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Afrikas Topsprinter Omanyala nun doch bei WM

Deji Ogeyingbo
14. Juli 2022

Der schnellste Mann Afrikas, Ferdinand Omanyala, hat nach DW-Informationen in letzter Minute doch noch ein Visum für die USA erhalten und will bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene über 100 Meter starten.

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Der Kenianer Ferdinand Omanyala freut sich über seinen Sieg über 100 Meter bei den Afrikameisterschaften 2022 auf Mauritius
Ferdinand Omanyala freut sich über seinen Sieg über 100 Meter bei den Afrikameisterschaften 2022 auf MauritiusBild: Deji Ogeyingbo

Nun also doch. Ferdinand Omanyala will nach DW-Informationen an diesem Donnerstagabend kenianischer Zeit von Nairobi aus zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene im US-Bundesstaat Oregon fliegen. Wenn alles nach Plan läuft, würde der beste Sprinter Afrikas an diesem Freitag gerade mal zwei Stunden vor dem Beginn der Vorläufe am WM-Ort eintreffen. Sollte er sich verspäten, würden ihm die Organisationen möglicherweise einen separaten Vorlauf einräumen.

Sein Visum war erst an diesem Donnerstag, buchstäblich in letzter Minute, in Kenia eingegangen. Kurz zuvor hatte der 26-Jährige noch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärt: "Es gibt nichts, was ich tun kann. Ich habe meine Reise nach Oregon aufgegeben." Warum die US-Behörden die Visa für Omanyala und offenbar auch einige weitere Mitglieder des kenianischen WM-Teams erst so spät erteilten, blieb zunächst unklar. 

Akani Simbine vom Thron gestoßen

Mit 9,85 Sekunden war Omanyala im Mai die drittschnellste Zeit weltweit in diesem Jahr über 100 Meter gelaufen, was ihn zu einem Medaillenkandidaten gemacht hatte. Vor einem Monat hatte sich der 26-Jährige auf Mauritius den Titel des Afrikameisters gesichert - mit dem hauchdünnen Vorsprung von drei Tausendstelsekunden vor dem Südafrikaner Akani Simbine. Beide Sprinter waren mit 9,93 Sekunden gestoppt worden.

Der Kenianer Omanyala und der Südafrikaner Akani Simbine schauen nach dem Zieleinlauf im 100-Meter-Finale der Afrikameisterschaften zur Seite auf den Monitor
Knappes 100-Meter-Finale: Ferdinand Omanyala (l.) hauchdünn vor Akani SimbineBild: Deji Ogeyingbo

Simbine musste sich eingestehen, dass er seinen Thron als schnellster Mann Afrikas endgültig an Omanyala verloren hatte. Im Juli 2021 hatte der Kenianer bereits Simbines Afrika-Rekord von 9,84 auf 9,77 Sekunden geschraubt. In Tokio hatte es Omanyala dann als erster Kenianer in ein olympisches Halbfinale geschafft.

Vom Rugbyspieler zum Sprinter

"In einem Land aufzuwachsen, in dem es nur eine Langstrecken-Tradition gibt, war eine echte Herausforderung", sagte Omanyala der DW. "Niemand glaubte, dass ein Sprinter in Kenia erfolgreich sein kann. Ich musste die Meinung so vieler Leute ändern." Während die Langstrecken-Asse meist dem Volksstamm der Kalendjin angehören, entstammt der Sprinter dem Bantu-Stamm der Abaluyha. Diese sind eher für ihre kräftige Physis bekannt, aus ihren Reihen gingen eher Rugby- und Fußballspieler hervor als Läufer. "Ich war selbst ein Rugbyspieler, ein sehr schneller Winger [Außenspieler – Anm. d. Red.]", sagte Omanyala nach einem Gewinn des afrikanischen Titels der DW. "Ich erfüllte mir meinen Traum, zu den Sprintern zu wechseln und damit etwas Einzigartiges in Kenia zu tun. Ich erlebe viel Wertschätzung durch die Menschen meiner Heimat. Das hat mich so weit gebracht."

14 Monate Dopingsperre

Omanyala habe hart für seinen Erfolg gearbeitet, betont sein Trainer Duncan Ayiemba. "Er war fleißig, engagiert, neugierig und bereit zu lernen. Mit seinem ungeheuren Einsatz forderte er auch mich heraus", sagte Ayiemba der DW. "Und er wurde von Tag zu Tag besser."

Einen Knick erhielt die Karriere Omanyalas, als er 2017 wegen eines Dopingvergehens für 14 Monate gesperrt wurde. Der Sprinter war positiv auf das verbotene Steroid Betamethason getestet worden. Eigentlich hatte der Leichtathletikverband Kenias immer wieder betont, dass Athleten mit Dopingvergangenheit nicht wieder für das Land starten dürften. Im Falle Omanayalas machten sie aber eine Ausnahme.

Der schnellste Mann Afrikas richtet nun den Blick nach vorne: "Ich hatte diesen Traum, dass ich eines Tages den Sprintsport in Kenia verändern würde. Ich hätte nie gedacht, dass es sich so erfolgreich entwickeln würde." Früher habe man im Verband gedacht, "Sprinter sind Witzfiguren", weil sie bei internationalen Wettkämpfen stets in den Vorläufen ausschieden, sagte Omanyala. "Bis ich kam und begann, auch bei Rennen im Ausland gut abzuschneiden. Jetzt ändert sogar die Welt ihre Sichtweise auf den Sprint [in Kenia]."

Ziel: Erste WM-Sprintmedaille für einen Afrikaner

Seit 2009 steht der Weltrekord über 100 Meter bei 9,58 Sekunden. Jamaikas Sprintlegende Usain Bolt - er trat 2017 zurück - lief diese Fabelzeit bei den Weltmeisterschaften in Berlin 2009. Frederick Omanyala traut sich zu, schon bald wenigstens in die Nähe des Rekords zu rücken. "Mein Ziel für diese Saison ist es, um die 9,6 Sekunden zu laufen. Für mich ist Entwicklung wichtiger als Perfektion, und der Weltrekord ist da keine Ausnahme", sagte Omanyala. "Ich arbeite hart darauf hin und setze mir kein Limit." Er wolle als erster Afrikaner bei einer WM eine Medaille über 100 Meter zu gewinnen, kündigte der Kenianer an. Ob er dies bereits in Eugene in die Tat umsetzen kann, erscheint angesichts der chaotischen Umstände im Vorfeld eher fraglich. Eine optimale Vorbereitung auf einen WM-Start sieht jedenfalls anders aus.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.