Kunstwerke als Opfer
Ein Besucher des Pariser Museum Centre Pompidou hat ein Bild mit einem Teppichmesser gezielt schwer beschädigt. Die Tat reiht sich ein in eine lange Geschichte des Kunstvandalismus. Oft treibt Geltungssucht die Täter
Werk von Daniel Buren mit Teppichmesser zerstört
Das Pariser Centre Pompidou zeigt derzeit mehrere Arbeiten des französischen Konzeptkünstlers Daniel Buren (im Bild). Dort zerstörte am 13. September 2019 ein Unbekannter ein Werk mit einem Teppichmesser. Angaben zum Motiv des Täters gab es zunächst nicht. Er wurde in eine Psychiatrie gebracht.
Wiederholungsfall "Nachtwache"
Rembrandt van Rijns "Nachtwache wurde dreimal angegriffen: 1911 und 1975 stachen Attentäter mit Messern auf die Leinwand ein und beschädigten sie schwer.
Und wieder die "Nachtwache"
Nach der zweiten Messerattacke wurde Rembrandts Meisterwerk 1976 aufwändig restauriert. Doch 1990 besprühte ein Angreifer das wiederhergestellte Bild mit Schwefelsäure. So begann das Rijksmuseum 2019 neuerlich eine vielleicht Jahrzehnte dauernde Rekonstruktion.
Copyright-Inhaber des Kulturvandalismus: Herostratos
356 v. Chr. soll Herostrat den Artemis-Tempel von Ephesos gezielt in Brand gesteckt und damit das Weltwunder zerstört haben. Sein Motiv: der - letztlich erfolgreiche - Wunsch, seinen Namen unsterblich zu machen. Er wurde er zum Namenspatron des sogenannten Herostratentums: Dies ist die Bezeichnung für Taten, die aus krankhafter Geltungssucht begangen werden.
Moderner Klassiker des Herostratentums: Die Verstümmelung der Pietà
Michelangelos Pietà im Vatikan ist eines der bedeutendsten Werke abendländischer Kunst. Im Mai 1972 schlug der Geologe László Toth mit einem schweren Hammer auf die Statue ein und rief: "Ich bin Jesus Christus, auferstanden von den Toten" und zerstörte dabei eine Schulter und das Gesicht der Statue. Heute steht das Meisterwek restauriert hinter Panzerglas im römischen Petersdom.
1959: Rubens "Höllensturz der Verdammten"
Im Bild begutachten Münchner Museumsmitarbeiter 1959 Schäden an Peter Paul Rubens "Der Höllensturz der Verdammten". Der Schriftsteller Walter Menzl hatte das Gemälde in der Münchner Pinakothek mit Abbeizmittel übergossen, um auf seine Welterlösungsfantasien aufmerksam zu machen: "Zwischen mir und der Menschheit stand ein Quadratmeter bemalter Fläche".
Höllensturz revisited
Menzl wurde für schuldfähig befunden und zu drei Jahren Haft und Schadensersatz verurteilt. Das ist bis heute die Höchststrafe, für "gemeinschädliche Sachbeschädigung". Damals befanden die Münchner Richter dieses Strafmaß indes als zu gering für die mutwillige Zerstörung eines unersetzlichen Kunstwerks. Rubens' Werk wurde erfolgreich restauriert.
Angriff auf "Iwan den Schrecklichen"
Ein 37-jähriger schlug 2018 in der Moskauer Tretjakow-Galerie mit einem Metallpfosten auf Ilja Repins Gemälde "Iwan der Schreckliche und sein von ihm erschlagener Sohn am 16. November 1581" ein. Das Schutzglas ging zu Bruch, die Leinwand riss. Als Motiv gab der Mann an, er halte die Darstellung der Fakten im Bild für unglaubwürdig. Im Mai 2019 wurde er zu zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt.
Kunstvandalismus auf nationalistisch
Die Moskauer Lumiere Brothers Center for Photography zeigte 2016 Arbeiten des US-Fotokünstlers Jock Sturges. Nationalistische Aktivisten stürmten die Ausstellung, der sie pädophile Motive vorwarfen. Ein Bild wurde mit einer Flüssigkeit, vermutlich Urin, überschüttet - die Schau wurde daraufhin geschlossen.
Das bekannteste Gemälde der Welt
Wenn diese Lippen sprechen könnten, würde Mona Lisa einiges an Abenteuern zu berichten haben. 1956 warf eine Person einen Stein auf Leonardo da Vincis Meisterwerk und beschädigte die Leinwand geringfügig. Seither hängt das Werk stets hinter Panzerglas - wovon sich Vandalisten nicht abhalten lassen: 1974 und 2009 gab es erneut Angriffe auf die Dame mit dem mysteriösen Lächeln.