Kunstkippen und Riesen-Cheeseburger: Claes Oldenburgs Welt der Objekte
Jeder kennt sie, die Zahnbürsten, Eiswaffeln und Spitzhacken: Die riesigen Skulpturen von Claes Oldenburg bevölkern die Innenstädte. Nun ist er mit 93 Jahren gestorben.
Ankunft in New York
Im Alter von 27 Jahren zog Claes Oldenburg von Chicago in die Kunstmetropole New York. Damals war der Abstrakte Expressionismus die vorherrschende Kunstrichtung. Oldenburg und andere Künstler der Zeit setzten der Abstraktion ihre konkrete Alltagskunst entgegen: Gegenstände des täglichen Lebens beherrschten ihren Kosmos.
Erste Ausstellungen
1956 hatte Oldenburg kaum Geld. Er zog deshalb an die Lower East Side und machte Kunst aus allem, was er umsonst auf der Straße fand: Pappe, Schutt, Jute. "The Street", die Straße, ist eine begehbare Installation, die bereits viele Insignien der Oldenburg-Kunst in sich vereint.
Aufstieg zum Pop-Art-Künstler
Am 1. Dezember 1961 eröffnete Oldenburg in seinem Haus ein kleines Museum mit 60 Exponaten. Das Museum of Modern Art wurde auf ihn aufmerksam. 1962 entstanden die ersten Leinwandstücke: Floor Cake, Floor Burger, Floor Cone. Die erste Pop-Art-Ausstellung folgte. Viele seiner Objekte wirken wie eine Parodie: Sie sind nicht glatt und schön, sondern rau und unfertig.
Erforschung des Zuhauses der Middle Class
"The Home" hieß Oldenburgs neues Thema. Los Angeles war ein Eldorado für Möbel und Einrichtungen. Die Menschen der Upper und Middle Class befanden sich im Auto oder zu Hause. Also nahm er sich das Wohnen vor. Er schuf ein Bedroom Ensemble, danach kam das Badezimmer. Und er schuf weiche Skulpturen wie dieses Kuchenstück.
Verfremdung unseres Alltags
Seine Skulpturen hatten verschiedene Aggregatzustände: Die Giant Version, die sich durch ein Aufblähen ins Gigantische erkennen lässt, die Soft Version, bestehend aus schlaffen Lichtschaltern, oder auch die Hard Version. Viele seiner Skulpturen gibt es in allen Versionen.
Spiel mit Formen
Alle Kunstwerke vereint die Erforschung der Form von Dingen, die den Alltag prägen: Das kann eine Wäscheklammer sein, aber auch ein Lichtschalter, eine Steckdose oder eine Eiswaffel.
Skulpturen im XXL-Format
Möglichst unübersehbar sollten seine Skulpturen sein - und ein ironischer Kommentar zur jeweiligen Umgebung: So versperren am Aasee in Münster noch heute gigantische Billardkugeln den Spaziergängern den Weg - Überreste der Freiluftausstellung SkulpturProjekte Münster von 1977.
Auf den Ort zugeschnitten
Die Spitzhacke an der Fulda in Kassel misst zwölf Meter und wirkt, als hätte Herkules persönlich sie in die Erde gerammt. Der Künstler schuf sie 1982 für die documenta 7. Die Spitzhacke steht auf einer Achse mit der Wilhelmshöhe, von wo aus eine monumentale Skulptur des - für seine Stärke berühmten griechischen Gottes - nachdenklich auf die Stadt blickt. Als Triumph der Kunst über die Natur.