." Die Laborergebnisse seien am Donnerstag nahezu zeitgleich mit einer ersten Kundenreklamation eingegangen. Darauf sei der Rückruf ergangen.

Unter Rekontamination versteht man eine Verunreinigung eines bereits durcherhitzten Lebensmittels. Geliefert wurde die Milch an fast alle großen Lebensmittelhändler in Deutschland wie Metro, Aldi, Lidl, Edeka oder Rewe. Sie haben die betreffenden Packungen aus dem Handel genommen. Lidl teilte auf Anfrage mit, die Ware sei ausschließlich in Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen verkauft worden. Für andere Supermarktketten gab es zunächst keine Angaben zum Verkaufsgebiet. 

cgn/ml (dpa, Die Welt)