Kroatien steht vor einer Stichwahl
28. Dezember 2014Mit einer Stichwahl hatten Experten zwar gerechnet. Aber in allen Umfragen war der für die regierenden Sozialdemokraten erneut angetretene Präsident Ivo Josipovic (Artikelbild) als Favorit gehandelt worden. Nun fiel sein Vorsprung deutlich kleiner aus als erwartet.
Laut ersten Prognosen erhielt Josipovic rund 38,9 Prozent der Stimmen und hatte damit nur einen hauchdünnen Vorsprung vor der Oppositionskandidatin Kolinda Grabar-Kitarovic. Sie erhielt demnach 38,1 Prozent. Kitarovic ist die Ex-Außenministerin Kroatiens und tritt für die konservative Oppositionspartei HDZ an.
Wirtschaft im Mittelpunkt des Wahlkampfs
Wenn sich die Prognosen bestätigen und keiner der beiden Bestplatzierten die erforderliche absolute Mehrheit erhält, wird eine endgültige Entscheidung erst am 11. Januar in einer Stichwahl fallen.
Bei seiner ersten Wahl 2009 war der 57-Jährige Josipovic vor allem mit dem Versprechen angetreten, die Korruption zu bekämpfen. Tatsächlich wurden in den zurückliegenden Jahren ein Ministerpräsident und mehrere Minister wegen Korruption verurteilt.
Beide Rivalen versprachen im Wahlkampf, die schwache Wirtschaft anzukurbeln. Kroatien, seit Sommer 2013 EU-Mitglied, kommt seit sechs Jahren nicht aus einer schweren Wirtschaftskrise heraus. Die Arbeitslosenrate liegt bei 20 Prozent, bei den jungen Erwachsenen ist sogar jeder Zweite ohne Job. Die Präsidentenwahl gilt auch als Testlauf für die kroatischen Parteien vor der Parlamentswahl Ende 2015.
Ein vorwiegend repräsentatives Amt
Josipovic warb vor allem für eine Verfassungsänderung, die er für notwendig hält, um sein Land wettbewerbsfähiger zu machen. Außerdem versprach er, "für jeden Jugendlichen im Land einen Arbeitsplatz zu schaffen". Zuletzt hatte der Amtsinhaber sogar offen die sozialdemokratische Regierung seines Parteifreunds Zoran Milanovic kritisiert und ihr vorgeworfen, nicht energisch genug für eine Ankurbelung der Wirtschaft zu kämpfen.
Das kroatische Staatoberhaupt wird für fünf Jahre gewählt. Seine Aufgaben sind vor allem repräsentativer Natur. Allerdings obliegt dem Staatspräsidenten oder der Staatspräsidentin der Oberbefehl über die Streitkräfte sowie die Koordination der Außenpolitik in Zusammenarbeit mit der Regierung.
cw/kle (dpa, afp)