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KulturForum

Osman Okkan / bg13. September 2012

Das KulturForum Türkei Deutschland unterstützt kulturelle Aktivitäten zwischen Deutschland und der Türkei. Seit seiner Gründung ist dabei eine große Bandbreite unterschiedlichster Projekte entstanden.

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Journalist und Dokumentarfilmer Osman Okkan
Bild: DW

Der Journalist und Dokumentarfilmer Osman Okkan kam 1965 als Student nach Deutschland. Nach seinen Studien und Magisterarbeiten über Politische Wissenschaft, Wirtschaft und Soziologie arbeitete er in deutschen und türkischen Medien, bevor er als freier Dokumentarfilmer für den Westdeutschen Rundfunk arbeitete. 1982 bekam er den Grimme-Preis für seinen Filmbeitrag, den er gemeinsam mit dem türkischen Journalisten Örsan Öymen über das Papstattentat für die Sendung Monitor produziert hatte. Entscheidend mitgewirkt hat er unter anderem auch an dem Buch "Ganz Unten" von Günter Wallraff, das ihm den Basisstoff für einen viel beachteten Film lieferte. Sein Beitrag für den deutsch-türkischen Kulturtreffpunkt rückt die Bedeutung der deutsch-türkischen kulturellen Beziehungen am Beispiel des "KulturForums Türkei Deutschland" in den Vordergrund.

Das KulturForum Türkei Deutschland ist ein gemeinnütziger Verein und unterstützt den interkulturellen Dialog. Es stellt bundes- und europaweit initiierte Projekte und Veranstaltungen auf die Beine. Das sorgt für interessante Begegnungen in den Bereichen Kunst, Kultur und Medien.

Heute sind Günter Grass und Yaşar Kemal die Ehrenvorsitzenden des KulturForums; auch der renommierte türkische Satiriker Aziz Nesin gehörte bis zu seinem Tode im Jahre 1995 dazu. Die Ehrenvorsitzenden setzen sich für einen offenen Kulturdialog, für Menschenrechte, Demokratie und Minderheitenrechte ein. Unter diesem Zeichen stehen auch die Aktivitäten des KulturForums. Mehrmals trafen sich Günter Grass und Yasar Kemal auf Initiative des KulturForums zu öffentlichen Begegnungen – zuletzt in Lübeck, Berlin und Istanbul.

Die Ehrenvorsitzenden Yasar Kemal und Günter Grass
Die Ehrenvorsitzenden Yasar Kemal und Günter GrassBild: Müslüm Bayburs/KF

Filme & Festivals

Mitte der 1990er Jahre begann das Kulturforum die TürkeiFilm-Tage und das Mittelmeer Filmfestival zu organisieren. Die erfolgreichen Festivals standen Modell für viele ähnliche Initiativen. Zugleich entstanden mehrere Dokumentarfilme als eigene Projekte. Preisgekrönt wurden die Dokumentationen "Yasar Kemal – zwischen Poesie und Politik" (LiteraVision, 1997), "Vertrieben für Frieden – als Griechen und Türken getrennt wurden" (Öngören-Preis für Frieden und Demokratie, 2004) und "Mordakte Hrant Dink – Armenier in der Türkei" (Inter-Globe in Gold, 2010).

Mutig, erfolgreich und zugleich politisch unbequem sind auch die sechs Autoren, die in der Reihe "Menschenlandschaften" porträtiert wurden: Nazım Hikmet, Yaşar Kemal, Orhan Pamuk, Elif şafak, Murathan Mungan und Aslı Erdoğan. Die vom KulturForum in Kooperation mit dem WDR und der Robert Bosch Stiftung erstellte Reihe wird bereits an zahlreichen Schulen und Hochschulen als Lehrmaterial eingesetzt und regelmäßig in Deutschland und der Türkei vorgeführt.

Autoren & Lesungen

Die vielfältige Literatur aus der Türkei, geprägt durch die zahlreichen Sprachen und Kulturen des Landes, ist bis heute in Deutschland weitgehend unbekannt. Das KulturForum unterstützt und berät Projekte wie die "Türkische Bibliothek" des Unionsverlages, die Übersetzungen aus dem Türkischen ins Deutsche fördern und bringt seit vielen Jahren herausragende Schriftsteller aus der Türkei nach Deutschland.

Innovative Medienprojekte

Von Journalisten und Kulturschaffenden gegründet, organisiert das KulturForum von Beginn an mehrsprachige Medienprojekte. Zum Beispiel das multilinguale Internetportal für Jugendliche, "Cafeterra" oder das visionäre Projekt "New Media for New Europeans", das innovative Formen des medialen Dialogs zwischen der Europäischen Union und der Türkei aufzeigt.

Zudem entwickelte das KulturForum - anfänglich mit der Heinrich Böll Stiftung und später auch mit der Robert Bosch Stiftung - deutsch-türkische Journalistenprogramme, die bis jetzt über 150 Journalisten aus Deutschland und der Türkei erreichten. Zusammen mit zahlreichen anderen Organisationen setzt sich das KulturForum auf internationaler Ebene für die Presse- und Meinungsfreiheit ein. Auch in der Türkei sitzen nach Angaben der OSZE immer noch etwa 100 Journalisten ohne Prozess in Haft.

Künstler & Ausstellungen

Eine der größten Kunstausstellungen mit Werken junger Künstler aus der Türkei entstand 2003 im Kunstmuseum Bonn unter der Leitung von Professor Dr. Dieter Ronte, dem Vorstandsmitglied des KulturForums. Herausragende zeitgenössische Kunst aus Griechenland und der Türkei präsentierte die erfolgreiche Wanderausstellung "Treffpunkt Moderne Kunst“, kuratiert von der damaligen Vorsitzenden des KulturForums, Inge Baecker.

Große Werke im kleinen Format präsentierte die Postkarten-Ausstellung "Sireli Jeghpajrs – Lieber Bruder" über das Leben der Armenier in der Türkei zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aus dem Leben deutscher Frauen in Istanbul und türkischer Frauen in Berlin erzählt in Texten, Bildern und Filmen die zweisprachige Wanderausstellung "Erinnerungen an eine neue Heimat - Yeni Memleketten Anılar".

Von Klassik bis Rap

Das KulturForum präsentiert immer wieder hochkarätige internationale Talente aus unterschiedlichen musikalischen Traditionen und Stilrichtungen. Auf Veranstaltungen, die von Kammermusik bis zu Open-Air-Konzerten in den Stadien reichen, waren viele türkische Musiker bereits zu Gast, wie zum Beispiel Mikis Theodorakis, Zülfü Livaneli und Maria Farantouri.

50 Jahre Migration aus der Türkei

Zum 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei im Oktober 2011 ließ das KulturForum am Münchner Hauptbahnhof, dem zentralen Ankunftsort der sogenannten Gastarbeiter aus der Türkei und vielen anderen europäischen Ländern, eine Erinnerungstafel der Münchner Künstlerin Gülcan Turna anbringen. Zugleich erschien der Band "Auf Zeit. Für immer – Zuwanderer aus der Türkei erinnern sich" von Dorte Huneke und Jeannette Goddar, mit Erinnerungen des Gastarbeiters Ali, alias Günter Wallraff.

Preis für interkulturellen Dialog

Am 29. Juni 2012 erhielt das in Köln ansässige Kulturforum Türkei Deutschland den diesjährigen Kulturpreis der „Kulturpolitischen Gesellschaft“ (KuPoGe); in der Begründung hieß es, die KuPoGe zeichne damit "die beispielhafte Arbeit einer Einrichtung aus, die sich seit nahezu 20 Jahren unter dem Ehrenvorsitz von Günter Grass und Yasar Kemal um die interkulturelle Verständigung zwischen Deutschen und Türken in Deutschland verdient gemacht hat. Beharrliches Engagement, hochwertige Projekte und ein Dialog auf Augenhöhe waren dabei die Garanten des Erfolgs und der nachhaltigen Wirkung."