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Meilenstein in Nahost

13. August 2008

Meilenstein in Nahost: Syrien und der Libanon haben nach 60 Jahren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart. Die Vereinbarung wurde von einer Bluttat überschattet.

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Einig: Bashar Assad und Michel Suleiman (links)
Einig: Bashar Assad und Michel Suleiman (links)Bild: AP

Syrien und der Libanon wollen erstmals in der Geschichte beider Länder diplomatische Beziehungen aufnehmen und Botschafter austauschen. Das vereinbarten der libanesische Präsident Michel Suleiman und sein syrischer Kollege Bascher el Assad am Mittwoch (13.8.2008) in Damaskus, wie eine Beraterin von Assad mitteilte. Suleiman war zuvor zu einem zweitägigen Gipfeltreffen in Syrien eingetroffen.

Historischer Besuch

Kommentatoren hatten die Visite schon im Vorfeld als "historisch" bezeichnet. Es ist der erste Besuch eines libanesischen Staatspräsidenten in dem östlichen Nachbarland seit dem syrischen Truppenabzug aus dem Libanon vor drei Jahren. Suleiman war nach fast zweijähriger politischer Krise im Mai dieses Jahres zum Präsidenten des Libanons gewählt worden. Zuvor war er der Oberkommandierende der libanesischen Armee.

Explosion in Tripoli Libanon August 2008
Anschlag gegen den Frieden in Tripoli: 17 ToteBild: AP

Die Präsidenten hätten ihre Außenminister damit beauftragt, die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten, hieß es weiter. Nach einem Bericht des syrischen Fernsehen sprachen Suleiman und Assad außerdem über die Grenze zwischen beiden Ländern. Das Treffen war demnach "positiv und sehr konstruktiv". Die Gespräche sollten am Donnerstag fortgesetzt werden.

Die Vereinbarung über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen war nach entsprechenden Ankündigungen Assads im Vormonat erwartet worden. Seit Erringung der Unabhängigkeit vor 60 Jahren unterhielten Syrien und der Libanon keine diplomatischen Beziehungen. Syrien hatte den viel kleineren Nachbarn lange Zeit als Schöpfung der vormaligen Kolonialmacht Frankreich betrachtet und eine eigenständige Existenz nur eingeschränkt akzeptiert. Im libanesischen Bürgerkrieg (1975- 1990) wuchs Syrien in die Rolle einer Art "Schutzmacht" hinein, die mit eigenen Truppen eingriff. Nach der Beendigung des Blutvergießens blieben syrische Truppen bis 2005 im Lande. Noch heute ringen im Libanon anti- und pro-syrische Parteien und Gruppierungen erbittert um die Macht.

Syriens Bemühungen

Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen fügt sich in die Bemühungen Syriens ein, das Verhältnis zum Westen zu normalisieren. Vor allem die USA betrachten Damaskus als einen Förderer extremistischer und anti-israelischer Milizen in der Region sowie als Bündnispartner des Irans, der international wegen seines Atomprogramms in der Kritik steht. Anfang Juli hatten Suleiman und Assad am Rande des Gründungsgipfels der Mittelmeerunion in Paris die Normalisierung der Beziehung vereinbart.

Bemüht um Kurskorrektur: Bashar Assad
Bemüht um Kurskorrektur: Bashar AssadBild: AP

Wenige Stunden vor der Abreise Suleimans nach Damaskus hatte ein verheerender Bombenanschlag die nordlibanesische Hafenstadt Tripoli erschüttert. 17 Menschen, unter ihnen neun Soldaten, starben, 40 Menschen wurden verletzt, als ein ferngezündeter Sprengsatz einen Autobus zerriss. Das syrische Außenministerium verurteilte den Anschlag in einer Erklärung als "verbrecherischen Akt". (sams)